Strasser "fast schon paranoid"

Frühere Wiener Büroleiterin des EU-Parlamentariers sagt als Zeugin aus

von Ernst Strasser vor Gericht. © Bild: APA/HELMUT FOHRINGER

Gridling gab im Zeugenstand an, er habe erst nach Auffliegen der Korruptions-Affäre um Strasser von der Vermutung des ehemaligen Innenministers erfahren, ihm, Strasser, sei ein Geheimdienst auf den Fersen. Strasser habe ihn im April 2011 "um Rat gebeten, weil er die Einladung eines russischen Geschäftspartners zu einem Konzert hatte", sagte der BVT-Chef. Der Ex-Minister habe diesen Umstand mit einem Geheimdienst in Verbindung gebracht.

Auf die Frage von Richter Georg Olschak, ob auch von einem "westlichen Geheimdienst" die Rede gewesen sei, erklärte Gridling, er habe Strasser auf die vermeintliche Londoner Lobbying-Agentur Bergman & Lynch angesprochen, hinter der sich die beiden britischen Aufdeckungs-Journalisten getarnt hatten, denen Strasser auf den Leim gegangen war. Strasser habe die Frage verneint, ob Bergman & Lynch mit einem Geheimdienst zu tun haben könnten.

Strasser wollte "pfannenfertige Unterlagen" liefern

Strasser behauptet bekanntlich, das Spiel der Journalisten von Anfang an durchschaut und sich nur zum Schein auf die Gespräche mit den falschen Lobbyisten eingelassen zu haben, weil er den Verdacht hatte, im Visier eines Geheimdiensts zu stehen. Er habe die Agenten bzw. deren Auftraggeber aufdecken wollen. Zum BVT sei er deshalb nicht gegangen, weil man dem Verfassungsschutz einerseits "pfannenfertige Unterlagen" liefern müsse und er andererseits befürchtet hätte, mit seinen noch vagen Hinweisen "von denen ausgelacht" zu werden, wie der Angeklagte in der Vorwoche festgestellt hatte.

"Fast schon paranoid"

Zuvor hatte eine Ex-Assistentin Strassers erzählt, sie sei bei Anrufen bei Bergman & Lynch stets auf einem Anrufbeantworter gelandet: "Drei Sekunden später hat man einen Rückruf erhalten. Das war teilweise sehr auffällig." Sie habe das auch mit Kolleginnen besprochen. Im Herbst 2010 habe Strasser erstmals erwähnt, dass er seiner Vermutung nach von einem Geheimdienst überwacht werde. Strassers Verhalten sei "fast schon paranoid" gewesen: Er habe ihr etwa einmal "im Vorbeigehen" einen Zettel hingelegt, auf den er gekritzelt hatte, "dass wir abgehört werden".

Eine weitere frühere Mitarbeiterin des Angeklagten fand den Web-Auftritt der vermeintlichen Londoner Lobbying-Agentur seltsam: "Die Homepage war etwas merkwürdig. Komisch. Weil keine Fotos da waren, keine Namen von Ansprechpartnern. Es waren keine Informationen da." Im weiteren Verlauf habe auch ihr der Chef den Geheimdienst-Verdacht nahe gebracht und vermutet, sein Büro werde abgehört: "Er hat gesagt, dass wir uns nicht fürchten sollen und den Betrieb ganz normal aufrechterhalten sollen."

"Jetzt wissen wir, wer dahinter steckt"

Dass Bergman & Lynch eine Scheinfirma war, habe sie erst mitbekommen, als die "Sunday Times" die Tarnung auffliegen ließ und Strasser erklärte "Jetzt wissen wir, wer dahinter steckt". Vor seinem Rücktritt habe Strasser alle seine Assistentinnen angerufen "und mitgeteilt, dass er dem Herrn Pröll den Rücktritt anbieten muss. Da war ich fertig mit der Welt", gestand die Zeugin. Sie habe befürchtet, damit ebenfalls ihren Job zu verlieren.

Einer anderen vormaligen Mitarbeiterin dürfte Strasser verdanken, dass ihm später keine unangenehmen Fragen zu einem Gratis-Handy gestellt wurden, das ihm Motorola angeboten hatte. Sie hatte Strasser in einem Mail im Jänner 2010 darauf aufmerksam gemacht, dass er das Mobiltelefon "nicht annehmen dürfe", zitierte Oberstaatsanwältin Alexandra Maruna aus dem Mail-Verkehr zwischen der jungen Frau und Strasser. "Warum nicht?", schrieb Strasser laut Maruna zurück. "Ist nicht erlaubt laut Geschäftsordnung", entgegnete ihm die Assistentin.

Der Prozess wird am kommenden Donnerstag mit weiteren Zeugenbefragungen fortgesetzt. Geladen ist unter anderem der nunmehrige ÖVP-EU-Delegationsleiter Othmar Karas.

Kommentare

Bananenbiager melden

Paranoide Präsidenten braucht die EU!

Vote for Strasser!

The men, He can,

And he is Eyehigh with the important people!
Austrians drink, And the funny time is on! (Englisch ala Strasser)

Ignaz-Kutschnberger
Ignaz-Kutschnberger melden

@bananenbiager...
So ist es!! Und der STRASSER Ernstl war der EINZIGE bei dem Verein, der zumindest halbwegs ENGLISCH konnte und scheinbar nicht nur auf die Taschen der griechischen Minister geschaut hat, sondern auch ein klein wenig die eigenen im Blickfeld hatte ;-)
Vermutlich war seine Devise: Warum den toten Opas und Omas und den griechischen Ministern die SÄCKE füllen, wenn der eigene auch nicht voll ist !! BRAVO ERNSTL !!!
Wenn der Ernst kandidiert, wähle ich ihn! Die anderen sind scheinbar eh zu blöd, weil sie da immer Geld verschicken an Leute die ohnedies die EU jahrelang besch*ssen haben und das vermutlich noch immer machen... aber wer weiß, vlt bekommen sie ja jedes Mal wenn sie wieder paar Mille schicken auch fürs Verschicken den EIN oder den ANDEREN Hunderter!! Wahrscheinlich schicken Sie darum so gerne... ERNSTL vlt hättest dich beim Verschickungs-Amt in Brüssel melden sollen, oder als griechischer Minister bewerben... da müsstest heute nicht bei Gericht REDE und ANTWORT stehen und hättest die Taschen schon längst gefüllt ;-)
All good to you, Ernst

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