Pauschale für Gutverdiener

Kritik an Pendlerpauschale – Jeder dritte Bezieher verdient mehr als 45.000 Euro

von Pendler stehen im Verkehrsstau © Bild: Getty/AFP/PHILIPPE DESMAZES

Für Markus Gansterer vom VCÖ ist das Pendlerpauschale "sozial ungerecht, weil Besserverdienende mehr bekommen als Wenigverdienende". Er verweist darauf, dass 2011 schon jeder Dritte Bezieher des Pendlerpauschale mehr als 45.000 Euro jährlich verdient habe. Außerdem kritisiert er, dass Autofahrer mehr erhalten als Arbeitnehmer, die öffentliche Verkehrsmittel verwenden. Das sei "ökologisch kontraproduktiv". Gansterer fordert, dass künftig ökologisches Verhalten belohnt werde und dass "nur jene eine Pendlerförderung bekommen, die diese finanziell auch wirklich brauchen".

Für die Grünen ist die nun angekündigte Reform des Pendlerpauschale "längst überfällig". Grünen-Verkehrssprecherin Gabriela Moser plädierte am Mittwoch in einer Aussendung für die "Gleichstellung von Öffi- mit Kfz-Pendlern". Außerdem fordern die Grünen Teilzeitpersonal einzubeziehen, dafür aber über eine Einkommensobergrenze nachzudenken. "Doppelförderungen a la Pendlerpauschale auch bei Firmenwagen" seien abzustellen.

Das ist die Pendlerpauschale

Das Pendlerpauschale ist ein Steuerbonus für Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, die nicht in der Nähe ihres Arbeitsplatzes wohnen. Mit gut einer Mio. Beziehern (nicht ganz ein Viertel der Steuerpflichtigen) ist das Pendlerpauschale ein Massenphänomen. Unterschieden wird - je nachdem ob für den Weg zur Arbeit öffentliche Verkehrsmittel zur Verfügung stehen - zwischen dem "großen" und dem "kleinen Pendlerpauschale".

Das "große Pendlerpauschale" gibt es nur dann, wenn der Arbeitsplatz mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht erreichbar ist oder wenn deren Benutzung (wegen einer Behinderung oder besonders langer Fahrdauer) nicht zumutbar ist. Wenn für den Weg zur Arbeit auch ein öffentliches Verkehrsmittel zur Verfügung steht, kann nur das "kleine Pendlerpauschale" bezogen werden.

Weil das Pendlerpauschale ein Steuerfreibetrag ist, der nur das zu versteuernde Einkommen reduziert und nicht die tatsächliche Steuerlast, handelt es sich bei den angegebenen Beträgen um Bruttobeträge. Wie hoch die Entlastung netto ausfällt, hängt davon ab, in welcher Steuerklasse sich der jeweilige Arbeitnehmer befindet. Wer nur den Eingangssteuersatz von 36,4 Prozent bezahlt, für den macht die Entlastung folglich netto weniger aus als für Gutverdiener, die den Spitzensteuersatz von 50 Prozent bezahlen. Kritiker verweisen außerdem darauf, dass zwischen 20 und 30 Prozent der Bezieher mehr als 50.000 Euro verdienen. Wer umgekehrt so wenig verdient, dass er keine Steuern bezahlt (also rund 1.205 Euro monatlich), der erhält zusätzlich zur Negativsteuer von 110 Euro den "Pendlerzuschlag" von 141 Euro.

Regierung zu Änderungen bereit

Die Regierung hat sich bereit gezeigt, wie von den Ländern gefordert, die Pendlerförderung zu reformieren. Sowohl Finanzministerin Maria Fekter als auch Finanzstaatssekretär Andreas Schieder äußerten sich positiv zum Vorschlag einer kilometerabhängigen Pendlerförderung. Die jetzige Pendlerpauschale beinhalte viele Ungerechtigkeiten. Ein gerechteres kilometerabhängiges System wäre daher sinnvoll, meinte Fekter.

Konkret meinte sie, dass künftig die tatsächlich gefahrenen Kilometer sowie Teilzeitbeschäftigte berücksichtigt werden sollen. Die Frage nach möglichen Mehrkosten ließ die Finanzministerin offen. Das komme darauf an, worauf man sich einige.


Auch Schieder zeigte sich von der Forderung nach einer Reform angetan. Er kann sich neben der kilometerabhängigen Förderung auch Änderungen in Richtung Ökologisierung vorstellen. Man werde dem Vorschlag der Länder jedenfalls "positiv prüfen". Von etwaigen Änderungen sollen sowohl steuerpflichtige als auch Niedrigverdiener profitieren, so Schieder weiter.

Kommentare

Oliver-Berg
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Das ist mal wieder eine typische österreichische Neiddiskussion. Was können die Pendler dafür, wenn sie mehr verdienen als der Durchschnitt, dafür aber in Kauf nehmen müssen, dass ihr Anfahrtsweg deutlich länger ist als bei in Wien lebenden. Schließlich bietet Wien nicht Platz für alle.

simm1111
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Es geht nicht darum das Pendler mehr verdienen sondern das die besserverdienenden Pendler besser dran sind, das ist ein großer Unterschied!!

wadi07
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oh okay dann wird die Mittelschicht wieder einmal bestraft dafür das sie unötig hohe Steuern zahlt und dann sich auch noch traut Pendlerpauschale zu beantragen !!

In welchem dummen Land leben wir eigentlich !!!

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