Österreich gehen die Talente aus

Nachwuchsprobleme: Hinter Fenninger und Hirscher klafft ein schwarzes Loch

von Europacup, Stefan Brennsteiner © Bild: GEPA/Osterauer

Einen Tag später schaut’s für die Österreicher auch im Europacup-Slalom in Kirchberg nicht viel besser aus. Der 24-jährige Marc Digruber landet als Bester aus dem ÖSV-Team auf Platz 12. Bei seinen zwei Weltcup-Einsätzen in diesem Winter konnte sich Digruber noch nie für den 2. Durchgang qualifizieren. In der aktuellen Weltrangliste rangiert der Niederösterreicher, der übrigens wie Marcel Hirscher seit 2006 im ÖSV-Kader steht, im Slalom auf Platz 109, im Riesentorlauf auf Platz 385.

Auch wenn man nicht gern darüber redet: Die Nachwuchssituation im Österreichischen Skiverband ist momentan angespannt. „Vor zehn Jahren hättest du mit solchen Platzierungen bei uns keinen Kaderplatz bekommen“, sagt ein ÖSV-Insider, „aber wir müssen heute auch Rennläufer nehmen, bei denen von vornherein klar ist, dass sie es nie in die absolute Weltspitze schaffen.“

Ein Blick auf die aktuellen Weltcup-Zwischenstände spricht Bände. Der beste Österreicher in der Gesamtwertung hinter Leader Marcel Hirscher ist der 32-jährige Hannes Reichelt auf Platz 8. Dahinter rangieren die „Oldies“ Klaus Kröll, 32, auf Platz 13, Benni Raich, 34, auf Platz 19 sowie Slalom-Evergreen Mario Matt auf Platz 20. Unter den Top 30 im Gesamtweltcup finden sich neben Hirscher nur zwei ÖSV-Läufer, die unter 30 Jahre alt sind (Joachim Puchner, 25, und Matthias Mayer, 21).

»Wir können es uns gar nicht mehr leisten, ein Talent auszumustern«

Nicht viel besser präsentiert sich das Bild bei den Ski-Damen. Hinter der 23-jährigen Salzburgerin Anna Fenninger (Platz 3) findet man unter den Top 10 in der Gesamtwertung nur mehr Kathrin Zettel, 26, auf Platz 5. Die 27-jährige Michaela Kirchgasser und Elisabeth Görgl, 30, Doppelweltmeisterin von Garmisch 2011, schaffen es gerade noch unter die Top 20.

Ausnahmetalente wie Anna Fenninger und Marcel Hirscher findet man schon in den Ergebnislisten der Schüler- oder Jugendmeisterschaften ganz oben. Beide waren auch mehrfache Junioren-Weltmeister. Aber vielen anderen hochgelobten und hochdekorierten Nachwuchsrennläufern aus Österreich geht auf dem Weg an die Weltspitze irgendwann einmal die Luft aus. Die Ursachen dafür sind vielfältig.

Zum einen gibt es in allen Altersstufen auch in Österreich
immer weniger Kinder, die Ski fahren. Zum anderen wird der finanzielle und zeitliche Aufwand für angehende Rennläufer immer höher. Der Besuch einer Schule mit Skischwerpunkt belastet die Eltern mit 5.000 bis 15.000 Euro jährlich. Dazu kommen im schlimmsten Fall schwere Verletzungen, die alle Karrierepläne von einem Tag auf den anderen zunichtemachen.

So verabschieden sich bereits im Übergang vom Schüler- ins Jugendalter 50 Prozent der Talente endgültig vom Skirennsport. Noch dramatischer wird die Ausfallsquote, wenn ab 16 Jahren auch internationale FIS-Rennen bestritten werden dürfen. Aktuell fahren 95 Rennläufer des Jahrgangs 1996 (40 Mädchen, 55 Burschen) auf internationaler Ebene. Unter den 18-Jährigen sind davon nur mehr 55 übrig geblieben (33 Burschen, 22 Mädchen). Im besten Wettkampfalter von 20 Jahren fahren in Österreich dann nur mehr ganze 30 Talente (18 Burschen, 12 Mädchen) professionell Ski.

Das heißt: Allein zwischen dem 16. und dem 20. Lebensjahr brechen dem Skiverband über zwei Drittel der hoffnungsvollen Rennfahrer weg. Ob darunter auch der eine oder andere potenzielle Olympiasieger oder Weltmeister ist? Gert Ehn, langjähriger ÖSVErfolgstrainer und heute Nachwuchskoordinator des Verbandes, beteuert: „Wir können es uns heute gar nicht mehr leisten, ein Talent frühzeitig auszumustern.“ Denn Fakt ist: Fand man früher fünf ÖSV-Läufer in der Weltrangliste unter den Top 20 ihres Jahrgangs, so sind das heute höchstens zwei, in manchen Disziplinen überhaupt keiner mehr.

Mehr zu Österreichs Nachwuchs im alpinen Skisport lesen Sie im aktuellen NEWS Nr. 04/13!

Kommentare

Das hat sich wohl schon die letzten Jahre angekündigt. Die hochnäsige Art von einigen ÖSV Funktionären gegenüber einigen jungen Talenten und deren Eltern rächt sich nun. Wer hat da von denen noch die Möglichkeit und Lust viel Zeit und Geld zu Investieren. Die Freunderlwirtschaft macht auch vor dem ÖSV nicht halt. Alles nur eine Frage des Geldes.

Liebe Redaktion, die Tatsache, dass beispielsweise ein Markus Dürager am 16.01.2013 in Hinterstoder die EC Abfahrt gewonnen hat und derzeit im EC auf Platz 2 , sowie Manuel Kramer, der auf Platz 3 liegt wird nicht veröffentlicht? Entweder wieder mal äussert schlecht recherchiert oder noch schlechtere Meinungsmache...

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