20 Jahre für Putzfrau nach Raubmord

41-Jährige einstimmig verurteilt. Angeklagte entging nur knapp lebenslanger Strafe.

von Prozess gegen Putzfrau © Bild: APA/Georg Hochmuth

Bei der Strafbemessung habe man "gerade noch mit 20 Jahren" das Auslangen finden können, stellte Richter Andreas Böhm in der Urteilsbegründung fest. Es habe sich um "keinen geplanten Mord" gehandelt, sondern eine "unangemessene Überreaktion", daher habe man von einer lebenslangen Freiheitsstrafe Abstand genommen, sagte Böhm.

Tat "in Panik" ausgeführt

Nach mehrheitlicher Ansicht des Schwurgerichtshofs soll die Putzfrau vom Opfer beim Stehlen erwischt worden und "in Panik" geraten sein. Mildernd waren die bisherige Unbescholtenheit der Angeklagten sowie ihr Beitrag zur Wahrheitsfindung - nach ihrer Festnahme hatte sie die Polizei zu den Tatwaffen geführt. Sie hatte die Krücken der betagten Frau in der Donau versenkt. Erschwerend waren demgegenüber das Ausnützen ihrer Vertrauensstellung sowie die grausame Tatbegehung.

Auf die Spur der 41-Jährigen, die sich in der Verhandlung nur zum Diebstahl schuldig bekannt und die Tötung geleugnet hatte, war man aufgrund eines kleinen silbernen Ohrsteckers gekommen, den sie am Tatort verloren hatte. Wie Staatsanwältin Judith Ziska darlegte, hatte die Putzfrau von 2006 bis 2009 jeden zweiten Dienstag in der Wohnung des späteren Opfers in der Blumauergasse aufgeräumt. Weil Maria E. dann eine Reinigungskraft fand, die auch die Einkäufe erledigte, stellte sie diese ein und löste das Dienstverhältnis mit ihrer bisherigen Putzhilfe. Das gute Verhältnis zu dieser dürfte das nicht getrübt haben - als die 41-Jährige eines Tages bei ihr anläutete, öffnete ihr Maria E. die Tür, obwohl sie als äußerst vorsichtig galt und niemals Fremde in ihre Wohnung ließ.

16 Mal auf Opfer eingestochen

Sie wartete dem überraschenden Besuch Kekse und Kaffee auf. Als sich die 85-Jährige wegdrehte, weil sie einen Anruf erhielt, dürfte die Besucherin begonnen haben, nach Wertgegenständen und Bargeld Ausschau zu halten. Weil Maria E. das bemerkte, soll die 41-Jährige die gehbehinderte Frau mit ihren jeweils 572 Gramm schweren Krücken attackiert und ihr damit massive Kopf- und Gesichtsverletzungen zugefügt haben. Maria E. kam zu Sturz und versuchte wimmernd wegzurobben. Da holte die Angreiferin der Anklage zufolge aus der Küche ein Messer und stach dieses der 85-Jährigen 16 Mal in den Hals. Während die Frau verblutete, fand die Täterin rund 2.000 Euro und Goldmünzen und suchte damit das Weite.

Nach monatelangen Ermittlungen entdeckte die DNA-Expertin Christina Stein auf dem sichergestellten Ohrring nicht nur das Blut der Getöteten, sondern auch die genetischen Merkmale der früheren Putzfrau. Diese wurde daraufhin festgenommen, legte zunächst ein Geständnis ab und belastete erst nach drei Monaten U-Haft plötzlich ihren Ex-Freund. Die Frau behauptete nunmehr, auf dessen Befehl hin nur als Beitragstäterin gehandelt zu haben. Sie habe diesem erzählt, dass Maria E. viel Geld habe, er habe sie daraufhin überredet, zu der 85-Jährigen zu fahren und diese attackiert. Sie sei bei den Tötungshandlungen nur danebengestanden.

Ex beschuldigt

Der 44-jährige Mann, der auf Basis der Anschuldigungen seiner Ex vorübergehend in Haft genommen worden war, konnte allerdings ein Alibi vorlegen. Der Arbeiter hatte im Tatzeitraum nachweislich Gastronomie-Betriebe mit Getränken beliefert. Als Zeuge erklärte er nun zu den von seiner früheren Lebensgefährtin erhobenen Anschuldigen: "Da gibt's ka Diskussion. I waß net amal, wo die Wohnung is'. I hab' die Frau net kannt."

Er habe seine Freundin nicht mit dem Mord in Zusammenhang gebracht, als dieser in den Medien war. Seine damalige Partnerin habe die Zeitungsberichte mit der Bemerkung "Die arme Frau, die tut mir leid" kommentiert, erinnerte sich der Arbeiter. Er hatte im Sommer 2012 und damit rund zehn Monate vor der Festnahme der Putzfrau die Beziehung mit dieser beendet, nachdem es im Donaupark zu einer Rauferei zwischen den beiden gekommen war. Die Frau sei öfters "aufbrausend" gewesen und einmal sogar mit einem Messer auf ihn losgegangen, behauptete der Mann im Zeugenstand. Sie habe ihm auch eine Brieftasche mit 400 Euro und Golddukaten gestohlen.

Kommentare

Ich dachte "Putzfrau" ist heutzutage eine unangemessene Bezeichnung für diesen Beruf? Sagt man sonst nicht "Reinigungskraft"?
Naja bei einer Kriminellen kann man schon abwertend werden da ist es ok - scheint die Meinung des Verfassers des Artikels zu sein. Daraus folgt dass man einen schwarzen Mitmenschen dann also auch als "Neger" betiteln darf wenn er kriminell wird, oder wie?

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