Viele Ortstafel-Musterschüler in Europa: Österreich erfüllt Auflagen nur "teilweise"

Tschechien und Griechenland deutliche Nachzügler

Ein Paradebeispiel für Mehrsprachigkeit ist Südtirol. Dort gibt es überall zweisprachige Aufschriften, unabhängig vom Anteil der deutschsprachigen Minderheit. In jenen drei Tälern, in denen Ladinisch gesprochen wird, sind die Ortstafeln dreisprachig beschriftet. Doch auch auf die französische Minderheit in der Region Aosta, sowie auf die slowenische Minderheit in der Provinz Udine wird Rücksicht genommen. Mit ein Grund, warum Italien laut Studie die Kriterien vollständig erfüllt.

Auf regionale Dialekte wie etwa Friesisch und Plattdeutsch wird in Deutschland Rücksicht genommen. In mehreren Gemeinden in Nordfriesland gibt es zweisprachige Bezeichnungen. In Lausitz gibt es Ortstafeln für die sorbische Minderheit, unabhängig vom Prozentsatz. Weniger gut haben es hingegen die Dänen in Südschleswig, für die noch keine Regelung gefunden wurde. In Frankreich gibt es zweisprachige topographische Aufschriften für die deutsche Minderheit im Elsass und die bretonische in der Bretagne. Flächendeckend allerdings nur für die korsische Minderheit in Korsika.

In Spanien gelten in den gemischtsprachigen Regionen die jeweiligen Minderheitensprachen Katalonisch und Baskisch als Staatssprachen. Daher gibt es dort auch zweisprachige Beschriftungen. In Portugal gibt es lediglich in einer Gemeinde eine kleine spanisch sprechende Minderheit aber keine Topographieregelung.

Besonders großzügig geht auch Finnland mit zweisprachigen Aufschriften für die schwedische Minderheit um. In Lappland gibt es außerdem Aufschriften in den verschiedenen Sprachen der Sami, was oft zu viersprachigen Beschilderungen führt. Ebenso handhaben dies die Schweden, dort existieren im Gegenzug Beschriftungen in Sami und Finnisch.

Kompliziert wird es in zwei der Benelux-Staaten. In Belgien gibt es zwar mehrere Sprachgebiete (französisch, niederländisch und deutsch) - zweisprachige Aufschriften (französisch und niederländisch) gibt es jedoch nur in der Hauptstadt Brüssel. Die kleine deutsche Minderheit in Belgien verfügt über Aufschriften ausschließlich in ihrer Sprache. In den Niederlanden gibt es zwar eine wachsende Zahl von Ortstafeln in friesisch, jedoch keine eindeutige Regelung.

In Dänemark werden Minderheiten (Inuit und Färinger) in den topographischen Bezeichnungen auf den Färöern und Grönland berücksichtigt. Immer wieder vom Europarat kritisiert werden fehlende deutsche Aufschriften im Süden - aber auch fehlende dänische Bezeichnungen in Deutschland. In Großbritannien gibt es in Wales unabhängig von den Prozentsätzen zweisprachige Aufschriften, auch in Irland ist dies der Fall.

Schlusslicht in Sachen Minderheitenschutz war bis zum Beitritt der neuen Staaten Griechenland, das auf keine zweisprachigen Aufschriften verweisen kann. In Bulgarien und Tschechien werden die Auflagen hingegen "teilweise" erfüllt. In der Slowakei gibt es hingegen in manchen Regionen zweisprachige Aufschriften in ukrainisch, deutsch und ruthenisch. Auch Ungarn zeigt sich als Vorbild bei Minderheitenrechten, wo es zweisprachige Bezeichnungen für die deutsche und ukrainische Minderheit gibt. In Polen, das die Kriterien nicht ganz erfüllt, auf litauisch und ukrainisch.

In den baltischen Staaten sind mehrsprachige Aufschriften zum Teil umgesetzt, als Nachzügler zeigt sich laut Studie Lettland. Besonders stolz ist man in Rumänien auf seine Minderheiten. Dort kann man mitunter auf dreisprachige Ortstafeln stoßen. Und in Slowenien haben die ungarische und italienische Minderheit zweisprachige Ortstafeln, nicht aber für die offiziell 680 deutschsprachigen Slowenen.

(apa)