Tschernobyl erhält eine neue Schutzhülle:
Megaprojekt kostet circa eine Millarde Euro

Die neue Schutzhülle könne circa 100 Jahre halten 960 Bauarbeiter stehen unter medizinischer Kontrolle

Tschernobyl erhält eine neue Schutzhülle:
Megaprojekt kostet circa eine Millarde Euro

"Wir haben heute den ersten Stein für den Bau eines sicheren Sarkophags gelegt", sagte Präsident Viktor Juschtschenko nach Angaben der Agentur Interfax bei der Vertragsunterzeichnung.

Ökologisch ungefährliches Objekt?
Der Schutzmantel soll nach der schlimmsten Katastrophe in der Geschichte der zivilen Nutzung der Atomenergie vor 21 Jahren verhindern, dass radioaktive Partikel aus den Überresten des Reaktors austreten. Das 505 Millionen Dollar (364,3 Millionen Euro) teure Projekt werde den Reaktor zu einem "ökologisch ungefährlichen" Objekt machen, sagte der stellvertretende Leiter der Präsidialverwaltung, Alexander Tschaly.

Provisorische Schutzhülle nicht mehr sicher
Die alte, nach der Reaktorexplosion im April 1986 provisorisch gegossene Schutzhülle ist durch die Witterung mittlerweile durchlässig geworden. Unter ihr lagern nach Expertenschätzungen 200 Tonnen radioaktives Material.

Eine Milliarde Euro für den "Schutzpunker"
Finanziert wird der Bau der neuen Schutzhülle von der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE). Sie rechnet insgesamt mit Kosten von 1,39 Milliarden Dollar (eine Milliarde Euro), um die Folgen des Unfalls zu bewältigen. Dazu gehört auch ein Lager für abgebrannte Brennelemente der übrigen drei Reaktoren von Tschernobyl, das die US-Firma Holtec International bauen soll. Der letzte Block ging im Dezember 2000, 16 Jahre nach der Katastrophe, vom Netz.

Ein Sarkophag für die Ewigkeit?
Die neue Schutzhülle ist nach Angaben der EBWE 105 Meter hoch und 150 Meter lang. Sie wiegt 18.000 Tonnen und damit dreimal so viel wie der Eiffelturm, wie die Zeitung "Le Figaro" schrieb. Sie könne 100 Jahre halten. Aus Sicherheitsgründen wird die Hülle außerhalb der kontaminierten Zone gebaut, um dann über Schienen über den Sarkophag geschoben zu werden. 900 Bauarbeiter aus der Ukraine und 60 Ausländer werden eingesetzt und ständig von Ärzten auf Verstrahlung untersucht werden. Die Bauarbeiten sollen Ende des Jahres beginnen und viereinhalb Jahre dauern.

Im Atomkraftwerk Tschernobyl, 100 Kilometer nördlich von Kiew, war am 26. April 1986 der vierte Reaktorblock nach einem fehlgeschlagenen Experiment explodiert. Die Katastrophe forderte nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation zwischen 14.000 und 17.000 Menschenleben. Die radioaktive Wolke traf Millionen Menschen in Nord- und Osteuropa, auch in Österreich wurde erhöhte Strahlung gemessen. In der Grenzregion zwischen der Ukraine und Weißrussland leiden bis heute viele Menschen an den Folgen der radioaktiven Verstrahlung. (apa/red)