Berührende Rede von TV-Moderator über sein herzkrankes Baby

Jimmy Kimmel spricht über die Geburt seines Sohnes und kritisiert Trump

In einem berührenden Video erzählt der US-amerikanische Comedian und TV-Moderator Jimmy Kimmel, wie sein Sohn mit einem Herzfehler auf die Welt gekommen ist. Seine Emotionen kann er dabei kaum verbergen. Aber warum teilt er diese intime Geschichte mit der Öffentlichkeit?

von
USA - Berührende Rede von TV-Moderator über sein herzkrankes Baby

„Es ist eine traurige Geschichte, aber ich verspreche euch, sie hat ein Happy-End“, sagte Jimmy Kimmel mit Tränen in den Augen und zitternder Stimme. Das Happy End vorweg: Seinem Sohn Billy geht es gut. Die Ärzte konnten den Fehler in einer dreistündigen Operation für Erste beheben. Es seien die längsten drei Stunden in seinem Leben gewesen erzählt Kimmel. Wieso aber erzählt ein TV-Moderator so etwas? Nachdem er sich bei allen Beteiligten, bei den Ärzten, seinen Freunden und seiner Familie für ihre Unterstützung bedankt hat, fällt ein Name. Und dann weiß man, warum er seine Geschichte öffentlich macht. Trump.

»Keine Eltern sollten jemals entscheiden müssen, ob sie sich die Lebensrettung ihres Kindes überhaupt leisten können«

Trump schafft nämlich gerade das von Obama eingeführte Gesundheitssystem der Vereinigten Staaten ab. Es ist das Aus für „Obamacare“. 40 Prozent all derer, die darunter leiden würden, sind laut dem Moderator Kinder. „Uns wird immer eingetrichtert, dass wir im besten Land der Welt leben. Aber bis vor ein paar Jahren waren Millionen nicht krankenversichert. Wenn also jemand, so wie mein Sohn, mit einem Herzfehler auf die Welt kam, hatte der vielleicht nicht mal eine Chance auf Leben. Wenn dein Baby sterben wird, aber gar sterben müsste, sollte es keine Rolle spielen, wie viel Geld du verdienst. Ich habe im Krankenhaus viele Familien gesehen und keine Eltern sollten jemals entscheiden müssen, ob sie sich die Lebensrettung ihres Kindes überhaupt leisten können“ sagt Kimmel und kritisiert damit die Entscheidung von Trump. (Im Video zu sehen ab Minute elf).

© youtube / jimmy kimmel

Das US-Repräsentantenhaus hat die Abschaffung der Gesundheitsreform von Ex-Präsident Barack Obama beschlossen und Nachfolger Donald Trump damit einen wichtigen Sieg verschafft. Die Abgeordneten stimmten am Donnerstag mit hauchdünner Mehrheit von 217 zu 213 Stimmen für ein entsprechendes Gesetzesvorhaben. US-Präsident Donald Trump hatte im Wahlkampf versprochen, das als Obamacare bekannte Gesundheitssystem abzuschaffen und durch ein neues Modell zu ersetzen. Gegen die Abschaffung von Obamacare stimmten sämtliche Abgeordneten der Demokratischen Partei und rund 20 republikanische Parlamentarier. Im März war ein erster Gesetzentwurf für eine Gesundheitsreform gescheitert. Viele Republikaner lehnten das Nachfolgemodell für Obamacare ab, so dass die Vorlage kurz vor der geplanten Abstimmung zurückgezogen werden musste. Für Trump war dies eine herbe Niederlage.

»Obamacare ist im Prinzip tot«

Trump erklärte nach dem Votum im Repräsentantenhaus bei einem Auftritt im Rosengarten des Weißen Hauses, Obamacare sei "im Prinzip tot". "Wir werden es zur Strecke bringen, und dann werden wir uns einer Menge anderer Dinge zuwenden." Mit Blick auf die nun noch notwendige Zustimmung im Senat sagte er, er sei absolut zuversichtlich, dass der Gesetzentwurf angenommen werde.

Tausende Menschenleben konnten gerettet werden

Die Republikaner hatten im Wahlkampf unermüdlich gegen Obamas Gesundheitsreform Front gemacht. Sie wollen die allgemeine Versicherungspflicht wieder abschaffen und staatliche Zuschüsse und Programme kürzen. Die Demokraten argumentieren dagegen damit, dass durch Obamacare 20 Millionen zuvor unversicherte US-Bürger eine Gesundheitsversicherung erhalten haben. Das Gesundheitssystem habe zudem tausende Menschenleben gerettet, weil es Versicherungen gemäß Obamacare nicht länger erlaubt war, Versicherte mit Vorerkrankungen abzulehnen.

Millionen verlieren Krankheitsversicherung

Der US-Medizinerverband AMA hatte vor der Abstimmung im Abgeordnetenhaus gewarnt, Millionen von Amerikanern drohten mit dem Gesetz ihre Versicherung zu verlieren. Die Parteiführung der Republikaner zog aber offensichtlich letzten Endes genügend zuvor skeptische Abgeordnete mit der Zusage auf ihre Seite, acht Milliarden Dollar zusätzlich bereitzustellen, um die Versicherungskosten für Menschen mit Vorerkrankungen abzudecken. Gesundheitsexperten halten diese Summe allerdings für lächerlich niedrig.

Änderungen im Gesundheitsbereich

Eine weitere Änderung betrifft Menschen mit Vorerkrankungen. Gemäß Obamacare durften Versicherte mit Vorerkrankungen nicht von Versicherungen abgelehnt werden. In dem derzeitigen Entwurf kann nun jeder US-Staat darüber entscheiden. Ebenso freie Hand haben die Staaten dabei, welche Leistungen im Gesundheitsbereich durch Versicherer abgedeckt werden. Bei Obamacare waren wichtige Leistungen im Gesundheitsbereich durch Versicherer abgedeckt, wie etwa die Notaufnahme, Krebsbehandlung, jährliche Untersuchung, verschreibungspflichtige Arzneimittelkosten.
Der Entwurf sieht im Gegensatz zu "Obamacare" tendenziell weniger Geld für die US-Staaten bei der Bezahlung von "Medicaid" vor, einer Art medizinische Grundsicherung für Bedürftige - also etwa für Arbeitslose oder Langzeitkranke. Bisher garantierte die US-Regierung den 50 US-Staaten, dass sie für jeden Dollar, den sie für Medicaid ausgeben, einen Dollar Zuschuss bekommen. Trump will die Zuschüsse über Pauschalen deckeln. Er will die Staaten so zum Sparen zwingen. Praktiker befürchten Einschnitte bei den Leistungen.