UNO warnt vor humanitärer Katastrophe in Myanmar

Myanmar vermint offenbar Grenze zu Bangladesch

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Nach UNO-Angaben sind innerhalb von zwölf Tagen nahezu 150.000 Rohingya ins benachbarte Bangladesch geflohen. Offenbar will Myanmar mit der Verminung der Landgrenze zu Bangladesch verhindern, dass die mittlerweile 233.000 geflohenen Angehörigen der Minderheit zurückkehren können. Während in muslimischen Staaten die Proteste gegen die Regierung Myanmars zunahmen, unterstützte Indiens Ministerpräsident Narenda Modi den Kurs von De-Facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi.

Guterres warnte vor einer ethnischen Säuberung in Myanmar, die die ganze Region destabilisieren könnte. Aus Cox's Basar, einem Küstenort in Bangladesch, wo viele Rohingya in Booten ankommen, berichtete ein UNO-Mitarbeiter, die Flüchtlinge kämen ohne jeden Besitz, es fehle an Nahrungsmitteln. "Das ist jetzt eine große Sorge - wo bekommen wir Essen her wenigstens für die Alten, die Kinder und die Frauen, die ohne ihre Ehemänner gekommen sind?"

Die Berichte heizten Proteste in muslimischen Staaten an: In Indonesien gingen Tausende Menschen, angeführt von islamischen Gruppierungen, auf die Straße. In der Hauptstadt Jakarta wurden Straßen zur Botschaft Myanmars blockiert und Stacheldraht-Barrieren aufgebaut. Die Menge rief "Allahu Akbar", "Schlachtet Myanmar" und "Brennt die Botschaft nieder". Ein Redner forderte, Muslime müssten in Myanmar genauso respektiert werden wie Buddhisten in Indonesien.

Auch in Malaysias Hauptstadt Kuala Lumpur kam es zu Protesten. Am Mittwoch wurde der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu in Myanmar erwartet. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte das Vorgehen gegen die Rohingya als Genozid bezeichnet.

Nach Informationen aus Regierungskreisen in Bangladesch wurden an einem Teil der Grenze Landminen platziert. Damit sollten vermutlich die aus Myanmar geflohenen muslimischen Rohingya an einer Rückkehr gehindert werden, sagten zwei Insider in Bangladeschs Hauptstadt Dhaka. Die Regierung von Bangladesch werde dagegen Protest einlegen. "Sie legen die Landminen auf ihrem Gebiet entlang des Stacheldrahtzauns aus", sagte einer der Insider. Davon habe Bangladesch von Informanten sowie durch Beweisfotos erfahren. Zudem hätten die heimischen Truppen mehrere Gruppen beobachtet, die in der Nähe der Grenzzäune etwas im Boden vergraben hätten.

Bangladeschs Innenministerium reagierte zunächst nicht auf eine Anfrage. In Myanmar hieß es in Militärkreisen, Landminen seien in den 1990er Jahren ausgelegt worden. Seitdem versuche das Militär allerdings, die Minen wieder zu entfernen und habe keine neuen platziert.

Unterstützung erhielt die Regierung von Friedensnobelpreisträgerin Suu Kyi durch Indien. "Wir teilen die Sorgen über die Gewalt von Extremisten in der (Provinz) Rakhine und insbesondere über die Angriffe auf Sicherheitskräfte", sagte Ministerpräsident Modi nach einem Treffen mit Suu Kyi. Myanmar und Indien hätten ähnliche Sicherheitsinteressen in der Region. Modi bezog sich mit seiner Stellungnahme auf koordinierte Angriffe von Extremisten auf Kasernen und Polizeistationen am 25. August. Das Militär hatte daraufhin umfangreiche Einsätze im Siedlungsgebiet der muslimischen Minderheit gestartet.

Suu Kyi meldete sich erstmals seit Beginn der Kämpfe vergangene Woche zu Wort. Die Friedensnobelpreisträgerin bekräftigte, die Maßnahmen richteten sich gegen "Terroristen". Diese seien auch für einen "riesigen Eisberg an Fehlinformationen" über die Gewalt in Rakhine verantwortlich. Sie äußerte sich nicht über die nach Bangladesch geflohenen Rohingya. In der Erklärung Suu Kyis hieß es: "Der Terrorismus ist neu (in Myanmar), aber die Regierung wird ihr Bestes tun, um sicherzustellen, dass er sich nicht in ganz Rakhine ausbreitet."

Während ihrer Flucht nach Bangladesch sterben immer wieder Menschen im Grenzfluss Naf. Am Mittwoch ertranken mindestens acht Menschen, insgesamt kenterten elf Boote mit Rohingya-Flüchtlingen. An Bord jedes Bootes waren nach Angaben eines örtlichen Behördensprechers mindestens 25 Passagiere. Einige von ihnen seien an Land geschwommen, viele würden noch vermisst.

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