Peter Pelinka
Die Union: sozial oder unbeliebt
Die EU ist 100 Jahre nach Beginn des 1. Weltkriegs wichtiger denn je.
Hundert Jahre nach Beginn des Ersten Weltkriegs, der zum Zweiten führte, ist es jedem denkenden Menschen klar, dass die Bildung der Europäischen Union ein entscheidender Lernprozess war: „Der Nationalismus hat die europäische Kultur, hat Europa zerstört“ (Stefan Zweig, 1942). Die Union als Friedensprojekt ist heute allgemein anerkannt, gewaltsame Konflikte in Europa, wie nach dem Zerfall Jugoslawiens, wären ohne sie wesentlich dramatischer verlaufen. Und auch heute, da rund um die Ukraine kein „heißer“ Krieg, wohl aber ein langwieriger „kalter“ droht, ist die EU zumindest Garant dafür, dass die großen Mächte des Kontinents nicht direkt gegeneinander agieren. Noch fehlt viel: „Europa, auf das heute fast ein Viertel des Weltsozialprodukts entfällt, hat sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu einem wirtschaftlichen Riesen entwickelt, politisch ist es aber ein Zwerg und militärisch ein Wurm geblieben“ (Hannes Androsch). Die EU ist immerhin ein wenig demokratischer geworden: auch wenn die nationalen Staats- und Regierungschefs weiter die entscheidende Rolle spielen (die eigentliche Regentin Angela Merkel halbwegs vernünftig), hat das Parlament mehr Rechte als jemals zuvor.