Sofia Coppola meets Paris Hilton

"The Bling Ring" beobachtet reiche Teenies beim Einbruch in Promi-Villen

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  • The Bling Ring
    Bild 1 von 14 © Bild: Tobis

    The Bling Ring von Sofia Coppola

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    The Bling Ring von Sofia Coppola

Aber von vorne: Rebecca, Nicki, Chloe und Sam sind vier Teenager in Los Angeles. Sie leben in Wohlstand und müssen sich um kaum etwas sorgen. Den Kids ist langweilig. Der wichtigste Begleiter in ihrem Leben ist das Smartphone, mit dem jeder Moment festgehalten und in den sozialen Kanälen geteilt wird. Wer trägt welche Klamotten, wer feiert wo, wer sieht wie aus? Das sind die Fragen, die sie beschäftigen: Das ganze Leben, eine einzige Selbstdarstellung.

Doch auch das hundertste neue Kleidungsstück oder die zigste durchtanzte Nacht in den angesagten Clubs in der Stadt der Engel verliert irgendwann an Reiz.

Auf der Suche nach dem Kick

Ein neuer Kick muss her. Das Abenteuer findet die „Bling Ring“-Clique, der seit kurzem auch der männliche Neuzugang Mark angehört, eben in Einbrüchen bei den Stars der Stadt. Über Facebook und Blogs eruieren sie die Adresse von It-Girl Paris Hilton. Warum also nicht einmal die Villa der prominenten Erbin besuchen, wenn sie gerade nicht in der Stadt ist? Und als ob Paris Hilton ohnehin damit einverstanden wäre, hat sie den Schlüssel auch unter der Türmatte hinterlassen. So problemlos wie das Vorhaben klappt, kann man doch gleich auch noch andere Promi-Villen besuchen – und dabei auch das eine oder andere Kleidungsstück und Accessoire mitnehmen. Die Stars der Stadt haben ja ohnehin genug davon: „I wanna rob“, formuliert Nicki es herzlich nonchalant.

Aus dem Diebes-Streifzug durch Los Angeles entwickelt sich ein wahrer Rausch. Dass die Teenager dabei einmal von einer Überwachungskamera aufgezeichnet werden, ist kein Rückschlag, sondern im Gegenteil ein Ansporn. Man ist stolz auf die Taten und hofft insgeheim, dass die Kameras beim nächsten Mal vielleicht doch das Gesicht erwischen und so zum Held aller Star-Aficionados wird.

"The Bling Ring"-Trailer

Was wie ein spannender Streifzug durch Hollywoods Promiwelt klingt, fängt auch so an. Doch es wäre nicht Sofia Coppola, würde die Regisseurin nicht eine Abzweigung nehmen, bevor sie bei einem Film angelangt, den sich der Zuschauer hier erwarten würde. Was in diesem Fall aber nicht unbedingt die beste Abzweigung war. Coppola zeigt in langen Szenen die Jugendlichen beim Einbrechen und filmt die Villen (Paris Hilton stellte tatsächlich ihr Haus zur Verfügung) im Detail ab. All das ist anfangs nett anzusehen und von Regie-Seite schön umgesetzt. So begeistert eine mehrminütige Szene, in der die Kids in eine fast nur aus Glas bestehende Villa einsteigen. Denn zu sehen ist das Haus aus der Vogelperspektive mit beleuchteten Fenstern im sonst dunklen Umland.

Gefangen im Rausch

Allerdings findet Coppola aus diesem Diebes-Rausch ebenso nicht mehr hinaus wie ihre Protagonisten. Der Thrill, den man als Zuschauer bei den ersten paar Einbrüchen miterlebt, legt sich bald, doch die Einbruchs-Szenen nehmen kein Ende. Dieser starke Fokus geht zulasten einer scharfen Charakterzeichnung der Teenager, was ein fehlendes Einfühlvermögen mit sich bringt. Zu sehen sind die Jugendlichen immer nur beim Stylen, Einbrechen, Feiern, Posten. Tiefgehende Gespräche gibt es ebenso wenig wie eine Analyse ihrer Motivationen.
Vielleicht ist es aber genau das, was Coppola damit erreichen wollte: Sie lässt den Zuschauer am eigenen Leib fühlen, wie es den Protagonisten geht, anstatt es ihnen am Silbertablett zu servieren.

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