Harry & Meghan: Was bedeutet ihr Rückzug für Thronfolge & Titel?

Hat der Schritt von Prinz Harry und seiner Frau Meghan, ihre königlichen Pflichten zurückzustellen, auch Auswirkungen auf die Thronfolge und die Titel?

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Es war ein kleines royales Erdbeben, das Prinz Harry und seine Frau Herzogin Meghan zu Anfang des neuen Jahres ausgelöst haben. Die beiden verkündeten, dass sie sich aus der ersten Reihe der Royals zurückziehen würden. "Wir wollen als ranghohe Mitglieder der Königsfamilie zurücktreten und arbeiten, um finanziell unabhängig zu werden", erklärte das Paar am Mittwoch in einer vom Buckingham-Palast verbreiteten Erklärung. Harry und Meghan kündigten an, künftig einen Teil des Jahres in Nordamerika zu verbringen.

Harry & Meghan: Keiner wusste von ihren Plänen

Dafür hagelte es viel Kritik. "Megxit" - eine Wortschöpfung aus Meghan und dem englischen Wort "exit" für Ausstieg - titelte die Boulevardzeitung "Sun" am Donnerstag und warf dem Herzog und der Herzogin von Sussex vor, einen "Bürgerkrieg" im britischen Palast entfacht zu haben.

»Schmerz«

"Sie haben es nicht einmal der Queen gesagt", empörte sich der "Daily Mirror" und nannte die überraschende Ankündigung von Harry und Meghan "egoistisch". Medienberichten zufolge hatte das Paar weder Harrys Großmutter Königin Elizabeth II. noch seinen Vater Kronprinz Charles im Voraus über seine Absicht informiert. Bei der BBC hieß es, die Entscheidung habe beim Königshaus nicht nur Enttäuschung, sondern "Schmerz" verursacht.

Doch was bedeutet der Rückzug für die Thronfolge und die Titel, die beide tragen?

Prinz Harry steht derzeit auf Platz sechs der britischen Thronfolge, sein Sohn Archie Mountbatten-Windsor rangiert auf Platz sieben. Daran wird sich durch die Entscheidung Meghans und Harrys nichts ändern. Denn die Thronfolge ist streng geregelt und gesetzlich verankert. "Die Thronfolge basiert auf Gesetzen (...) Es würde das Einschreiten des Parlaments erfordern, um eine Person aus der Thronfolge zu entfernen", erklärte Historikerin Marlene Koenig.

Verzicht auf "Königliche Hoheit"

Prinz Harry und seine Frau Meghan werden sich nicht länger "Königliche Hoheit" nennen, keine offiziellen Aufgaben für die Queen mehr übernehmen und das Geld für die Renovierung ihres Wohnsitzes zurückzahlen. Das teilte der Buckingham-Palast mit.

© Owen Humphreys / POOL / AFP Harry und Meghan wollen raus aus dem grellen royalen Licht

Prinz Harry wird von Prinz Charles erinnert: "Du bist nicht normal"

Nach dem angekündigten Rückzug Harry und Meghans vor knapp zwei Wochen hatte Königin Elizabeth II. eine rasche Entscheidung angekündigt. In Kraft treten sollen die Konsequenzen im Frühling.

Das Paket an Maßnahmen war deutlicher als es mancher erwartet hatte. Harry und Meghan selbst hatten zwar angekündigt, aus dem engen Kreis der Königsfamilie zurücktreten zu wollen und finanziell unabhängig zu werden. Doch sie betonten dabei ihre "Pflicht gegenüber der Queen" und wollten eine "progressive neue Rolle innerhalb dieser Institution" anstreben. Davon ist keine Rede mehr. Nun heißt es lediglich, die beiden seien in allem den Werten der Königin verpflichtet. Ein halb drinnen, halb draußen wird es nicht geben.

Schon lange heißt es, Prinz Charles wolle die Königsfamilie verkleinern, Harry und Meghan wollten mehr Unabhängigkeit - ist der Deal am Ende eine Lösung, von der alle profitieren? Daran gibt es Zweifel. Die Royal-Korrespondentin des Magazins "Vanity Fair", Katie Nicholl, befand, die Königsfamilie sei der eigentliche Verlierer bei der Sache. Harry und Meghan hätten den Royals eine "sehr magische und einzigartige Marke" beschert, sagte sie der BBC zufolge. Die Queen ließ sich am Sonntag beim Gottesdienstbesuch nahe dem Landsitz Sandringham dazu nichts anmerken. Sie lächelte wie immer stoisch.

