Dänemark gewinnt Song Contest

Emmelie de Forest gewinnt heurigen Wettbewerb in Malmö mit "Only Teardrops"

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    Emmelie de Forest ist die Gewinnerin des Song Contests 2013.

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    Ein klassischer Favoritensieg, hatte Dänemark schon seit langem bei den Wettbüros als Topkandidat auf Platz 1 gegolten.

Österreichs Kandidatin Natalia Kelly war hingegen mit ihrem Song "Shine" bereits im 1. Halbfinale am Dienstag ausgeschieden und Österreich somit nicht mehr im Wettbewerb vertreten. Dieser wurde heuer in 44 Ländern der Welt, von Australien bis ans Nordkap, ausgestrahlt. Alljährlich verfolgen gut 120 Millionen Menschen die größte Musikshow der Welt.

Dänischer Triumph

Der dänische Triumph war dabei ein klassischer Sieg mit Ansage, hatten die Wettquoten in den Tagen vor dem Finale doch einen Tipp auf Emmelie de Forest aus finanzieller Sicht schon beinahe nicht mehr lohnenswert gemacht. Aber auch wenn sich Dänemark mit 281 Punkten als klarer Sieger des Abends etablieren konnte, war der Abstand zur Konkurrenz nicht so überragend wie beispielsweise im Vorjahr bei der Schwedin Loreen ("Euphoria"): Aserbaidschan kann sich über 234 Punkte und Platz 2 freuen, die Ukraine kam immerhin auf 214 Punkte. Das Glasmikrofon als Trophäe darf aber Emmelie de Forest mit nach Hause nehmen.

Wie schon durchgängig in den Proben hatte die 20-jährige Sängerin eine fehlerfreie, durchchoreografierte Performance mit nackten Füßen abgeliefert, die Europa offensichtlich begeisterte. Der Aserbaidschaner Farid Mammadov, dessen Nachnamen Mütter sich nicht zu sehr zu Herzen nehmen sollten, wurde für seine Schmachthymne "Hold me" und eine originelle Choreografie mit einem dunklen Zwilling in einem Glaskobel belohnt.

Freakshow aus der Ukraine

Die Ukrainerin Zlata Ognevich hatte sich aus Faulheitsgründen auf die Bühne tragen lassen - und dazu den 2,35 Meter großen Jusstudenten Igor Vovkovinskiy engagiert. Ihre Schmetterlingsnummer "Gravity" wurde trotz dieser eher geschmacklosen Freakshow auf Platz 3 gewählt. Und mit dem vierten Platz muss sich Norwegens Vertreterin Margaret Berger mit ihrer ausgezeichneten Nummer "I feed you my love" begnügen, die sich als kühle nordische Schönheit zu harten Beats inszenierte, wobei hinter ihr das Produzentenduo MachoPsycho stand, das unter anderem mit Pink erfolgreich war.

Dina Garipova stieg für Russland mit der Was-wäre-wenn-Schmachtnummer "What if" und jenem Ballkleid in den Ring, das Oma einst beim Besuch des Bolschoi anhatte. Die Performance zwischen runden IKEA-Lampen wurde letztlich mit dem 5. Rang belohnt. Wilder war da die griechische Ska-Band Koza Mostra mit Rembetikosänger Agathon Iakovidis unterwegs, die mit ihrer hochprozentigen Hymne "Alcohol is free" und sympathischer Energie als die Russkajas vom Balkan Platz 6 errang. Das völlige Gegenprogramm als einzelner Beau ohne Bühnenshow fuhr Italiens Marco Mengoni - und seine rauchige Stimme bei "L'Essenziale" wurde mit einem guten Platz 7 belohnt.

Auch abseits der vorderen Platzierungen hatte sich bei der Show wieder einmal die große Bandbreite europäischer Popmusik versammelt. Amandine Bourgeois aus Frankreich setzte als Courtney-Love-Wiedergängerin im Jean-Paul-Gaultier-Kostüm zum Auftakt härtere Akzente, was in der Endabrechnung Platz 23 von 26 bedeutete. Auch die trashige Nummer von Finnlands Krista Siegfrieds mit der Hochzeitsaufforderung "Marry me" samt Kuss der Brautjungfer am Schluss wurde nur mit einem überraschend schwachen 24. Platz belohnt.

