Shiny happy Kanzler: Diskussion um Politik-PR-Bilder in den Medien

Blogger Fahrnberger kritisiert distanzlose Übernahe von Regierungsfotos

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Helge Fahrnberger vom Medienblog "Kobuk" legte zu Beginn der von Presserat und Concordia veranstalteten Diskussion Beispiele vor, wie es politische PR-Bilder prominent in die Zeitungen schaffen. Die Medien würden solche Fotos zu wenig deutlich ausschildern, in einen Kontext stellen oder die Inszenierung an sich thematisieren. Er wünscht sich jeglichen Verzicht auf PR-Bilder in der österreichischen Berichterstattung.

"Ich gebe Ihnen Recht - Fotografie hat die Macht, Botschaften zu verstärken", sagte Launsky-Tieffenthal. Eine Inszenierungsabsicht wies er aber entschieden zurück. Man sehe sich als Serviceeinrichtung für die Medien, die Livestreams, Dokumente und eben auch Bilder zur Verfügung stelle.

Service sei ja auch "grundsätzlich nichts Schlechtes", meinte dazu die Politikwissenschafterin Petra Bernhardt. Aber schon durch die Auswahl des Materials "kann ich auch Vorgaben machen" und Themen forcieren. Aufgabe der Redaktionen sei es dann, sich zu fragen: "Kann ich das Material vorbehaltlos verwenden?", sagte Bernhardt. "Profis wissen natürlich genau, was ein gutes Foto ist - ein wirkungsvolles Foto."

Dass die Regierungsfotografen gute Arbeit machen, bestritt niemand, im Gegenteil, für den anwesenden BKA-Mitarbeiter Dragan Tatic gab es Lob vom Podium und aus dem Publikum. Er selbst betonte, er habe kein Team im Hintergrund "das sagt: Das ja, das nein", es gehe um "das fotografische Gespür, was gut und schlecht ist". Doch "es liegt in der Hand der Chefredaktionen, die entscheiden, was kommt auf die erste Seite".

Der Pressefotograf Jürg Christandl ("Kurier") attestierte den österreichischen Medien "leider ein schlampiges Verhältnis zu Pressefotografie oder PR- und Propagandafotografie". Er sähe auf letzterem am liebsten einen "harten Warnhinweis, wie auf Zigarettenpackungen". Pressefotografen und Ministerfotografen hätten "komplett verschiedene Aufgaben", dessen müsste man sich bewusst sein.

Diskutiert wurde auch, warum Kurz so häufig im Flugzeug abgebildet wird - und wie. Das Bundeskanzleramt betont ja gern, dass er Economy fliegt, was auch auf seinem Instagram-Account reichlich dokumentiert werde, wie Bernhardt anmerkte. Kurz sei eben "authentisch", so Launskys Replik: "Er ist bescheiden und er ist 'down to earth'", und schlafe schon mal während eines Fluges, um dann fit auszusteigen. Einen schlafenden Kanzler sehe man aber nie, konterte Bernhardt: "Er ist permanent bei der Arbeit." Fahrnbergers Vermutung, Kurz würde gar nicht erst "Holzklassse" fliegen, wäre kein Fotograf dabei, wies der Regierungssprecher zurück.

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