Regierung legt bis März neue Tourismusstrategie für Österreich vor

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Die Regierung arbeitet derzeit unter Hochdruck an besseren Rahmenbedingungen. "Ziel ist es, bis März 2019 die Gesamtstrategie vorliegen zu haben", so die Ministerin am Welttourismustag.

Intakte Landschaft, hohe Nächtigungszahlen, aber auch finanzielle Probleme, Fachkräftemangel und belastende bürokratische Hemmnisse prägen derzeit die Branche, die rund 700.000 Arbeitnehmer beschäftigt und etwa 16 Prozent zum BIP beiträgt.

"Österreich ist sehr konstant unter den Top-15-Tourismusdestinationen der Welt", betonte Köstinger am Donnerstag im Beisein von Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) und der Obfrau der Bundessparte Tourismus und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer Österreich, Petra Nocker-Schwarzenbacher.

Damit das so bleibt, muss allerdings an einigen Stellschrauben gedreht werden. "Die letzte Gesamtstrategie liegt ja fast zehn Jahre zurück - da war beispielsweise das Wort Digitalisierung nicht vorhanden", sagte die ÖVP-Ministerin. Mittlerweile sei Tourismus ohne Digitalisierung gar nicht mehr möglich.

Das Thema Online-Zimmervermittlung via Airbnb & Co ist da ein eigenes Problemkapitel. Das US-Unternehmen Airbnb vermittelt Reisenden Privatquartiere und macht damit Hotels mit vergleichsweise niedrigeren Preisen und weniger strengen Vorschriften große Konkurrenz. "Wir arbeiten mit dem Bundesministerium für Verfassung, Reformen, Deregulierung und Justiz daran", versicherte Köstinger. Es brauche "die Möglichkeit der Nachvollziehbarkeit und der Kontrolle" - "es geht um Meldeverpflichtungen." Köstinger ist "zuversichtlich, dass wir bis nächstes Jahr eine Lösung gefunden haben werden".

Der sogenannte "Plan T", der "Masterplan für Tourismus", wird jedenfalls sehr praxis- bzw. unternehmensnah angegangen. Als Basis wird eine Branchenumfrage unter 600 Betroffenen herangezogen. "Wir gestalten die Strategie nicht mit irgendwelchen Agenturen, sondern laden alle 'Stakeholder' und Involvierten mit ein", betonte die Ministerin.

Auch eine engere Verzahnung des Tourismus mit Landwirtschaft und Kulinarik wird angestrebt. 87 Prozent der heimischen Touristiker sehen laut Köstinger "großes Potenzial in der Zusammenarbeit mit Landwirtschaft und Kulinarik". Auch den Aspekten Landschaftserhaltung, Digitalisierung, Kommunikation und der Leistbarkeit von Betriebsübergaben wird der Umfrage zufolge ein hoher Stellenwert beigemessen.

Bei den bisherigen Branchenerhebungen kristallisierten sich "neun Kernthemen" heraus - neben der Zusammenarbeit zwischen Tourismus, Landwirtschaft und Kulinarik sowie dem Vorantreiben der Digitalisierung seien dies nachhaltiger Tourismus, neue Wege der Tourismusförderung und -finanzierung, die Entwicklung eines "zukunftsgerichteten Indikatorensystems" fernab von bloßen Nächtigungszahlen, weiters Marketing/Werbung/Kommunikation, touristische Rahmenbedingungen betreffend Steuerfragen und Recht, Arbeitsmarkt/Aus- und Weiterbildung sowie internationale Trends und Herausforderungen im Tourismus. In einem Punkt kam die Regierung der Branche bereits einen großen Schritt entgegen - bei der Rücknahme des ermäßigten Mehrwertsteuersatzes auf Übernachtungen von 13 auf 10 Prozent, die ab 1. November gilt. Die Steuer war erst 2016 von zehn auf 13 Prozent angehoben worden, um die letzte Steuerreform zu finanzieren.

Eine wichtige Säule bei der Erarbeitung der neuen Tourismusstrategie stellen der Ministerin zufolge interdisziplinäre Experten dar - "mit vielen österreichischen Unternehmen, Vertretern der Wirtschaft, Wissenschaft, von Verkehrsunternehmen, der Kultur und der Bundesländer".

"Ich bin schon froh über diese Strategie, wo die Bundesländer miteingebunden sind", sagte Platter - Tirol generiert etwa ein Drittel aller touristischen Übernachtungen in Österreich. Erfreut zeigte er sich auch über die angepeilte verstärkte Kooperation zwischen Tourismus und Landwirtschaft: "Man kann sagen, das sind Geschwister - die gehören zusammen." Seine Hoffnung: "So schaffen wir es, dass wir Landflucht vermeiden - wir müssen der Jugend eine Zukunft bieten in den Tälern."

Die Praxisnähe bei der Erstellung der bundesweiten Tourismusstrategie begrüßte auch Nocker-Schwarzenbacher. "Wir kennen die Sorgen und Probleme von 90.000 Unternehmen im Tourismus - wir wissen, wo der touristische Schuh drückt." Als Top-3-Themen, welche die Branche beschäftigten, nannte sie "Mitarbeiter-Akquise, internationale Werbung und die Überwindung bürokratischer Hemmnisse".

84 Prozent der Befragten hätten die Reduktion der Bürokratie als "wichtig" bzw. "sehr wichtig" eingestuft. Ein Fünftel plane in den nächsten Jahren eine Betriebsübergabe oder -auflösung - bei zwei Dritteln soll die Übergabe innerhalb der Familie erfolgen. "Das sollte nahezu kostenfrei möglich sein", wünscht sich die Branchensprecherin.

"Wir wissen aber auch, dass wir an unserem Image arbeiten müssen", räumte die Branchensprecherin im Hinblick auf den Ruf der Tourismusbetriebe als Arbeitgeber ein.

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