Qualen durch Scheidenimplantate: Australien entschuldigt sich

Nach Sammelklage gegen Johnson & Johnson

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Vaginalnetze kommen bei Gebärmuttersenkungen nach der Geburt und bei Inkontinenz zum Einsatz. Die Synthetik-Netze sollen überdehntes oder gerissenes Gewebe unterstützen und werden wie Hängematten im Becken fixiert.

Mehr als 700 Frauen hatten in Australien wegen Komplikationen eine Sammelklage gegen den US-Pharmakonzern Johnson & Johnson eingereicht. Sie geben an, unter Gewebeschäden, Inkontinenz, Infektionen und Schmerzen zu leiden. Viele Betroffene sagen auch, sie könnten keinen Sex mehr haben. Laut ABC berichten viele Frauen außerdem, Ärzte hätten ihnen nicht geglaubt. Senator Derryn Hinch sprach von "einem der größten Medizinskandale" der australischen Geschichte. Laut einem ABC-Bericht hat Johnson & Johnson bestimmte Netzimplantate Anfang des Jahres vom australischen Markt genommen. Nur ausgewählte Produkte könnten derzeit verwendet werden.

In Europa wurde auf Initiative von Medizinern einen Konsensus zur Verwendung von Implantaten geschaffen. Darin heißt es, dass solche Scheidenimplantate nur dann eingesetzt werden, wenn andere Therapien - zum Beispiel Gymnastik oder eine operative Straffung der Muskulatur - nicht den gewünschten Erfolg gebracht haben. Die Eingriffe werden von Spezialisten durchgeführt.

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Zur Behandlung einer Beckenbodensenkung werden in Deutschland vor allem konservative Behandlungsmethoden wie Beckenbodengymnastik vor und nach der Schwangerschaft empfohlen. Alternativ können Ärzte vor dem Einsatz eines synthetischen Materials die Verwendung des eigenen Gewebes mit der Patientin besprechen. Füllmittel unterstützen die Harnblase.

Erst wenn diese Methoden nicht mehr ausreichen, raten Experten zum operativen Einsatz eines synthetischen Vaginal Mesh, der in Deutschland nur von zertifizierten Ärzten vorgenommen werden darf. "Betroffenen kann das dann ein leidenfreies Leben ermöglichen," sagte Kölbl der WELT.

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