Seestadt Aspern soll zum lebenden Labor werden

Investion von 40 Mio. Euro: Bewohner können sich für oder gegen Teilnahme entscheiden

von Die neue Forschungsgesellschaft hat seit 1. Oktober ihren Sitz im aspern IQ.
© Bild: ATP Architekten und Ingenieure

Noch steht die Heimstätte des Forschungsinstituts, das "aspern IQ", alleine dort, wo zukünftig der auch "Seestadt" genannte neue Wiener Stadtteil stehen wird. Nach zwei Jahren Planung beginnen nun die Vorarbeiten für ein groß angelegtes Forschungsprojekt, an dem rund 30 Personen aus den Bereichen Energiewissenschaft, Netzwerktechnik und Sozialwissenschaften beteiligt sein werden. Im Mittelpunkt stehen Fragen zur zukünftigen Ausgestaltung von komplexen Energiesystemen, mit welchen Technologien diese optimal kombiniert werden können und wie sich in solchen Netzen am besten Energie sparen lässt.

Drei unterschiedliche Gebäudekomplexe bis 2015

Dazu brauchen die Wissenschafter Daten aus dem Echtbetrieb eines Netzes, in dem die Gebäude nicht nur Energieverbraucher, sondern etwa durch den Einsatz von Photovoltaik auch Energieproduzenten sind. Der Großteil der Informationen wird aus drei unterschiedlichen Gebäudekomplexen kommen, die bis 2015 errichtet werden. Um verschiedene Nutzungsmuster zu analysieren, werden ein Wohnhaus, ein Gebäude mit gemischter Büro- und Wohnnutzung und ein Bildungscampus als Untersuchungsobjekte dienen.

Eingebaute Sensoren

Nun gehe es darum, gemeinsam mit den Bauträgern an den neuralgischen Punkten im Netz Sensoren einzubauen, die den Forschern dann die nötigen Daten aus dem System liefern, erklärte der für Infrastruktur zuständige ASCR-Prokurist Bernd Richter gegenüber der APA. Die Technologien, die in den Gebäuden eingebaut werden, gingen jedenfalls darüber hinaus, was aktuell "State of the Art" in dem Bereich sei, so Richter. Das sei wichtig, um ihre potenziellen Funktionen in dem komplexen Stromnetz zu analysieren.

Ist die Infrastruktur einmal aufgesetzt, werden die Forscher auf sehr viele neue Daten zugreifen können. Bis dahin werden aber vor allem Computersimulationen das tägliche Brot für die Wissenschafter sein. "Simulieren können aber viele", erklärte die ASCR-Forschungsleiterin Monika Sturm. Herausragend an dem Projekt sei eben die Tatsache, dass es sich in Aspern um Informationen aus einem tatsächlich lebenden System handeln wird, die in Echtzeit in die Datenbank laufen werden. Daneben können die Forscher auch steuernd auf verschiedenste Stellschrauben im Netz eingreifen. Bis 2018 soll so klarer werden, welche Informationen und welche Technik es braucht, um ein solches "Smart Grid" am sinnvollsten zu managen.

"Wir sehen in diesem 'Living Lab' die Möglichkeit, Technologien nicht nur als Technologien zu erproben, sondern auch in einem sozialen Umfeld", sagte Arnulf Wolfram, Leiter des Sektors Infrastructure & Cities bei Siemens CEE, am Rande der Veranstaltung im Gespräch mit der APA. 90 Prozent der Daten werden zwar direkt aus dem Netz kommen, zehn Prozent jedoch aus den Haushalten, die an dem Projekt teilnehmen. Zu diesem Zweck sollen die Bewohner, die sich für oder gegen eine Teilnahme entscheiden können, bereits im Vorfeld umfangreich über Projektziele und den Umgang mit ihren sensiblen Daten aufgeklärt werden.

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