Vom Pferd zum Rind

Experten klären auf, wie nachvollziehbar die Herkunft ist und welche Lücken es gibt

von Pferdefleisch: Experten klären auf, wie nachvollziehbar die Herkunft ist und welche Lücken es gibt. © Bild: APA/DPA/Carsten Rehder

"Wenn das Fleisch bereits entsprechend verarbeitet ist, kann man nur mehr schwer unterscheiden, ob es sich um Rind- oder Pferdefleisch handelt", sagt Wolfgang Wetscherek vom Institut für Tierernährung an der Universität für Bodenkultur in Wien (BOKU).

Der Weg des Fleisches

Die Herkunft des Frischfleisches in Österreich sei aber sehr gut nachvollziehbar - und zwar vom Schlachthof bis zum Rinderfilet am Teller: Bereits auf der Weide erhält das Rind Ohrenmarken, die eine Identifizierung ermöglichen. Der Schlachter vergibt eine eigene Schlachternummer. Diese wird mehrmals am Tierkörper angebracht. Hersteller und Zulieferer kennen also die Herkunft. Und auch auf dem Endprodukt im Regal befindet sich eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung. Das gleiche gilt auch für Schwein, Schaf, Ziege und Geflügel.

Nur beim Pferd sieht die Lage etwas anders aus. Hier erfolgt die Identifizierung über einen implantierten Mikrochip und einen Pferdepass. Die Tierpassnummer behalte das Tier lediglich bis zur Schlachtung, so der Experte. Die unterschiedliche Kennzeichnung liege daran, dass der Markt für Pferdefleisch im Vergleich zu anderen Tierarten wie Rind nicht so groß sei. 43 Gramm Pferdefleisch konsumiere der Österreicher jährlicher pro Kopf, so Wetscherek. Das Frischfleisch vom Pferd lasse sich in Österreich dennoch gut zurückverfolgen.

Lücken in der Kette

Das Problem: Ganz anders verhält es sich, wenn es sich nicht um Frischfleisch handelt, sondern sich die Ware wie im Fall von Tortelloni und Lasagne aus mehreren Zutaten zusammensetzt. "Es ist schwieriger einzelne Produktkomponenten zurückzuverfolgen", sagt Wolfgang Kneifel, vom Institut für Lebensmittelwissenschschaften (BOKU). Sobald das Fleisch in einer Form vorliege, die nicht mehr auf den exakten tierischen Ursprung schließen lasse, sei selbst der Fachmann nicht in der Lage auf den ersten Blick zu erkennen, ob das Fleisch vom Rind oder vom Pferd stamme. Das treffe beispielsweise auf faschiertes Fleisch zu. In solchen Fällen müsse man spezielle Labormethoden zur Arten-Identifizerung einsetzen. Theoretisch sei der Etikettenschwindel daher am ehesten am Beginn des Verarbeitungsprozesses möglich, erklärt Kneifel. Auch ein Zulieferer habe hypothetisch gesehen die Gelegenheit wissentlich Pferdefleisch unterzumischen.

In Europa weisen sich Schlachtbetriebe und Fleischverarbeiter gegenseitig die Schuld zu. Die Behörden in Großbritannien und Irland vermuten inzwischen kriminelle Machenschaften hinter dem Skandal. In den Niederlanden haben die Behörden einen Großhändler stillgelegt, der Fleisch aus Europa verarbeitet und damit Händler, Lebensmittelunternehmen und Supermärkte beliefert hat. Die EU fordert vor allem eines: stärkere Kontrollen und eine genauere Kennzeichnung.

Kontrollen gegen Etikettenschwindel

"Strengere Kontrollen sind eine Sache, aber die Umsetzbarkeit ist nicht so einfach. Es kann nicht jedes Produkt kontrolliert werden", sagt Kneifel. Er plädiert daher für Schwerpunktkontrollen bei bestimmten Produkten, die bereits in Verdacht stehen, betroffen zu sein. Pferdefleisch an sich sei nicht gesundheitsbedenklich, genausowenig wie das kürzlich gefundene Eselfleisch, so der Experte. Im Gegenteil: Das Pferdefleisch sei gesund und enthalte weniger Fett sowie einen höheren Eisengehalt als zum Beispiel Rindfleisch.

Wie erkennt der Konsument den Inhalt?

Und der Konsument, worauf kann er noch vertrauen? Die Packung Rinderfaschiertes im Supermarkt-Regal oder das Schnitzel von Fleischer ist laut Lebensmittel-Experten nach wie vor "sicher". "Der Kennzeichnung sollte man trotz der Vorfälle ein gewisses Vertrauen entgegenbringen", sagt Kneifel. Der Skandal trage zwar nicht zur Beruhigung bei, aber kriminelle Handlungen könne man nie zu 100 Prozent ausschließen. Die Lebensmittelinformationsverordnung garantiere aber ein gutes System. Die Verordnung regelt auf europäischer Ebene die Kennzeichnung, Bezeichnung, Aufmachung, Werbung und den Fernabsatz von Lebensmitteln. Der Österreicher soll also weiterhin auf österreichische Produkte und Auszeichnungen wie das AMA-Gütesiegel vertrauen. "Man darf sich nicht zu sehr verunsichern lassen, es soll nicht in eine Hysterie ausarten", sagt Kneifel.

Kommentare

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Das "Pferd" im "Rind" ist wahrscheinlich noch einer der "gesünderen" Zutaten...

Ignaz-Kutschnberger
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;-)

Walter Schratzi
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ich fahr morgen zum Gumprecht am Sechshauser Gürtel um ah Leeberkassemmel vom Gigara....oder zum Schuller in der Reinprechtsdorferstrasse.... :-)

rockbar melden

bei diesem skandal geht es ja nicht darum, dass pferdefleisch ungesund, schädlich oder sonst was für den menschen ist.
das erste problem ist natürlich mal die deklaration.
aber das, was bei der ganzen sache eigentlich noch schlimmer ist, ist folgendes:
die pferde stammen aus schlimmer haltung, tierwohlergehen gleich null, sind krank,...
das fleisch kostet 1/5 vom rindfleisch. daher dieser skandal

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