Tödlicher Einsturz eines Hauses in Istanbul:
Zwei Frauen kamen bei Unglück ums Leben

Nachbar konnte viele Bewohner rechtzeitig warnen Behörden weisen erste Schuld-Vorwürfe von sich

Tödlicher Einsturz eines Hauses in Istanbul:
Zwei Frauen kamen bei Unglück ums Leben

Offizielle Angaben über die Einsturzursache lagen zunächst nicht vor. Der Chef eines Rettungsteams äußerte die Vermutung, dass Pfusch am Bau den Einsturz verursachte. Erst kürzlich sei im Dach eine Betondecke eingezogen worden.

Die Aufmerksamkeit eines Teehaus-Betreibers im Erdgeschoss des Hauses im Stadtteil Zeytinburnu im europäischen Teil Istanbuls verhinderte Schlimmeres: Kurz nach Mitternacht (23.40 Uhr MEZ) hörte Teehaus-Betreiber Ilhan Karadeniz nach eigenen Angaben verdächtige Geräusche, die von den Stützpfeilern des Gebäudes kamen. In den Minuten darauf alarmierte er die Hausbewohner, von denen es einige noch nach draußen schafften. Andere waren noch auf der Treppe, als das Haus einstürzte. Das Haus war im Jahr 1987 gebaut worden und hatte acht Wohnungen.

Rettungsmannschaften suchten die ganze Nacht mit Hunden und modernem Gerät nach Überlebenden. Kurz vor Mittag wurde die Suche für beendet erklärt. Bagger begannen anschließend damit, die Trümmer des Hauses abzutragen. Einige Gebäude in der Nachbarschaft waren vorsorglich evakuiert worden.

Bülent Gündüz, der Leiter einer Rettungsmannschaft, beschrieb die kürzlich eingezogene Betondecke als zwanzig Zentimeter dicke Schicht im obersten Stockwerk des Hauses. Möglicherweise sei das zu viel für das Gebäude gewesen. Der türkische Nachrichtensender NTV meldete, es sei noch nicht klar, ob die Betondecke zur Dachverstärkung gedacht gewesen sei oder als Vorbereitung einer illegalen Gebäudeerweiterung: In der Türkei werden vielerorts zusätzliche Geschosse auf fertige Häuser gesetzt, ohne dass dafür Genehmigungen oder statische Berechnungen vorliegen.

Bürgermeister Kadir Topbas sagte, möglicherweise gehe der Einsturz auch darauf zurück, dass der Rauch aus dem Ofen einer Bäckerei im Kellergeschoss die Stützpfeiler mürbe gemacht habe. Zudem werde untersucht, ob einige Stahlträger in dem Haus illegal beseitigt worden seien, um Platz für einen Saal zu schaffen. Die Behörden dementierten Medienberichte, nach denen das Haus in Zeytinburnu wegen einiger bei dem Erdbeben nahe Istanbul vor acht Jahren aufgetretenen Schäden für unbewohnbar erklärt worden war. Bei dem Beben 100 Kilometer südöstlich der Stadt waren rund 20.000 Menschen ums Leben gekommen.

Topbas beklagte im Fernsehen die weit verbreitete Verwendung minderwertigen Materials bei Bauvorhaben in Istanbul. Tausende Gebäude in der Stadt wurden ohne Genehmigung errichtet; staatliche Kontrollen bleiben meistens aus. Experten befürchten deshalb für den Fall eines neuen Erdbebens eine Katastrophe.

(apa/red)