Wer hat Angst
vor der Zentralmatura?

Deutsch-Reifeprüfungen gestartet: Was Schule und Schüler vor großer Prüfung sagen

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Bildung - Wer hat Angst
vor der Zentralmatura?

Schon bei der Lieferung in den vergangen Wochen kontrollierten die Empfänger - meist die Schulleiter - die Pakete mit den Aufgabenbögen, die sie vom Bundesinstitut für Bildungsforschung (Bifie) erhielten, auf Vollständigkeit. Die Aufgabenhefte selbst blieben aber bis zum Moment des Beginns der Klausuren geschlossen.

Direktor: Keine Verunsicherung bei Maturanten

An den Schulen laufen die Vorbereitungen bereits seit Tagen: Sie mussten etwa die Bögen vorbereiten und abstempeln, auf die die Maturanten dann schreiben. Seit ungefähr halb sieben Uhr war Schulleiter Hubert Kopeszki vom Goethe-Gymnasium in der Astgasse in Wien-Penzing am Tag X an seinem Arbeitsplatz. Der Festsaal, in dem zwei der drei Klassen, die heute die Deutschmatura in Angriff nehmen, die Prüfung ablegen, wurde vorbereitet. Die dritte Klasse - eine Computerklasse - legte ihre Klausur an Rechnern im Informatiksaal ab.

Die Premiere der Zentralmatura sei "sicher ein spannender Moment, aber das ist jede Matura", erklärte Kopeszki. Versiegelte Kuverts habe es auch früher gegeben - damals wusste man aber zumindest, worum sich die Themen drehen werden. "Jetzt ist es natürlich schon so, dass weder der Lehrer noch der Direktor, logischerweise die Schüler auch nicht, diese Angaben kennen." Da die heurigen Maturanten keinen anderen Ablauf kennen, könnten sie dadurch auch nicht zusätzlich verunsichert sein, so der Schulleiter.

Für die Lehrer und die Schule stellt sich die Situation möglicherweise anders dar, gibt Kopeszki zu bedenken. "Für uns hier am Goethe-Gymnasium ist das aber kein großer Unterschied, weil wir bei den Probeklausuren schon gesehen haben, dass die vorbereitenden Jahre sehr gut genützt wurden. Das heißt, unsere Schüler sind optimal vorbereitet." Das gelte aber wahrscheinlich nicht für alle Schulen: Aus Statistiken zu den Probeklausuren in Wien lasse sich ablesen, dass etwa in Mathematik "manche Klassen noch nicht firm sind", so Kopeszki. Manche Lehrer täten sich sicher noch schwer mit der Umstellung, denn nicht nur das Format sei anders, es werde auch "inhaltlich ein bisschen anders abgefragt".

Smartphone-Verbot bei Prüfung

Die Schüler und Eltern seien im Vorfeld nicht nervöser gewesen als in den Jahren davor. "Ich glaube, dass das eher durch die Medien aufgepusht wird", so der Schulleiter. Auch die Frage der unterschiedlichen Beginnzeiten und der damit verbundenen theoretischen Möglichkeit, dass Angaben mit Smartphones abfotografiert werden und im Internet auftauchen, sieht der Direktor "eher locker". Man habe mit dem Phänomen "Smartphone" umzugehen gelernt.

Zu Beginn der ersten Klausur im Festsaal der Schule um acht Uhr dreißig wurden die Telefone auch gleich in einer großen Box gesammelt. Mittlerweile eine Routine, auch bei Schularbeiten. Die Schüler suchten sich ihre Plätze, legten ihre Jause und Getränke für die 300 Minuten Bearbeitungszeit auf die Tische und erhielten einen Datenbogen und die Bögen, auf die sie schreiben. Die Aufgabenhefte kamen ganz zum Schluss. Dann wurde die Klausur mit dem Vorlesen eines standardisierten Satzes eingeläutet.

Maturant: "Habe nicht wirklich Angst"

"Ich habe nicht wirklich Angst, weil man kann ja auch nicht wirklich lernen. Also Deutsch kann man entweder oder nicht, man muss sich halt die Textsorten anschauen. Wir lassen uns überraschen, was kommt", erklärte Gregor Seemann, einer der Maturanten, kurz vor Einlass in den Festsaal. "Die Lehrer sind sehr nervös, die machen uns seit Wochen schon quasi 'Angst'", sagte der selbst nicht allzu nervös wirkende Schüler. Das liege daran, dass er sich durch die Schule sehr gut vorbereitet fühle. "Es wird nicht so schwer werden heute."

Termine im Mai

Nach Deutsch folgen Englisch (6. Mai), Spanisch bzw. die Volksgruppensprachen (jeweils 7. Mai), Französisch (8. Mai), Mathematik (11. Mai), Italienisch (12. Mai) sowie Latein und Griechisch (jeweils 13. Mai).

Die Klausuren dauern 270 Minuten (Ausnahme: Deutsch bzw. andere Unterrichtssprache mit 300 Minuten), die Beispiele werden am Tag nach der Prüfung veröffentlicht. An den berufsbildenden höheren Schulen (BHS) wird die neue Reifeprüfung erst 2015/16 verpflichtend. Allerdings erproben bereits heuer rund 7.000 BHS-Schüler im Rahmen von Schulversuchen die Zentralmatura in einem oder mehreren Fächern.

So werden die Aufgabenstellungen ausgewählt:

Wie die Zentralmatura aufgebaut ist

1. Vorwissenschaftliche Arbeit

  • Anmeldung in der 7. Klasse
  • Umfang 40.000 - 60.000 Zeichen
  • Maximal fünf Schüler pro Lehrer
  • Der Lehrer kann zwar das Thema ablehnen, aber den Schüler nicht.
  • Es erfolgt eine mündliche Präsentation

2. Schriftliche Matura (Zentralmatura)

  • Die Aufgaben werden großteils zentral erstellt (siehe Grafik oben).
  • Die Benotung erfolgt nach einem durch den Klassenlehrer vorgegebenen Bewertungsschlüssel.
  • Die Termine sind zentral festgelegt.
  • Es wird entweder in drei (verpflichtend sind Deutsch, Mathematik und die erste lebende Fremdsprache) oder in vier Fächern (zusätzliches Fach) schriftlich maturiert.
  • Ein Fünfer kann durch eine Kompensationsprüfung ausgebessert werden.

3. Mündliche Matura

  • Es erfolgen zwei oder drei mündliche Prüfungen - je nach Anzahl der schriftlichen Fächer.
  • Die Lehrer der Schule erstellen einen Pool mit 3 bis maximal 24 Themenbereichen pro Fach. Ein Schüler zieht zwei Themen, wählt davon eines aus und erhält dazu eine Frage.
  • Die Vorbereitungszeit beträgt mindestens 15 Minuten.
  • Die Beantwortung einer Frage soll in 10 - 20 Minuten erledigt sein.

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