Verzetnitsch vor U-Ausschuss: Im
Dezember 2000 von Verlust informiert

Auszug aus dem offiziellen Parlamentsprotokoll

Ex-ÖGB-Präsident Fritz Verzetnitsch hat am 2. Februar 2007 vor dem parlamentarischen Banken-Untersuchungsausschuss zu den BAWAG-Geschäften als Auskunftsperson unter Wahrheitspflicht Stellung genommen. Dabei sagte Verzetnitsch, er sei im Dezember 2000 von dem dramatischen Verlust informiert worden. Ex-BAWAG-Aufsichtsratspräsident Günter Weninger hatte am gestrigen Montag im BAWAG-Prozess ausgesagt, er habe Verzetnitsch bereits im Herbst 1998 informiert. Im Folgenden ein Auszug aus dem offiziellen Protokoll der 12. Sitzung des U-Ausschusses:

"....Abgeordneter Mag. Andreas Schieder (SPÖ): Herr Verzetnitsch, als Eigentümervertreter oder als Präsident des Eigentümers der BAWAG-Bank wäre die erste Frage, die uns interessieren würde, nachdem die Karibik-Geschäfte einer der Hauptgründe waren, warum die Bank dann in wirtschaftliche Schwierigkeiten gekommen ist, wann und wie Sie von diesen Karibik-Geschäften und den daraus resultierenden Verlusten vor allem erfahren haben.

Friedrich Verzetnitsch: Soweit es sich auf die daraus resultierenden Verluste bezieht, bin ich im Dezember 2000 von dem wirklich dramatischen Verlust informiert worden. Ich habe das mit einem wirklichen Entsetzen zur Kenntnis genommen, weil es für mich völlig unverständlich war, dass eine einzelne Person einen solchen Schaden anrichten kann, ohne dass es hier dementsprechende Kontrollmaßnahmen gibt. Mir wurde aber dann sehr klar und deutlich erklärt, dass Herr Flöttl junior sich über die vereinbarten Kontrollinstanzen hinweggesetzt hat und hier eigenmächtig mit dem Vermögen, das ihm zur Verantwortung übergeben worden ist, spekuliert und daraus der Verlust entstanden sei, der, wie Sie wissen, sich rund um die 20 Milliarden Schilling bewegt hat.

Es wurde damals an mich die Frage gerichtet: Was tun wir in einem solchen Fall? Ich hatte dann auch Gelegenheit, mit dem damaligen Generaldirektor Elsner in ein Gespräch einzutreten und ihn gleichzeitig mit der Frage zu konfrontieren, wie es denn eigentlich zu einem solchen Verlust kommen konnte. Elsner - und auch Weninger - versicherten mir, dass, wie erwähnt, Flöttl junior sich über die Kontrollmaßnahmen hinweggesetzt hat, dieses auch in einem so genannten Geständnis zugegeben hat, das er selbst unterschrieben hätte, und darüber hinaus auch durch eine interne Prüfung klargestellt worden ist, dass das Geld tatsächlich verspekuliert worden ist und nicht irgendwo anders gelandet sein soll.

Auf die Frage, wie es denn weitergeht, sagten mir beide Herren, sie sind beim Erarbeiten eines Lösungsvorschlags, der mir dann auch im Jänner (2001, Anm. der APA) übermittelt worden ist. In Kenntnis dieses Lösungsvorschlags erschien es mir als das Sinnvollste, dass die Haftungserklärung, die ich gemeinsam - aus meiner Sicht statutengemäß - unterschrieben habe, abgegeben wird, damit der Schaden von der Bank, von den Mitarbeitern, aber auch vom Eigentümer abgewandt werden kann, weil es auch verbindliche Zusagen gab, dass der Schaden, der entstanden ist, über die Jahre abgearbeitet werden kann.

Darüber hinaus möchte ich noch hinzufügen, dass ich natürlich wie wahrscheinlich Sie alle aus der öffentlichen Berichterstattung über die Karibik-Geschäfte der BAWAG auch schon länger davor informiert war. Es hat ja im Jahr 1994 eine einschlägige öffentliche Debatte gegeben. Nachfolgend im Jahr 95 - auch öffentlich wahrgenommen - die Wiederaufnahme solcher Geschäfte, für die, zumindest soweit mir bekannt, auch mit Zustimmung der dementsprechenden Aufsichtsbehörden unter bestimmten Voraussetzungen wieder die Genehmigung erteilt worden ist. Weitere Auskünfte kann ich Ihnen darüber nicht geben. ....." (apa)