Ukraine schickt Verstärkung ins umkämpfte Awdijiwka

von Ukraine schickt Verstärkung ins umkämpfte Awdijiwka © Bild: APA/APA/AFP/GENYA SAVILOV

Lage "bedrohlich und instabil"

Die Ukraine hat Verstärkung in die seit Monaten umkämpfte Kleinstadt Awdijiwka im Osten des Landes entsandt. Angesichts eines Teilrückzugs in der Stadt wurde die 3. Sturmbrigade, eine der wichtigsten ukrainischen Kampfeinheiten, nach eigenen Angaben eilig dorthin verlegt. Die Brigade bezeichnet auf dem Kurznachrichtendienst Telegram die Lage in Awdijiwka als "die Hölle" sowie "bedrohlich und instabil". Moskau meldete einen Angriff auf das südrussische Belgorod.

Der stellvertretende Brigadekommandant Maxym Schorin erklärte, die Kämpfe in Awdijiwka seien viel heftiger als bei der Schlacht um Bachmut, die ukrainischen Truppen seien zahlen- und waffenmäßig unterlegen. Trotzdem habe die Sturmbrigade bei einem Angriff in Teilen der Stadt den russischen Invasionstruppen schwere Verluste zugefügt. "Die Situation zum Zeitpunkt des Eintreffens der Brigade war äußerst kritisch."

Die nahe gelegene Stadt Bachmut war im vorigen Mai nach für beide Seiten verlustreichen Kämpfen von russischen Truppen erobert worden. Russland und die Ukraine betrachten Awdijiwka als strategisch wichtig für die vollständige Kontrolle der ostukrainischen Industrieregionen Donezk und Luhansk im Donbass.

Zuvor hatte Russland massive Raketenangriffe gegen Ziele in fast allen Landesteilen der Ukraine geführt. In der Nacht und in der Früh gab es Einschläge in mehreren Regionen. Mindestens sechs Menschen seien verletzt worden, teilten die örtlichen Behörden am Donnerstag mit. Infrastruktureinrichtungen seien getroffen, Wohn- und Geschäftsgebäude beschädigt worden.

Vor allem die Hauptstadt Kiew sei aus mehreren Richtungen attackiert worden. Kiew konnte nach Angaben der dortigen Militärverwaltung alle Raketen und Marschflugkörper abfangen. Schäden und Verletzte gebe es nicht, erklärte Militärgouverneur Serhij Popko.

In Lwiw in der Westukraine wurde ein Infrastrukturobjekt getroffen. Insgesamt seien etwa zehn Raketen allein auf die Region abgefeuert worden, schrieb Lwiws Bürgermeister Andrij Sadowyj auf Telegram. Zwei Personen seien verletzt worden, in mehreren Wohnhäusern seien wegen der Druckwelle die Fensterscheiben kaputtgegangen. Auch eine Schule sei beschädigt.

Treffer meldete auch die Region Saporischschja im Südosten des Landes. Vier Personen wurden nach vorläufigen Angaben der Gebietsverwaltung verletzt, ein Infrastrukturobjekt, eine Schule und ein Geschäft beschädigt. Oleh Synjehubow, der Gouverneur der Region Charkiw im Nordosten der Ukraine, meldete einen Raketeneinschlag in Tschuhujiw. Dabei sei eine 67-jährige Frau ums Leben gekommen. Charkiw als Grenzregion steht praktisch täglich unter Beschuss - nicht nur durch Raketen, sondern auch durch Artillerie und Drohnen.

Explosionen gab es zudem in den Regionen Chmelnyzkyj, Poltawa und Dnipropetrowsk. Die Militärverwaltung von Chmelnyzkyj bestätigte Schäden an zivilen Objekten. Im Gebiet Poltawa habe es ein Lager getroffen, wodurch ein Brand ausgebrochen sei, teilte Militärgouverneur Filip Pronin mit. Tote und Verletzte gebe es nicht. "Der Feind attackiert Objekte der zivilen Infrastruktur", schrieb unterdessen der Militärgouverneur von Dnipropetrowsk, Serhij Lyssak, auf seinem Telegram-Kanal, machte aber keine Angaben zu eventuellen Schäden. Die ukrainische Flugabwehr hatte zuvor in der Region Marschflugkörper ausgemacht.

Der landesweite Luftalarm dauerte über zwei Stunden an. Es war bereits der zweite russische Raketenangriff in diesem Monat. Zuletzt hatte Russland auch verstärkt mit Drohnen angegriffen und auch wieder die Energieinfrastruktur der Ukraine ins Visier genommen.

Moskau meldete seinerseits einen ukrainischen Angriff auf die südrussische Stadt Belgorod mit fünf Toten. Ein Einkaufszentrum sei getroffen worden, meldete die staatliche Nachrichtenagentur RIA Novosti. Ersten Erkenntnissen zufolge seien fünf Menschen getötet und 18 weitere verletzt worden, teilte der Belgoroder Gouverneur, Wjatscheslaw Gladkow, am Donnerstag auf Telegram mit. Unter den Opfern seien auch Kinder.

Das russische Verteidigungsministerium teilte mit, die Luftabwehr habe 14 ukrainische Raketen über der Region Belgorod abgeschossen. Die Regionalhauptstadt Belgorod und die umliegende Oblast sind zuletzt häufiger angegriffen worden. Nach russischen Angaben wurden bei dem bisher schwersten Angriff Ende Dezember 25 Zivilisten getötet.

Außerdem meldete Moskau einen Drohnenangriff auf ein Öldepot in der südwestrussischen Region Kursk. Dabei sei ein Brand in der Anlage ausgelöst worden, teilte Regionalgouverneur Roman Starowoit über den Kurznachrichtendienst Telegram mit. Verletzte habe es nicht gegeben. Die Ukraine hat zuletzt verstärkt die russische Energieinfrastruktur ins Visier genommen, auch um die Treibstoffversorgung und Logistik der russischen Invasionstruppen zu schwächen. Russland attackiert schon länger die ukrainische Energieinfrastruktur.