Positive Nachrichten im Amstetten-Drama: 19-Jährige wird wieder vollkommen gesund

Familie versucht nun gemeinsam einen Neuanfang Überraschend gute Entwicklung der Eingekerkerten

Positive Nachrichten im Amstetten-Drama: 19-Jährige wird wieder vollkommen gesund

Am Sonntag, dem 1. Juni, bei der Frühvisite war der Moment gekommen, wo der Patientin die Kanüle entfernt werden konnte, über die sie mehrere Wochen künstlich beatmet worden war, schilderte der Arzt. Am 19. April war sie in lebensbedrohlichem Zustand ins Krankenhaus eingeliefert worden, durch das Versagen mehrerer lebenswichtiger Organe hing ihr Leben an einem seidenen Faden. Mit den Maßnahmen der modernen Intensivmedizin sei es gelungen, die Funktionen wieder herzustellen. Ab 12. Mai konnten die Medikamente vorsichtig reduziert werden - am 15. Mai zu Mittag öffnete die junge Frau erstmals die Augen und zeigte emotionale Reaktionen, indem sie uns anlächelte, sagte Reiter.

Gemeinsam einen Sprung nach vorn
Besonders wichtig war in dieser Phase, dass die Mutter regelmäßig ans Krankenbett kam und ihre Tochter durch ihre Liebe zu Aktivitäten, zum "Mitmachen" an ihrer Genesung, motivierte. Noch im Bett liegend erfolgte die Mobilisierung, eine Logopädin bereitete die 19-Jährige auf das Schlucken der Speisen (nach der Entfernung der Schläuche) vor. Es sei alles "wie am Schnürchen gelaufen".

Nach der Entfernung der Kanüle "ging alles sehr schnell", beschrieb Reiter die täglichen großen Fortschritte - und die ersten tatsächlichen Schritte der Patientin noch auf der Intensivstation, bis sie dann am 8. Juni - im Krankenwagen sitzend, zu ihrer Familie ins Landesklinikum Amstetten-Mauer transportiert werden konnte.

Überraschend gute Entwicklung der Familie
Jetzt gehe es mit Hilfe von Therapeuten um die Stabilisierung des physischen Zustandes, der Immunstatus müsse ausgeglichen werden. Die übrigen Familienmitglieder seien bereits nachgeimpft worden.

Ein multiprofessionelles Team kümmert sich weiter um die Betreuung der Familie, deren zwei Teile (jene Kinder, die im Verlies aufwuchsen und jene, die der Verdächtige als "Findelkinder" bei sich aufnahm, Anm.) sich durch "unterschiedliches Lebenstempo" auszeichnen, erläuterte Kepplinger: Den einen, die bisher ein "normales" Leben führten, gehe alles zu langsam, den anderen zu schnell, den einen sei fad, den anderen "reichen kleine Neuigkeiten". Die bisher eingesperrten Kinder bestaunen eine vorbeiziehende Wolke, die die anderen gar nicht wahrnehmen. Vereinzelte Spaziergänge würden unter ausreichenden Sicherheitsmaßnahmen unternommen.

Alle seien glücklich, es sei für alle "ein Wunder", sagte Opfer-Anwalt Christoph Herbst. Niemand habe mit dieser raschen positiven Entwicklung gerechnet, das Zusammenfinden der Familie sei ein großes Anliegen auch der 19-Jährigen.

Die Ärzte erklärten, dass sich die Kinder normal weiter entwickeln. Drei Lehrkräfte geben Unterricht, der älteste Sohn entwickle sich überraschend gut. Die 19-Jährige wird physiotherapeutisch behandelt, u.a. stehen Kräftigungsübungen am Programm. Sie könne lesen und schreiben und sei "sehr gut" in der Kommunikation. Sie habe auch schon Wünsche geäußert: Sie will eine Schifffahrt machen und ein Robbie Williams-Konzert besuchen. (apa/red)