Der Voves-Erbe

Schickhofer soll als künftiger Landeshauptmann-Stellvertreter Reformen fortführen

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Landtagswahlen - Der Voves-Erbe

Schickhofer ist um die Aufgabe nicht zu beneiden, er geht mit einer Hypothek in die nächsten fünf Jahre: Ohne erkennbare Not hat die SPÖ der steirischen ÖVP den von Franz Voves geräumten Landeshauptmannsessel überlassen. Das leichte Wacheln mit der Blauen Karte genügte offenbar. Die Vorgangsweise desavouiert nach ziemlich einhelliger Meinung politischer Beobachter in einigen Bereichen die Arbeit und die viel- und selbstbeschworene "Reformpartnerschaft" der vergangenen fünf Jahre. Selbst die anderen SPÖ-Landesorganisationen können den Schritt der steirischen Genossen nicht nachvollziehen.

Keine Argumente für Schützenhöfer

Schickhofer selbst sagte am Mittwoch bei der Präsentation der designierten Regierungsmannschaft und des Regierungsübereinkommens "Koalition.Zukunft.Steiermark": "LH Franz Voves hat mich vor viele Herausforderungen gestellt, jetzt ist es die größte. Er hat mir eines mitgegeben: Die Parteiinteressen haben hintanzustehen, wenn es um Jobs, Lebenssituation der Menschen und die Zukunft des Landes geht." Er habe bisher in seiner Arbeit alles darangesetzt, alle Parteien einzubinden. "Wir werden die Offenheit weiter pflegen." Armut bekämpfen und soziale Wärme aufrechterhalten sei ihm ein absolut wichtiges Anliegen. Die FPÖ, die einen aggressiven Anti-Asyl- und Ausländerwahlkampf geführt hatte, will er einbinden: "Ich lade die Freiheitlichen ein - wenn sie bessere, tolle Lösungen haben, wenn etwas sinnvolles vorgeschlagen wird, werden wir es umsetzen".

Den Verzicht auf die LH-Funktion trotz des Status als stimmenstärkste Partei konnte Schickhofer am Mittwoch nicht überzeugend argumentieren: "Das ist das Verhandlungsergebnis, und es ist diskutiert worden." Ihm gehe es vor allem um Sachfragen, "ich bin ein inhaltlich orientierter Mensch". Es gehe auch darum, die auf zehn Jahre angelegte Arbeit nach fünf Jahren fortzusetzen. Mit Hermann Schützenhöfer werde es auch keine Spielchen geben, so Schickhofer. Auf die Frage, ob die ÖVP den LH-Posten verlangt habe oder die SPÖ ihn von sich aus angeboten habe, gab es keine Antwort. Schützenhöfer hielt es auf entsprechende Fragen eine Stunde zuvor ziemlich ähnlich. Schickhofer meinte lediglich, mittelfristig sei es das Ziel, "die LH-Verantwortung wieder zu holen".

Unauffällig, aber engagiert

Der aus der oststeirischen Industriestadt Weiz gebürtige Michael Schickhofer (geb. 20. 12 1979) hat nach der Matura 1998 ein Jahr lang Zivildienst geleistet und dann in Graz und Wien Betriebswirtschaft, Jus und Politikwissenschaft studiert. 1995 heuerte er bei Magna Presstec in Weiz an. 2005 wurde er Referent für Gemeinden- und Regionalentwicklung im Büro von Voves, eine Erfahrung, die ihm im neuen Job als Landesrat für Regionalentwicklung zu Gute kommt. 2010 bis 2013 saß er im Nationalrat, im Jänner 2013 kam er als Nachfolger von Elisabeth Grossmann in die Landesregierung und war für Bildung, Jugend und Familie zuständig. Schickhofer gilt als bisher unauffälliger, aber sachkundiger und engagierter Arbeiter. Er ist verheiratet und hat zwei Töchter, vier und sechs Jahre alt. Sein politisches Avancement wird von der Familie mitgetragen, wie er sagte: "Zeit für meine Töchter muss aber immer sein."

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