Bitte zu Tisch - aber mit Vollgas!

Formel 1 in Spielberg: Welche Hotels und Restaurants einen Besuch wert sind

von Spielfeld © Bild: Klaus Morgenstern

Wenn die Formel 1 dieses Wochenende in Österreich Station macht, dann werden sie wieder ausgepackt, die Heldenepen aus der Vorzeit, als die Formel 1 noch aus einer Meute wilder Hunde bestand, die vorzugsweise von einem Österreicher angeführt wurde - auf der Rennstrecke, spätestens aber beim Feiern danach. Zu Zeiten Jochen Rindts, Niki Laudas oder Gerhard Bergers gab es rund um Zeltweg eher wenig Möglichkeiten zum Feiern, ganz am Anfang sollen die Fahrer sogar bei umliegenden Bauern einquartiert worden sein. Das hatte auch Charme, bald war aber Highlife gefragt: Nach der Champagnerdusche auf dem Podest starteten die Hubschrauber der Rennfahrer in Richtung Wörthersee, wo noble Hotels und Nachtclubs vorhanden waren - die Fans blieben zurück, um am Lagerfeuer die Abenteuer des Tages zu begießen.

Keine halben Sachen

Die Zeltlager gibt es immer noch, mit der Wiederauferstehung des Österreichrings als Red-Bull-Ring aber hat Dietrich Mateschitz, der aus der Region gebürtig ist, auch dafür gesorgt, dass Gastronomie und Beherbergung auf ein der Größe des Events entsprechendes Niveau gehoben wurden. Der Mann ist dafür bekannt, keine halben Sachen zu machen, und so sehen die Hotels des "Projekts Spielberg" auch aus: Schlösser, Herrenhäuser, ein mit prachtvollen Reliefs ausgeschmücktes einstiges Gästehaus der Bischöfe von Seckau - und ein luxuriöser Jugendstilbau im Herzen von Zeltweg, der einst Werkshotel der Voest war.

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© Philip Platzer Hofwirt Seckau

Sie sind mit einem Aufwand und einer Hingabe renoviert worden, die rein rechnerisch kaum vertretbar erscheinen - der Limonade-Milliardär aber hat offenbar schon vor Jahren beschlossen, mit dem Ring der gesamten Region strukturell unter die Arme zu greifen. Wenn nicht gerade Formel 1 ist, werden die Hotels von Gästen bevölkert, die ihre privaten Boliden bei mehr oder minder öffentlichen Rennen über den Ring jagen, von Firmen, die Seminare mit Gasgeben verbinden wollen - und von Menschen, die in der prachtvollen Landschaft entspannen wollen und dafür ein richtig gut geführtes Hotel suchen.

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© Harald Eisenberger G'schlössl Murtal

G'schlössl Murtal nennt sich das Flaggschiff der Kollektion, einst als Herrschaftssitz errichtet und von Mateschitz zum elegant-rustikalen Hideaway umgebaut: Im Schlosspark weiden Trakehner der hauseigenen Zucht, in den einstigen Stallungen wurde ein Spa der exklusiven Art eingerichtet, die Suiten mit bis zu 90 Quadratmetern und eigenem Schlossturm sind mit Geschmack und intimem Wissen um die Bedürfnisse nobler Gäste eingerichtet. Und an den drei Kilometern Mur-Ufer, die das Anwesen begrenzen, können Hotelgäste exklusiv fliegenfischen. Das ist mit ein Grund, warum es im Restaurant mitunter seltene Delikatessen zu verkosten gibt, nämlich Wildsaibling, dessen spannungsgeladenes Fleisch Küchenchef Oliver Drtina mit wunderbar knackigem Gemüse kombiniert. Das stammt aus hauseigener Produktion, der Gemüse- und Obstgarten des Anwesens liefert auch den anderen Häusern des Projekts einen Großteil deren Bedarfs.

Stahlkochers Ballsaal

Das gilt auch für das Steirerschlössl in Zeltweg, dessen Erscheinungsbild gar nicht zu dem passen will, was man sich gemeinhin unter einem Werkshotel vorstellen mag. So ausgesucht nobel, mit weißem Marmor, eigenem Ballsaal und feinstem Hoffmann-Mobiliar wurden einst also die Gäste der Stahlkocher der Nation untergebracht. Diniert wird in einem Speisesaal mit imposanter Raumhöhe, die Speisen, ob Steinbutt, Taube oder Hummer, sind Luxus pur und werden von Küchenchef Johannes Marterer mit einer Finesse und Sensibilität auf den Teller gebracht, die man sich auch in der Hauptstadt gern öfter wünschen möchte - mit zwei Hauben im "Gault-Millau" wirkt die Küche fast unterbewertet.

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© Erwin Polanc / Projekt Spielberg Steirerschlössl Zeltweg

Hofwirt nennt sich Mateschitz' Betrieb im nahen Seckau. Wer sich darunter ein zünftiges Wirtshaus vorstellt, liegt aber - trotz holzgetäfelter Stube und prächtigem Kastaniengarten vor dem Haus - ziemlich falsch. Das einstige Gästehaus der Bischöfe erinnert nicht nur von außen an ein barockes Schloss, innen wurden in Kooperation mit dem Denkmalamt prachtvolle Deckenreliefs minutiös freigelegt und restauriert.

Die Küche gibt sich im Vergleich rustikaler: famoses Backhendl vom Freilandhuhn, großartige Salate mit knusprigem Speck und lauwarmen Erdäpfeln, aber auch Wild aus der betriebseigenen Jagd. An Wochenenden könnte es abseits der Formel 1 jedoch schwierig werden, einen Tisch zu bekommen: Samstage und Sonntage sind nämlich stets für Hochzeiten gebucht, und zwar jetzt schon bis Ende 2018.

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