Prozess um gesprengte Pizzeria: Brandstifter geständig

Demgegenüber behauptete Lokalbesitzer, er hätte niemandem zum Anschlag angestiftet

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In dem bis mit Mitte April anberaumten Schöffenverfahren müssen sich neben insgesamt sieben Tschetschenen vor allem der Betreiber der Pizzeria und dessen Neffe verantworten. Der Gastronom - ein 40 Jahre alter Mann mit türkischen Wurzeln und österreichischer Staatsbürgerschaft - soll über Vermittlung eines tschetschenischen Friseurs den Anschlag auf sein Lokal bestellt haben, um im Anschluss eine Inventarversicherung von bis zu 100.000 Euro und eine Betriebsunterbrechungsversicherung von bis zu 90.000 Euro kassieren zu können. Der Gastwirt streitet das ab, wie sein Verteidiger Emek Calayan ausführte: "Die Anstiftung ist nicht von ihm ausgegangen." Der Pizzeria-Betreiber behauptet, sein Neffe habe sich ohne sein Zutun eigenmächtig an Tschetschenen gewandt. "Er hat kein Benzin bereitgestellt. Er hat sich dagegen ausgesprochen", sagte Calayan.

Zutreffend sei, dass sein Mandant nach dem Feuer eine Schadensmeldung an die Versicherung gerichtet hätte. Dazu sei es aber nur gekommen, "weil ein Mann von der Freiwilligen Feuerwehr zufällig Versicherungsberater war und ihm am nächsten Tag geraten hat, den schaden geltend zu machen", meinte Calayan.

Der Rechtsvertreter des 33-jährigen Neffen, Manfred Arbacher-Stöger (Kanzlei Rifaat) wies die Darstellung des Lokalbetreibers vehement zurück. Der Neffe - laut Anklage war er in die Planung des Versicherungsbetrugs eingebunden und kannte den Hintergrund des Brandstiftung - sei unschuldig: "Man kann kein Opfer zum Kriminellen machen." Der Onkel hätte seinem Mandanten erst eine Woche nach dem Feuer reinen Wein eingeschenkt. Bis dahin habe der Neffe nichts gewusst. Wenn anderes behauptet werde, "könnten Sie die Lügenmärchen von Münchhausen auch kriminalisieren", bemerkte Arbacher-Stöger zur Staatsanwältin.

Laut Anklage hatten die beiden Tschetschenen das Lokal mit einem ihnen vom Gastwirt überlassenen Schlüssel betreten und bereitgestelltes Benzin verschüttet, das der 28-Jährige dann anzündete. Die Detonation war weit heftiger als erwartet. Das Portal des Gebäudes wurde aus der Verankerung gerissen, davor befindliche Pkw wurden schwerbeschädigt, Fenster in auf der gegenüber liegenden Straßenseite gingen zu Bruch. Der 28-jährige Tschetschene erlitt ein Schädel-Hirn-Trauma und Knochenbrüche am ganzen Körper.

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