»Harry, Meghan und Archie werden immer sehr geliebte Mitglieder meiner Familie sein«

Und vielleicht gibt es ja auch einen Weg zurück. Harry soll weiter ein Prinz bleiben und auch die Titel "Herzog und Herzogin von Sussex" bleiben den beiden erhalten. Der Titel "Königliche Hoheit" wird nicht ganz entzogen, Harry und Meghan können ihn nur nicht mehr verwenden. Auch an der Thronfolge ändert sich nichts, Harry steht ohnehin nur an sechster Stelle. Aus Palastkreisen verlautete, die Gespräche würden fortgesetzt, nach einem Jahr sollen die Änderungen überprüft werden. Das klingt, als würde die Tür möglicherweise doch einen Spalt offen bleiben.

Die Queen hatte sich in einer eigenen Mitteilung ungewöhnlich zugewandt und warmherzig gezeigt. "Harry, Meghan und Archie werden immer sehr geliebte Mitglieder meiner Familie sein", so Harrys Großmutter. Sie erkenne die Schwierigkeiten an, denen Harrys kleine Familie in den vergangenen zwei Jahren durch die Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit ausgesetzt gewesen sei. Sie unterstütze Harrys und Meghans Wunsch nach einem unabhängigeren Leben und sei "besonders stolz, wie Meghan so schnell ein Mitglied der Familie geworden ist". Die ganze Königsfamilie hoffe, dass die Entscheidung dem Paar ein "glückliches und friedliches neues Leben" ermögliche.

Palastkreisen zufolge ist noch unklar, was mit der Marke "Sussex Royal" geschehen soll, die sich das Paar angeblich bereits eintragen lassen wollte und nach der ihr Instagram-Auftritt benannt ist. Das dürfte vor allem eine Rolle spielen, wenn es um die Möglichkeiten der beiden geht, ihren Status zu Geld zu machen, beispielsweise mit dem Verkauf von Fanartikeln.

Auch andere Royals arbeiten und tragen weiterhin ihren Titel. So tragen beispielsweise die beiden Cousinen von Harry, Eugenie und Batrice, beide den Titel der Prinzessin, verdienen aber ihr eigenes Geld. So arbeitet Prinzessin Eugenie seit 2017 als Direktorin für die Kunstgalerie Hauser & Wirth. Ihre Schwester, Beatrice, arbeitet für Afiniti, ein US-amerikanisches Technologieunternehmen. Laut Firmen-Website ist sie "Vizepräsident für Partnerschaften und Strategie".

Welche Royals sonst noch ihr Geld selbst verdienen, sehen Sie im Video.

© Video: News.at

Harry und Meghan - In den Fußstapfen von Edward VIII

So manch ein Royals-Experte denkt bei der Entscheidung von Prinz Harry an die seines Ur-Großonkels King Edward VIII. Der Onkel der heutigen Queen stellte sein persönliches Glück vor das seines Landes. Er musste als König abdanken, nachdem er den Entschluss fasste, die geschiedene US-Bürgerin Wallis Simpson zu heiraten. Wallis Simpson galt damals in politischer, religiöser, sozialer und moralischer Hinsicht als inakzeptabel. Das Ereignis erschütterte die Nation vor dem Zweiten Weltkrieg nachhaltig.
Edward dankte 1936 ab und das Paar heiratete 1937 in einem französischen Schloss. Bis zum Tod von Edward lebten die beiden bei Paris im Exil. Die Bande zu den Royals durchschnitten.

© imago images / United Archives International Wallis Simpson und der ehemalige König Edward VIII, Herzog von Windsor

Sein Nachfolger und Bruder, König George VI., stellte den Dienst am Volk über alles, wie auch seine Tochter, die regierende Königin Elizabeth II.

Den "Windsor-Knoten" möchte Harry aber nicht zur Gänze durchtrennen. In seiner Tragweite vergleichbar ist der Schritt von Prinz Harry nicht.

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