Österreichs Charme als Weltkulturerbe? Zwei Drittel halten nichts von dieser Aktion

Eigenschaft für Mehrheit "neurotische Erscheinung" Österreich Werbung brachte Antrag bei UNESCO ein

Die Mehrheit der Bevölkerung hält nichts vom Vorhaben der Österreich Werbung, den angeblichen Charme der Österreicher zum Weltkulturerbe erklären zu lassen. In einer Umfrage des Klagenfurter Humaninstitutes sprachen sich 65 Prozent gegen einen solchen Schritt aus, lediglich 18 Prozent plädierten dafür. Weitere 17 Prozent der sind in dieser Sache unschlüssig.

Das Humaninstitut befragte insgesamt 710 Österreicherinnen und Österreicher bezüglich ihrer Haltung zum Thema "Charme". Das Ergebnis war allerdings eher ernüchternd: Satte 51 Prozent glauben nämlich, dass es sich bei dieser Eigenschaft um eine "neurotische Erscheinung" handelt. 27 Prozent sehen im Charme "nichts Besonderes", für weitere 22 Prozent ist er ein "normaler Charakterzug".

Auf die Frage "Auf welchen psychologischen Mechanismus setzt das Erscheinungsbild des österreichischen Charme auf?" vertraten 42 Prozent die Meinung, dass es sich um eine "verdrängte Minderwertigkeit" handle, weitere 38 Prozent gehen sogar von einer "kompensierten Machtsehnsucht" aus. Nur 20 Prozent orten eine "normale Persönlichkeit".

Das Humaninstitut unterschied in seiner Befragung auch zwischen drei Arten von Charme: So gibt es den "Happy Charme", der für 41 Prozent der Befragten ein "aufdringliches Streben in den Mittelpunkt" darstellt. 31 Prozent sehen hingegen darin "Schmähführen", 28 Prozent "Schrägen Humor". Mit dem Begriff "Cool Charme" verbinden 42 Prozent eine "Küss-die-Hand-Haltung", 31 Prozent glauben, dass man "durch devote Haltung sexy wirken" wolle. Weitere 27 Prozent setzen mit dieser Art des Charme "sarkastische und oft zynische Kommentare" gleich.

Schlussendlich kreierte der Chef des Humaninstitutes, Franz Witzeling, noch den Terminus "Angry Charme". Damit verbinden 52 Prozent der Befragten das so genannte "Raunzen", das vor allem den Wienern zugesprochen wird. 26 Prozent sehen darin eine "zur Schau getragene Beleidigtheit", 22 Prozent hingegen einen "Appell an den Mutterinstinkt".

Die Österreich Werbung (ÖW) hatte im vergangenen Jahr bei der Berliner Tourismusbörse eine "Charme-Offensive" gestartet. Ziel ist es, den Charme der österreichischen Gastgeber zum internationalen Weltkulturerbe zu erklären. Das zweijährige Aufnahmeverfahren bei der UNESCO soll heuer beginnen. (apa/red)