Rampensau Natalia Horler nur auf Platz 21

Der kleine, fröhliche Springinsfeld Gianluca aus Malta ist Arzt und kam mit einer sympathischen Gitarrenpopnummer hingegen überraschend hoch auf Platz 8. Groß war dagegen die Enttäuschung bei Deutschlands Gogogirl Natalia Horler von der Gruppe Cascada, die sich als echte Rampensau und mit beeindruckender Stimme doch nur auf Platz 21 bei den Fernsehzuschauern und Jurymitgliedern kam.

Ungarn sparte - zumindest an den Tönen. Die harmlose Indiepopklänge von "Kedvesem" sind auch für diejenigen, die kein Instrument beherrschen, nachspielbar - was mit Platz 10 goutiert wurde. Der rumänische Countertenor Cezar hatte sich für sein "It's my life" als Graf Dracula auf der Spitze des Vulkans verkleidet, was immerhin Platz 13 bedeutete.

Anouk auf Platz 9

Minimalistisch hingegen präsentierte sich die niederländische Rocksängerin Anouk mit ihrer 70er-Jahre-Nummer "Birds", womit sie auf Platz 9 kam. Das eigentliche kleine Wunder hatte sie bereits vor Beginn der Show geschafft: die erste Finalteilnahme der Niederlande seit 2004.

Ansonsten klingt Weißrussland (Platz 16) mittlerweile wie früher Spanien (Platz 25), das mittlerweile klingt wie langweilige Briten, die wiederum so klingen, wie Briten in den 80er, da sie Popikone Bonnie Tyler ins Rennen schickten. Die Stimme der bekennenden Botoxfreundin kann mittlerweile Joe Cocker Konkurrenz machen, was von den Zuschauern und Jurys immerhin mit Platz 19 goutiert wurde.

Platz 18 für "Willi"-Synchronstimme Gor Sujyan

Armenien sicherte sich Platz 18 im Tournament mit der von Black-Sabbath-Gitarrist Toni Iommi geschriebenen Nummer "Lonely Planet" und der Gruppe Dorians samt Leadsänger Gor Sujyan, der hauptberuflich in der armenischen Ausgabe der "Biene Maja" den Willi synchronisiert. Den irischen Willi spricht hingegen Ryan Dolan ein, der mit seiner unausgegorenen Nummer "Only love survives" auf dem letzten Platz mit nur 5 Punkten zum Liegen kam. Nach diesem Lied fühlt man sich besser - entweder weil es gute Laune macht oder weil man froh ist, dass es vorbei ist.

Ansonsten war die generelle Tendenz des heurigen Song Contests eindeutig: Percussion statt Geigen. Kaum ein Beitrag hatte die früher übliche Stehgeigerin mehr im Hintergrund, dafür setzte ein Gutteil der Nationen - von Irland über Weißrussland bis zu Gewinner Dänemark - auf große Trommeln.

Von der Raupe zum Schmetterling

Die Show selbst endete mit dem Sieg von Dänemark, begonnen hatte sie mit einer Raupe. Im Auftaktfilm macht eine animierte Ausgabe eine Reise quer durch Europa, bis sie sich in Malmö zum Schmetterling entpuppt, dem Symbol des heurigen Song Contests. Dort grüßte Weltklassefußballer Zlatan Ibrahimovic, das bekannteste Kind der Stadt, als Projektion vom bekanntesten Bauwerk der Stadt, dem Turning Torso von Santiago Calatrava. Während darauf im Hintergrund die von den beiden ABBA-Männern Benny Andersson und Björn Ulvaeus geschriebene Hymne "We write the story" von einem Chor geträllert wurde, waren die 26 Finalteilnehmer im olympischen Stil hinter ihrer Flagge eingezogen.

In der Pause zwischen letztem Lied und Punktevergabe kam die Schwedin Sarah Dawn Finer auch als Sängerin zum Einsatz. Zugleich fungierte sie wie bereits in den beiden Halbfinalen als fiktive EBU-Beauftragte Lynda Woodruff in einem amüsanten Einspielfilm, der selbstironisch Schwedens präsentierte. Da ließ sich sogar Premierminister Fredrik Reinfeldt von einem Mitarbeiter wegen einer schmutzigen Kaffeetasse ermahnen. Moderatorin Petra Mede hingegen überbrückte das Warten auf die Punkte mit einem nordischen Medley, das mit Elchgeweihen und Ikea-Möbeln aufwartete. Schließlich fand der Song Contest heuer auch im song-contest-verrückten Schweden statt.

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