OSZE-Staaten bekennen sich zu Kampf gegen Antisemitismus

WJC-Präsident Lauder: "Europa ähnelt immer mehr jenem der 30er-Jahre"

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Antisemitismus wachse durch Schweigen und ein Klima der Gleichgültigkeit, betonte Alfano, der der vom faschistischen Regime beschlossenen Einführung der Rassengesetze zur Verfolgung jüdischer Staatsbürger in Italien vor 80 Jahren gedachte. Alfano kündigte die Einrichtung eines Koordinators im Kampf gegen den Antisemitismus in Italien an. Der Minister sprach von "besorgniserregenden Signalen neuer Phänomene von Rassismus und Antisemitismus".

Der Präsident des Jüdischen Weltkongresses (WJC), Roland S. Lauder meinte, Europa ähnle immer mehr jenem der 30er-Jahre, was Antisemitismus anbelange. Er zeigte sich wegen der zunehmenden Popularität rechtsextremer Kräfte besorgt, wie die jüngsten Wahlen in Ländern wie Frankreich und Deutschland bezeugt hätten. "Alle Regierungen müssen wachsam sein und jegliche Form von Antisemitismus in ihren Ländern bekämpfen", sagte Lauder. Zu den sichersten Städten für Juden zählte Lauder Moskau.

Außenministerin Kneissl warnte im Gespräch mit der APA, dass es sowohl auf linker als auch auf rechter Seite Formen des Antisemitismus gebe. Sie begrüßte, dass Lauder über Österreich und Deutschland wegen ihres Einsatzes gegen den Antisemitismus gut gesprochen habe. Sie betonte, dass Österreich mit Italien eines der wenigen Ländern sei, das bei der Antisemitismus-Konferenz auf Ministerebene vertreten sei.

Der Präsident des Europäischen Jüdischen Kongresses (EJC), Moshe Kantor, meinte, dass Antisemitismus nicht nur ein jüdisches Problem sei. "Antisemitismus betrifft alle Europäer. Extremistische Ideologien bedrohen die Juden, sind jedoch eine Herausforderung für die Gesellschaft insgesamt. Wir müssen uns in Bewegung setzen und nicht auf eine neue Katastrophe warten", so Kantor. Er rief alle OSZE-Staaten zum Einstieg in die Internationale Allianz für Holocaust-Gedenken (IHRA), der sich bereits Österreich angeschlossen hat.

Zur Bekämpfung von Judenfeindlichkeit sind laut Papst Franziskus besonders Verantwortung, Erinnern und Nächstenliebe nötig. "Gleichgültigkeit lähmt und hindert, das Richtige zu tun", sagte er am Montag im Vatikan bei einer Audienz für die Teilnehmer der Antisemitismus-Konferenz. Als Hauptursache von Fremdenfeindlichkeit machte der Papst Gleichgültigkeit aus. Als Beispiel nannte er die biblische Erzählung vom Brudermord des Kain an Abel. Dass jenem der Bruder egal sei bezeichnete Franziskus als "Wurzel des Todes, die Hoffnungslosigkeit und Stille schafft". Es gelte deshalb, eine "Kultur der Verantwortung, der Erinnerung, der Nähe" zu schaffen.

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