Erklärungsversuch
Keiner kann wechseln
Aber warum? Österreich ist ein Land, in dem Bargeld noch etwas wert ist
Österreich ist ein Land, in dem Bargeld noch was wert ist. Die europaweiten Bestrebungen, Scheine und Münzen durch Karten zu ersetzen, stoßen hier auf wenig Gegenliebe. Der Österreicher hat sein Geld gern bar aufs Handerl, schon Überweisungen sind ihm suspekt (siehe Burgtheater-Skandal), Registrierkassen werden als kafkaeske Behördenschikane verteufelt. Aber: Wehe, man braucht einmal dringend Kleingeld, etwa für eine Fahrkarte oder einen Parkschein, und kommt auf die Idee, sich in einem Geschäft oder Lokal einen Schein wechseln zu lassen. Man wird dann so angesehen, als hätte man etwas total Absurdes gefragt, etwa ob man sich eine Zahnbürste ausborgen darf. "Ich hab selbst so wenig Kleingeld!", heißt es meist nur achselzuckend. Es ist schon sehr unhöflich, fast hartherzig, eine relativ leicht zu erfüllende Bitte wie die nach Kleingeld abzulehnen. Immerhin handelt es sich offensichtlich um einen Notfall: Wer tut sich die peinliche Frage an, wenn es nicht wirklich wichtig ist? Und natürlich haben Kellner und Verkäufer meistens genug Münzen, um ein paar davon abzugeben. Rational erklärbar ist ihr Verhalten also nicht. Aber wahrscheinlich steckt tief in ihnen panische Angst davor, einmal in Kleingeldnot zu geraten. Sie wissen ja selbst am besten, dass ihnen dann niemand helfen wird. Erklärungsversuch Warum kann keiner wechseln?