Russland meldet Verletzung der Feuerpause durch syrische Rebellen

Dementi von Islamistenmiliz Jaish al-Islam

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Der "humanitäre Korridor", über den Zivilisten das umkämpfte Gebiet verlassen sollten, liege unter massivem Beschuss von Rebellen, meldete die Nachrichtenagentur Tass am Dienstag unter Berufung auf russisches Militär. Die Islamistenmiliz Jaish al-Islam dementierte dies umgehend.

Kein einziger Zivilist habe das Gebiet östlich von Damaskus verlassen können, erklärte das russische Militär laut Tass. Man habe niemanden davon abgehalten, zu gehen, sagte ein Sprecher der in der Region operierenden Jaish-al-Islam. "Die Zivilisten treffen ihre eigenen Entscheidungen", sagte Yasser Delwan laut Reuters.

Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London berichtet zu Beginn der Feuerpause, dass in allen Teilen der belagerten Region die Waffen schwiegen.

Der russische Präsident Wladimir Putin hatte am Vortag angeordnet, dass die Angriffe der von Russland unterstützten syrischen Streitkräfte auf Ost-Ghouta jeden Tag von 08.00 Uhr bis 13.00 Uhr MEZ (09.00 bis 14.00 Uhr Ortszeit) eingestellt werden sollten. Damit solle den Einwohnern des Gebietes ermöglicht werden, über sogenannte humanitäre Korridore die Kampfzone zu verlassen. Zudem sollen Hilfsorganisationen dadurch die Möglichkeit erhalten, Nahrungsmittel und Medikamente zu den unter Hunger leidenden Menschen zu bringen. Russland ist einer der wichtigsten Verbündeten der syrischen Regierung und beteiligt sich mit der Luftwaffe am Bürgerkrieg.

Ost-Ghouta hatte in den vergangenen neun Tagen die schlimmste Angriffswelle der Regierung seit Beginn des Bürgerkriegs vor fast sieben Jahren erlebt. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London meldete, mehr als 560 Zivilisten seien getötet worden. Rund 400.000 Menschen sind fast vollständig von der Außenwelt abgeschnitten.

Kritiker bemängeln, die geplante fünfstündige Feuerpause sei viel zu kurz. "Wer das vorgeschlagen hat, ist ein Folterexperte", erklärte Mohammed Katoub von der Hilfsorganisation Syrian American Medical Society (SAMS) über Twitter. "Es ist, als halte man das Opfer am Leben, um ihm noch mehr Schmerzen zu bereiten." Der lokale Rat von Ost-Ghouta nannte das Angebot eines Abzugs von Zivilisten zudem eine "Zwangsvertreibung". Die Menschen hätten nur die Wahl, unter der Bombardierung zu sterben oder ihr Land zu verlassen.

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