Zwei Männer in Haft: Lange Serie von Überfällen auf Wiener Wettbüros geklärt

DNA-Analyse & mutiger deutscher Fernfahrer als Hilfe

Die Bande, die nach neuesten Erkenntnissen der Ermittler mindestens drei, womöglich aber mehr Mitglieder hatte, machte rund 138.000 Euro Gesamtbeute. Trotz einer verstärkten Überwachung potenzieller Tatorte konnten die Räuber lange Zeit unerkannt entkommen. Den entscheidenden Fehler begingen sie bei ihrem dreistesten Auftreten: In der Nacht auf vergangenen Sonntag schlugen sie innerhalb von weniger als einer viertel Stunde zwei Mal zu: in der Kreuzgasse in Währing und in der Mariannengasse am Alsergrund.

Am zweiten Tatort stießen sie zum ersten Mal auf heftige Gegenwehr: Ein Lokalgast erkannte die Pistole, die ihm die Räuber am Kopf ansetzten, als Attrappe. Der Fernfahrer (44) aus Deutschland rang einen der Männer nieder und verletzte ihn an einem Arm oder der Schulter. In diesem Täter sieht die Polizei den Hauptverdächtigen. Es handelt sich um den 31-jährigen Haci Aydin aus Wien. Hinweise auf seinen Aufenthaltsort nimmt die Polizei unter der Telefonnummer (01)31310/DW33100 (Gruppe Schaffer) oder DW33800 (Journal) entgegen.

In Haft befinden sich zwei mutmaßliche Komplizen. Im Fall von Israfil S. (27) führte ein DNA-Treffer zur Ausforschung. Er war laut Polizei mit Sicherheit am letzten Coup beteiligt. Nach der Rauferei mit Fernfahrer Uwe ließen die Räuber ihre Strumpfmasken und eine Waffe - eine Spielzeugpistole - zurück. Eine DNA-Spur an einer Haube überführte schließlich den wegen Gewaltdelikten amtsbekannten 27-Jährigen, sagte Tatortsspezialist Oberst Wolfgang Haupt von der Kriminaldirektion 3.

Gegen den zweiten Verdächtigen Senol T. (32) spricht u.a. eine passende Personenbeschreibung. Die Einsatzgruppe des Kriminalamtes nahm die beiden Männer am Donnerstag in einem Stiegenhaus in der Rauchfangkehrergase in Rudolfsheim-Fünfhaus fest.

Der Bande werden 19 Überfälle auf Wettbüros sowie jeweils einer auf einen Supermarkt und einen Sexshop zur Last gelegt. Damit ist auf einen Schlag die Hälfte der heuer begangenen Überfälle auf Spiellokale geklärt. Trotz der "herausragenden Serie" sei 2004 "dramatischer" gewesen, sagte Dr. Ernst Geiger, Leiter der Kriminaldirektion 1: Im Vergleichszeitraum des Vorjahres wurden 53 Wiener Wettlokale ausgeraubt, übers ganze Jahr waren es 91, 43 Fälle wurden geklärt.

Für die Mithilfe bei der Ergreifung der Räuber war eine Belohnung von 5.000 Euro ausgesetzt. Fernfahrer Uwe werde nicht leer ausgehen, versicherte Major Josef Kerbl vom Bundeskriminalamt. "Der Zeuge wurde zwar durch sein mutiges Einschreiten verletzt, legte aber letztendlich den Grundstein für den Erfolg der Spurensicherung, Spurenauswertung und Ermittlungen", bescheinigte ihm die Polizei. (apa)