NÖ-Wahl: Parteien suchten finale Wählerkontakte

"Schlussmobilisierung" der ÖVP - Grüne und NEOS mit Straßenaktionen

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Beim SPÖ-Wahlkampfabschluss am Donnerstagabend in St. Pölten zeigte sich Bundesparteivorsitzender Christian Kern optimistisch, dass die Sozialdemokratie am Sonntag gestärkt aus den Wahlen hervor gehe. "Niederösterreich ist keine Erbpacht der ÖVP." Kern übte zugleich Kritik an der schwarz-blauen Bundesregierung und bezeichnete FPÖ-Spitzenkandidat Landbauer in der Causa um ein antisemitisches und rassistisches Liederbuch von dessen Burschenschaft Germania als "Wiederholungstäter".

Ziel sei es, "die Sozialdemokratie so stark zu machen, dass wir beim nächsten Mal um den ersten Platz mitspielen", erklärte Listenerster Franz Schnabl. Zu Landbauer meinte er, die SPÖ werde diesen nur dann als Landesrat wählen, wenn er sich moralisch vom Liedgut distanziere und Ermittlungen der Staatsanwaltschaft ergeben würden, dass Landbauer nichts damit zu tun habe.

Die Grünen machten im Rahmen ihrer 72-Stunden-Tour zum Endspurt unter anderem in Klosterneuburg, St. Andrä-Wördern und Melk Station. "Wir laufen um jede Stimme", sagte Spitzenkandidatin Helga Krismer. Die Landessprecherin warb - nach dem Scheitern ihrer Partei bei der Nationalratswahl - dafür, dass die Grünen im Landtag "weiterhin Kontrolle ausüben können".

Diese angestrebte Kontrollfunktion betonten auch die NEOS bei ihrem "Countdown" mit Parteichef Matthias Strolz in Baden. Sie wollen mit Spitzenkandidatin Indra Collini bei ihrem ersten Antreten im Bundesland den Einzug in den Landtag erreichen. Transparenz sei in Niederösterreich wichtig, hieß es.

ÖVP-Landesgeschäftsführer Bernhard Ebner rief unterdessen zur "großen Schlussmobilisierung" mit allen Teilorganisationen in die Parteizentrale nach St. Pölten. Er bezeichnete die am 8. Jänner gestarteten ÖVP-Kampagnen als "fair geführten kürzesten Wahlkampf aller Zeiten", der vor Ort ebenso wie online, mit Großveranstaltungen und Plakaten geführt wurde. Wichtiger als die Schlagkraft der Landespartei - mit 300 Wahlkreiskandidaten und 35 auf der Landesliste - sei der Grund für das Engagement: "Wir wollen das Beste für Niederösterreich und die Landsleute", so Ebner. Bereits in ihrer Antrittsrede als Landeshauptfrau im Vorjahr habe die nunmehrige Spitzenkandidatin Johanna Mikl-Leitner die Richtung zum "Miteinander" vorgegeben. Mikl-Leiter selbst hatte bereits bei einem Auftritt am Donnerstag und begleitet von Unterstützern um das Vertrauen der Wähler gebeten.

Der wegen der NS-Liedgut-Affäre seiner Burschenschaft in Bedrängnis geratene FPÖ-Spitzenkandidat Landbauer ging den Medien am Freitag lieber aus dem Weg. Den letzten offiziellen Wahlkampftermin - ein Gratis-Skikurs für Kinder am Semmering - sagten die Freiheitlichen kurzfristig ab. Mit den Turbulenzen der vergangenen Tage habe die Absage aber nichts zu tun, hieß es. Für Freitagabend stand bei Landbauer noch ein Ballbesuch auf dem Programm: freilich nicht der Akademikerball der rechten Burschenschafter in der Wiener Hofburg, sondern der Burgball der Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt.

Bei einem Wahlkampfabschlusstreffen mit freiheitlichen Funktionären in der niederösterreichischen FPÖ-Zentrale in St. Pölten gab es am Donnerstag auch noch einmal Rückendeckung von FPÖ-Bundeschef Heinz-Christian Strache. Landbauer habe sich nichts zuschulden kommen lassen, in der FPÖ habe Antisemitismus keinen Platz, wiederholte Strache. Der Spitzenkandidat selbst wollte zum NS-Liedgut seiner Burschenschaft schon da nicht mehr viel sagen. Landbauers Wahlziel für den Sonntag ist zumindest eine Verdoppelung der FPÖ-Stimmen.

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