"Amour"-Produzenten im Interview

Österreicher Veit Heiduschka und Michael Katz könnten sich ebenfalls Oscars sichern

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Oscars 2013: Das Amour-Produzenten-Duo Veit Heiduschka und Michael Katz. © Bild: APA-FOTO: ROLAND SCHLAGER

Können Sie sich erklären, warum "Amour" so einen großen Erfolg hat?
Katz: Die Art der Auseinandersetzung mit dem Thema macht den Film so außerordentlich. Wir haben den Film vermutlich 30 Mal gesehen, und trotzdem merkt man immer wieder neue Nuancen. Es ist nicht ein Film der großen Gesten, sondern der kleinen Feinheiten.
Heiduschka: Und es gibt sehr viele Menschen, die entweder direkt oder über drei, vier Ecken schon mit dem Thema konfrontiert waren.

Wie sind die Reaktionen hier in Hollywood?
Katz: Die Amerikaner sind sehr freundliche Menschen, aber man glaubt dann doch herauszuhören, dass die Leute den Film wirklich verehren.
Heiduschka: Eine gewisse Hochachtung uns und dem Film gegenüber hat man gespürt - was für den Oscar aber natürlich nichts bedeutet. Da entscheiden schließlich 6.000 Leute.

Was macht für Sie das Spezielle einer Oscar-Nominierung aus?
Katz: Die schaffen es einfach, schon allein mit der Einladung eine unheimliche Atmosphäre zu kreieren.
Heiduschka: Wenn die Einladung kommt, dann wagt man diese kaum aufzumachen, so schön ist das Kuvert. In dem Brief steht dann drin, dass uns klar sein muss, dass wir in der Filmindustrie jetzt eine herausragende Position einnehmen und wir uns dementsprechend vorbildhaft verhalten sollten. Und dass wir den Oscar, falls wir ihn denn kriegen, nicht verkaufen dürfen, auch unsere Erben nicht, und dass die Akademie ihn jederzeit für einen Dollar wieder zurückkaufen kann
Katz: (schmunzelt) Also reich wird man damit nicht.

Wie erleben Sie jetzt diese Tage vor der Verleihung?
Katz: Los Angeles ist schon ein bisschen verrückt in dieser Zeit. Das ist natürlich eine große Geldeinnahmequelle für die Stadt - wie in Klagenfurt die Holzmesse, um mal einen Vergleich in der richtigen Größenordnung zu bringen. (lacht)

Ich nehme an, der Terminkalender ist sehr voll?
Katz: Ja, es geht jeden Tag um 8.30 Uhr los und um 20 Uhr kommen wir wieder ins Hotel. Aber wäre die Nachfrage jetzt nicht so groß, würde man sich vermutlich ohnehin fragen, ob man was falsch gemacht hat. Die Ehre ist also größer als die Müdigkeit.

Was wird bei diesen Terminen besprochen? Werden Hanekes Filme künftig von vier Ländern produziert?
Katz: In erster Linie geht es jetzt einmal darum, Leute kennenzulernen und Gesichter zu Namen zu bekommen.
Heiduschka: Was man uns schon gesagt hat, ist, dass wir mit Haneke hier auf jeden Fall "bankable" (in etwa "kreditwürdig", Anm.) wären. Das heißt, dass man gerne mit jedem Schauspieler reden würde, der auch mit Haneke drehen möchte, selbst mit den großen Stars.
Katz: Wenn Haneke einen Stoff hätte, der eine Kofinanzierung rechtfertigen und erklärbar machen würde, dann würden wir uns das sicher überlegen.

"Amour" ist fünffach nominiert, zumindest in der nicht-englischsprachigen Konkurrenz gilt ein Oscar als quasi fix...
Katz: Es sind schon andere Favoriten gestorben. Beim "Weißen Band" hat uns Pedro Almodovar auch schon zwei Tage vorher bei einem Fest gratuliert. Aber natürlich sind wir diesmal noch größerer Favorit...
Heiduschka: ... und die Falltiefe ist noch ein bisschen höher.
Katz: Wenn es nichts werden sollte, würde das den Haneke zwar nicht umbringen, aber es würde schon sehr, sehr an ihm nagen.

Aber braucht denn Haneke den Oscar überhaupt?
Katz: Dafür ist er schon ein bisschen zu eitel, im positiven Sinn, als dass er sagen würde, er braucht das nicht. Um Gottes Willen, jeder Preis ist doch ein Zeichen der Verehrung und dafür, dass man nicht für sich alleine gearbeitet hat!
Heiduschka: In Österreich ist auch eine sehr große Erwartungshaltung aufgebaut worden. Da glauben jetzt manche, wir kommen mit fünf Oscars in den Händen zurück. Das müssen wir mal zurückschrauben. Hier würden sich manche Leute allein für eine Nominierung die Hand abhacken.
Katz: Das stimmt zwar, klingt aber trotzdem wie eine Ausrede. Wenn man jetzt nicht hoffen würde, dass es was wird, das wäre doch unmenschlich.

Was würden Sie bei einem Erfolg in der Hauptkategorie machen?
Heiduschka: Ach! (lacht) Wir haben acht Konkurrenten, dementsprechend liegen unsere Chancen mathematisch bei 11,11 periodisch. Was auch immer rauskommt, diese 11 Prozent werden schon sehr wahrgenommen und helfen auch sehr.
Katz: Realistisch sind unsere Chancen natürlich noch viel geringer.

Wie geht es für Sie und Haneke nach den Oscars weiter?
Heiduschka: Derzeit gibt es kaum einen Tag, an dem nicht irgendeine Einladung kommt - ob es das Filmfestival in Shanghai ist oder die Sparkasse in Oberösterreich. Aber alles geht natürlich nicht.

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