Von wegen Spatzenhirn!

Wiener Forscher zeigen, dass Raben, Papageien und Graugänse schlussfolgern können

von Verhaltensforschung - Von wegen Spatzenhirn! © Bild: Corbis

In einem vom Wissenschaftsfonds FWF geförderten Projekt wurden Raben, Papageien und Graugänse vor einfache Aufgaben gestellt. So sollten sie etwa nach dem Ausschlussprinzip das Futter links suchen, wenn es rechts nicht war oder sie sollten soziale Beziehungen erkennen und ableiten.

Die Ergebnisse des Forschungsteams rund um den Kurt Kotrschal sind erstaunlich. "Im Wesentlichen sehen wir: Im Vergleich zu Säugetieren sind Vögel im Bereich des logischen Denkens ziemlich auf einer Stufe. Einfache Operationen sind drin." Vor allem solche Vogelarten, die ihr Futter verstecken, können mit logischen Schlussfolgerungen arbeiten. "Man hat lange zu Unrecht gedacht, Vögel hätten das sprichwörtliche 'Spatzenhirn'", so Kotrschal im Gespräch mit der APA. Dabei sei die Anatomie des Vogelgehirns missinterpretiert worden. "Rein funktionell können sie alles, was wir Säugetiere auch können."

Schlaue Papageien
Die Unterschiede zwischen den Vogelarten waren auch für Kotrschal überraschend. Zum Teil ließen sie sich darauf zurückführen, dass die Tiere in ihrem Lebensalltag etwa Futter verstecken oder eben nicht - was den Rabenvögeln bei manchen Experimenten einen Vorteil verschaffte. Dagegen ließen die Untersuchungen den Schluss zu, dass die "generelle Intelligenz" bei den Papageien stärker ausgeprägt ist. "Grundstrukturen logischen Schlussfolgerns" fanden sie bei allen getesteten Arten.

Die logischen und sozialen Fähigkeiten von Tieren seien generell ein Thema, "das immens boomt", so Kotrschal. Den Vögeln habe man bisher am wenigsten zugetraut - vor allem, weil ihr Gehirn anders gebaut ist als das der Säuger. Gleichzeitig hätten Studien anderer Kognitionsbiologen erst kürzlich gezeigt, "dass wir, vom Fisch bis zum Menschen, ein gemeinsames soziales Hirn haben". Die selben Kerngebiete des sozio-sexuellen Verhaltens werden durch die selben Neurotransmitter gesteuert, "und das nach 450 Millionen Jahren - das ist doch ein entsetzlich konservatives Hirn", lacht Kotrschal. Echte soziale Beziehungen seien dadurch allerdings "quer durch die Wirbeltiere" möglich.