Pendler treiben Immobilienpreise in Sopron in die Höhe

Quadratmeterpreise in Sopron in zehn Jahren verdreifacht

von

"Ich komme ursprünglich aus Ostungarn, habe mir aber schon lange eine Wohnung gekauft", sagt ein Kellner in dem ehemals mit österreichischem Geld gebauten Hotel in der Innenstadt von Sopron. "Derzeit schießen hier aber Häuser wie Schwammerl aus dem Boden, und alle werden an Pendler vermietet."

Der EU-Beitritt Ungarns und die Krise 2008 haben für Sopron (Ödenburg) große Veränderungen mit sich gebracht. Die ins Burgenland eingekeilte Region war immer eng mit Österreich verbunden, aber der sich öffnende Arbeitsmarkt des westlichen Nachbarlandes mit seinen deutlich höheren Löhnen und die Nachfrage nach gut ausgebildeten Fachkräften haben einen deutlichen Aufschwung herbeigeführt. Die Einwohnerzahl hat sich innerhalb von zehn Jahren von 55.000 auf heute geschätzte 110.000 verdoppelt.

"In den Krisenjahren um 2008 wurden in Sopron jährlich 100 bis 150 Wohnungen gebaut. Derzeit liegt diese Zahl bei 700 bis 800" - erklärt Immobilienexperte Karoly Domnanics, der mit seiner Maklerfirma die Entwicklung des Marktes seit zwei Jahrzehnten mitverfolgt. Er führt den rasanten Anstieg eindeutig auf die Bedürfnisse der Pendler zurück. Man wohnt in Sopron und fährt täglich in die Arbeit ins Burgenland, oder - wegen der höheren Löhne in der Bundeshauptstadt - immer mehr auch nach Wien.

"Man merkt es an den Autos, die in der Nähe der Grenze abgestellt werden. Die Leute fahren gemeinsam in einem Pkw nach Wien und am Abend zurück, um Geld zu sparen" - sagt Domnanics. Die Folge sind Staus, wie sie die Stadt früher nicht gekannt hat - in den frühen Morgenstunden und am Nachmittag sind die Straßen in der Stadt und auch am Umfahrungsring voll.

Der Immobilienmarkt boomt wie nie zuvor. Die Quadratmeterpreise haben sich in den vergangenen 15 Jahren mehr als verdreifacht. Laut Domnanics kann man derzeit für einen Neubau in guter Lage einen Preis von knapp 500.000 Forint (knapp 1.600 Euro) pro Quadratmeter erzielen. Die meisten Käufer sehen diese Immobilien als Investition an: Die Wohnungen oder Einfamilienhäuser werden üblicherweise an Pendler vermietet. Kleine bis mittelgroße Wohnungen können zum Preis von umgerechnet 200 bis 400 Euro als Untermiete vergeben werden und liegen damit immerhin deutlich unter dem Preisniveau von Wien.

Mit österreichischen Löhnen und einer Wohnung in Sopron oder Umgebung kann man viel sparen. Während laut einer Gfk-Studie vier von fünf ungarischen Haushalten keine Ersparnisse erzielen, liegt unter den Pendlern der Anteil jener, die etwas zur Seite legen können, bei 97 Prozent. Kein Wunder also, dass 71 Prozent keine Rückkehr auf den ungarischen Arbeitsmarkt planen, wie aus einem Bericht von Fairwork, einem grenzüberschreitenden Gewerkschaftsprojekt, hervorgeht.

Die niedrigen Zinsen und die - auf einige Jahre befristete - Senkung der Mehrwertsteuer für die Bauindustrie haben dem Aufschwung zusätzlichen Treibstoff verliehen, meint Domnanics. Durch die Investition in einen Neubau in Sopron oder in den Nachbardörfern und die Vermietung an Pendler können Anleger eine Rendite von fünf bis zehn Prozent erzielen. Bei den deutlich niedrigeren Renditen am Finanzmarkt - kurzfristige Staatsanleihen in Ungarn bringen derzeit jährlich 1,5 Prozent - ist das eine durchaus lukrative Investition.

Daher wird sich die Situation in der Zukunft kaum ändern. Die Soproner müssen mit den Staus und dem Anblick der an Wochenenden leeren Häuser und Wohnungen leben lernen. Die Zuzügler pendeln nämlich nicht nur während der Woche - viele von Ihnen fahren an den Feiertagen zu ihren Familien im Osten zurück.

Kommentare

Dietmar Koller

Ja in Österreich sind die Gehälter viel höher, das zieht natürlich an.
Ich kenne einen Mitarbeiter von König Heinrich (http://www.koenig-heinrich.at) einer Baufirma, der oft in Sopron ist und das Problem kennt.

Ungarn sollte hier dringend etwas ändern, sonst kommen noch mehr nach Österreich und nehmen Ungarn einen großen Teil ihrer Aktivelemente!

Seite 1 von 1