Verschleierung der Verluste durch Refco?
US-Broker führte wertlose Fonds für BAWAG

Anklage wirft BAWAG und Refco Verschleierung vor Kontakt laut Angeklagten über Treasurer Hackl

Die Kooperation der BAWAG mit Refco wurde im BAWAG-Prozess näher beleuchtet. Staatsanwalt Georg Krakow wollte den Zeitpunkt des Beginns der Kooperation der damaligen Gewerkschaftsbank mit dem später insolvent gewordenen US-Broker wissen. "Ist die Refco-Kooperation vor oder nach dem ersten Verlust mit Flöttl entstanden?" fragte Krakow.

Verschleierung der Verluste durch Refco?
US-Broker führte wertlose Fonds für BAWAG

Wolfgang Flöttl hatte nach eigenen Angaben im Oktober 1998 in wenigen Tagen 639 Mio. Dollar BAWAG-Gelder durch riskante Spekulationen verloren. Die Refco-Kooperation wurde von der BAWAG Anfang Oktober 1998 in Washington präsentiert.

Dazu wurde zunächst der Angeklagte Johann Zwettler befragt, während Ex-BAWAG-Chef Helmut Elsner den Saal verlassen musste. Zwettler, ehemals BAWAG-Vorstand und später BAWAG-Generaldirektor, hatte nach seinen Angaben erstmals im Sommer 1998 von einer möglichen Kooperation der Bank mit Refco gehört. Damals sei Thomas Hackl, ehemals Treasurer der Bank, von New York zurückgekommen und habe darüber berichtet. Elsner habe dann Refco-CEO Tom Dittmer in Wien zu Gesprächen getroffen. Laut Zwettler wurde die Kooperation mit Refco überlegt, um eine Clearingstelle in New York - unabhängig vom Hauptbankinstitut in Österreich - zu haben. Die Kooperation sei im Vorstand und im Aufsichtsrat beschlossen worden.

Elsner schilderte dann bei seiner Vernehmung ein etwas anderes Bild. Demnach könne er ausschließen, dass die Kooperation mit Refco erst 1998 begonnen habe. Der Kontakt sei jedenfalls über Hackl zustande gekommen, erklärte er: Hackl habe die BAWAG-Manager davon informiert, dass Refco in Europa eine Partnerbank suche, die nicht in denselben Geschäften wie Refco tätig sei. In Washington sei dann Anfang Oktober 1998 die Refco-Kooperation vor österreichischen Journalisten präsentiert worden, und "wir haben sicherlich nichts präsentiert, was nicht schon genehmigt worden ist", versicherte Elsner.

US-Broker Refco brach 2005 zusammen
Erst in einer Vorstandssitzung vom 17. November 1998 wurde die Kooperation mit Refco vorgetragen und beschlossen, im Aufsichtsrat wurde die Refco-Kooperation am 19. November 1998 genehmigt, erläuterte dann der Staatsanwalt. Der mitangeklagte Peter Nakowitz warf ein, dass der in Washington präsentierte Pressetext zur Refco-Kooperation "vorbehaltlich der Zustimmung der Gremien" gelautet habe.

Der US-Broker Refco ist kurz nach seinem Börsengang in New York im Herbst 2005 zusammengebrochen, da in den Büchern Verluste versteckt waren. In Folge der Refco-Insolvenz wurden auch die BAWAG-Verluste bekannt. Die BAWAG war zuvor mit offiziell 10 Prozent an dem US-Broker beteiligt gewesen. Im Zuge der Verschleierung der Riesen-Verluste von Wolfgang Flöttl wurden jahrelang wertlose Fonds bei Refco deponiert. Der Broker lieferte der BAWAG dafür jedoch Wertbestätigungen, so die Anklage.
(apa/red)