Tragisches Ende: US-Schriftstellerin
Susan Sontag an Krebs gestorben

Sorgte zuletzt mit Kritik am Irak-Krieg für Schlagzeilen

Zuletzt erregte Sontag mit ihrer Ablehnung des Irak-Kriegs Aufsehen. Sie zweifelte offen die Begründungen von US-Präsident George W. Bush für den Krieg an und warnte, dass der Irak nach Saddam Hussein in die Hände von Islamisten fallen könne. Sontag war dennoch keine Pazifistin. Militärische Einsätze hieß sie gut, wenn Völkermord gestoppt werden sollte. Die NATO-Interventionen in Bosnien und im Kosovo hielt sie deshalb für richtig.

Die Autorin und Menschenrechtlerin war auch bekannt als Kunst- und Kulturkritikerin. Sie drehte ferner vier Filme und brachte Theaterstücke auf die Bühne. Sontags rastloser Geist schuf ein breit gefächertes Werk aus Romanen, Essays, Theaterstücken und Drehbüchern, das in mehr als 30 Sprachen übersetzt wurde und in dem sich die Turbulenzen ihres Lebens und ihrer Generation spiegelten. Im Jahr 2000 erhielt sie für ihren historischen Roman "In America" den renommierten US-Literaturpreis "National Book Award" erhalten.

Sontag, das "Wunderkind"
Sontag galt als "Wunderkind", das mit sieben Jahren die ersten Gedichte und Geschichten schrieb und bereits im Alter von 15 Jahren ein geisteswissenschaftliches Hochschulstudium begann. Auch sonst war sie ein Frühstarter: Mit 17 heiratete sie einen Soziologiedozenten, mit 19 wurde sie Mutter eines Sohnes - er blieb ihr einziges Kind.

Mit 26 Jahren ließ sich die überzeugte Feministin scheiden, danach begann ihr schriftstellerisches Leben. Als 30-Jährige veröffentlichte sie ihren ersten Roman "Der Wohltäter". Vor allem mit den Essaybänden "Notes on Camp" und "Gegen Interpretation" machte sie in den sechziger Jahren Furore. In ihrem Werk "Das Leiden anderer betrachten" setzte sie sich mit der Kriegsfotografie auseinander. Das Werk wurde durch ihre vielen Besuche in Sarajevo während des Bürgerkriegs inspiriert.

Bereits seit den Sechzigern sorgte Sontag mit politischer Polemik für Schlagzeilen. Während des Vietnam-Kriegs erregte sie die konservativen Kreise, als sie sagte, Amerika sei "auf den Völkermord gegründet". Nie war der Hass auf Sontag aber so intensiv wie nach dem 11. September. Weil sie die Anschläge als "Konsequenz der Politik, Interessen und Handlungen" der USA erklärte, wurde sie mit Beschimpfungen und Morddrohungen überschwemmt. Bush missbrauche die Anschläge als "Einfallstor" für eine Politik der "militärischen Expansion". (apa/red)