Unglaublicher ÖSV-Abschluss der Langlauf- Bewerbe: Michael Botwinow holt "Bronze"!

Nur 0,9 Sekunden hinter Sieger di Centa (Italien) ÖSV-Athlet gerührt: "Unser Team hat es verdient"

Nach einer Woche voll von Doping-Anschuldigungen gegen die ÖSV-Langläufer und Biathleten gab der Wahl-Salzburger eine sportliche Antwort. Er sprintete 0,9 Sekunden hinter dem siegreichen Italiener Giorgio di Centa und 0,1 hinter dem Doppelverfolgungs-Sieger Jewgenij Dementjew (RUS) zu seiner zweiten Olympia-Medaille nach Silber in Salt Lake City 2002.

Botwinow: "Unser Team hat es verdient"
"Ich habe gedacht, ich muss alles geben heute. Bis zur Ziellinie habe ich nicht gewusst, ob ich es schaffe oder nicht. Ich bin nicht gewohnt, dass ich im Sprint gegen die Jungen gewinne", meinte Botwinow und rang um Fassung. Dank privaten Glücks - Botwinow hat einen einjährigen Sohn namens Luca Nicolas - erlebt er auch sportlich einen neuen Frühling. "Unser Team hat es verdient, dass so ein Ergebnis eingefahren wird", freute sich der Jungvater mit Betreuern und Skitechnikern.

Der vom ÖSV entlassene Cheftrainer Walter Mayer wird das Rennen in der Klinik in Klagenfurt mit Freude verfolgt haben. Er hatte vor Beginn der Affäre auf Gold für Botwinow getippt.

Doping-Affäre nur aus Ferne mitbekommen
Botwinow war erst am Freitag zu Mitternacht aus Obertauern in den Olympia-Ort zurückgekommen, den er nach dem Auftaktrennen (Rang sieben in der Doppelverfolgung) zwei Wochen zuvor wegen einer Erkältung verlassen hatte. Eine Woche konnte er wegen Fieber nicht trainieren, doch in den vergangenen Tagen fühlte er sich neu gestärkt. "Dass ich die Doping-Affäre nur aus der Ferne mitbekommen habe, hat mir viel Kraft und Energie gespart", sagte er.

Botwinow hatte das Rennen ab der Halbdistanz mitbestimmt. Er versuchte mehrfach, sich in Steigungen abzusetzen. Eine vorzeitige Entscheidung schien die einzige Chance für das Kraftpaket, das zuvor mehrmals in wichtigen Rennen im Sprint den Kürzeren gezogen hatte. Doch das gelang nicht - nach 48 Kilometern und nach der letzten Steigung waren immer noch rund ein Dutzend Läufer vorne dabei.

Als Fünfter ging Botwinow in die letzte Abfahrt, doch nach der letzten Kuppe war er plötzlich ganz vorne. Nicht zuletzt dank seiner optimal präparierten Ski. Auf der langen Zielgeraden schien er zunächst zurückzufallen, flog aber im Finish mit voller Kraft sprintend förmlich an seinen Rivalen vorbei.

Gandler: "Alle Hüte, die ich habe, muss ich ziehen"
Markus Gandler war zunächst sprachlos. "Da fällt jetzt so viel herunter. Dass der Boti so gut sprinten kann ..., ich habe keine Worte mehr. Alle Hüte, die ich habe, muss ich heute vor ihm ziehen. Das Team, das ich hier gehabt habe, das war sensationell", meinte der ÖSV-Sportdirektor. "Der Fünfziger war Botwinows letzte Chance auf eine Olympia-Medaille und die hat er genützt wie ein Profi. Unvorstellbar. Wenn mich nicht alles täuscht, muss ihm IOC-Präsident Jacques Rogge die Medaille umhängen", sagte Gandler voller Genugtuung. "Wichtig ist, dass wir jetzt doch noch mit einer Medaille wegfahren von da."

Ergebnis:
1. Giorgio di Centa ITA 2:06:11,8 Stunden
2. Jewgenij Dementjew RUS +0,8 Sekunden
3. Michail Botwinow AUT 0,9
4. Emmanuel Jonnier FRA 1,7
5. Pietro Piller Cottrer ITA 2,2
6. Anders Södergren SWE 2,3
7. Martin Koukal CZE 3,1
8. Jiri Magal CZE 3,3
9. Vincent Vittoz FRA 4,6
10. Mathias Fredriksson SWE 5,3
11. Jean Marc Gaillard FRA 8,1
12. Sergei Dolidowitch BLR 10,6
13. Maxim Odnodwortsew KZK 11,6
14. Martin Bajcicak SVK 13,1
15. Tord Asle Gjerdalen NOR 14,4

(apa/red)