STEFAN MELICHAR
Gift-Skandal: gefährliches Absurdistan
225 Tage lang hat es gedauert, bis es Politikern und Behörden endlich gelungen ist, die mutmaßliche Quelle für die Verseuchung des Kärntner Görtschitztales mit dem Umweltgift Hexachlorbenzol (HCB) zu beseitigen. Und wer sich wundert, wie unkoordiniert da agiert wurde, sollte sich Folgendes vor Augen führen: Es gibt zwar die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) - die oberste Instanz für Lebensmittelsicherheit. Aber: Prüft die AGES das Futter, das vorne in eine Kuh hineinkommt, ist der Landwirtschaftsminister zuständig. Prüft sie die Milch, die beim Euter der Kuh herauskommt, ist die Gesundheitsministerin zuständig. Und prüft sie Lebensmittelproben für Bundesländerbehörden, sind diese zuständig. Und keiner spricht miteinander. Das Resultat: Jeder ist ein bisschen zuständig, aber niemand fühlt sich verantwortlich. Für Minister, Landesräte und Behördenleiter ist das praktisch. Für die Bürger kann es leider gefährlich sein. Das ist nicht das einzige Beispiel aus Österreichs Realverfassung, wo Absurdistan grüßen lässt. Dass sich 2015 viel daran ändern wird, ist wohl ein Wunsch ans Christkind.