Österreicher aus Libyen in Wien gelandet:
Rückkehrer berichten von Horrorszenen

Gaddafi lässt Demonstranten aus der Luft beschießen Bundesheer-Maschine fliegt weitere Österreicher aus<br>Libysche UN-Diplomaten sagen sich vom Regime los

Österreicher aus Libyen in Wien gelandet:
Rückkehrer berichten von Horrorszenen

"Ich habe gesehen, wie Söldner aus anderen afrikanischen Ländern einfach auf Menschen geschossen haben", berichtete Herbert Suchy bei seiner Ankunft gegenüber der APA. Der Niederösterreicher hatte seit vier Monaten ein Bauprojekt südlich der libyschen Hauptstadt Tripolis geleitet. "Ich hatte sehr großes Glück, dass ich noch einen Platz im Flugzeug bekommen habe", meinte er. Ein Freund von ihm habe gefilmt, wie die Söldner Menschen einfach per Kopfschuss hingerichtet hätten, so Suchy.

Der deutsche Thoie Rönnau berichtet, dass er im Osten des Landes gewesen sei, von wo die schlimmsten Zusammenstöße zwischen dem Regime und Demonstranten gemeldet werden. "Es war schlimm. Wir mussten 1.300 Kilometer quer durch das Land bis in die Hauptstadt fahren und haben über 90 Checkpoints passiert, viele davon standen in Flammen", erzählte der Bauingenieur: "Ich bin sehr froh, endlich draußen zu sein."

Schüsse vor dem Fenster
Peter Z. aus Tschechen, war dagegen direkt in der Hauptstadt Tripolis beruflich unterwegs. Sie Situation habe sich in den letzten Tagen radikal geändert, berichtete er. Unter tags sei es relativ ruhig gewesen, doch nachts habe Bürgerkrieg geherrscht, so Z. "Ich habe die ganze Nacht Schüsse vor meinem Fenster gehört", erzählte er.

Unter den Ankommenden befanden sich auch einige libysche Staatsbürger. Eine Frau mit zwei kleinen Kindern berichtete: "Wir hatten große Angst. Und es war so laut, ständig hörten wir Schüsse und sahen Feuer."

Bundesheermaschine am Rückweg
Nach stundenlanger Verzögerung hat das Bundesheer am eine erste Gruppe von EU-Bürgern aus Tripolis in Richtung Malta evakuieren könnten. Wie der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Michael Bauer, der "ZiB2" berichtete, befänden sich 62 Personen an Bord, darunter neun Österreicher und sieben Kinder. Auch Deutsche, Franzosen und Niederländer seien an Bord.

Die Maschine hätte eigentlich schon früher abheben sollen,doch hätte sich nur ein "Bruchteil" der Passagiere am Flughafen eingefunden. Die "Hercules"-Maschine musste daher stundenlang auf Fluggäste warten. Zwischenzeitig gab es sogar Berichte über eine Sperre des Luftraums.

AUA-Flug wird kurzfristig entschieden
Auch die AUA, die am Dienstagvormittag einen Linienflug von Wien nach Tripolis durchführen wollte, konnte die Luftraumsperre nicht bestätigen. AUA-Sprecher Martin Hehemann sagte der APA, es habe bisher kein sogenanntes NOTAM ("Notice to airmen") der libyschen Luftsicherheitsbehörde gegeben. Man beobachte die Lage "sehr genau" und werde in der Früh entscheiden, ob der Flug durchgeführt werden könne. "Da viele Menschen (aus Libyen) nach Hause wollen, werden wir relativ lang (mit der Entscheidung, Anm.) warten", sagte Hehemann. Er wies darauf hin, dass die AUA am Dienstag eine größere Maschine einsetzen werde, um alle Passagiere unterbringen zu können. Das Flugzeug mit 196 Sitzplätzen werde bei der Rückkehr nach Wien praktisch voll ausgelastet sein. Nach Tripolis werde es "ziemlich leer" fliegen.

Der Sprecher des Außenministeriums, Peter Launsky-Tieffenthal, kündigte für Dienstag in der Früh eine weitere Sitzung des inter-ministeriellen Krisenstabs an. Dabei soll unter anderem über die künftigen Evakuierungsaktivitäten beraten werden. Konkret gehe es auch darum, "ob Tripolis die beste Destination" sei und ob nicht andere Flughäfen angeflogen werden sollen. Es werde aber "in jedem Fall weiteren Bedarf" geben, sagte er mit Blick auf die "weit über hundert" noch ausreisewilligen Auslandsösterreicher.

Libysche UN-Diplomaten gegen das Regime
Die meisten der bei den Vereinten Nationen akkreditierten libyschen Diplomaten haben sich nach einem Zeitungsbericht vom Regime von Muammar al-Gaddafi losgesagt und sind auf die Seite der Opposition gewechselt. Lediglich der UNO-Botschafter selbst halte noch zu dem Diktator, berichtete der New Yorker Korrespondent der "Los Angeles Times" am Montag. Die Diplomaten wollten sich mit diesem Schritt "von der abscheulichen Tat, das libysche Volk anzugreifen", distanzieren, zitiert das Blatt Adam Tarbah, der seit neun Jahren Libyen bei den Vereinten Nationen in New York vertrete.

"Wir sind uns bewusst, dass dieser Schritt unsere Familien zu Hause in Gefahr bringen kann. Aber sie sind sowieso in Gefahr", wurde der Diplomat zitiert. Libyen ist einer der 47 Mitgliedstaaten des UNO-Menschrechtsrates, der in der nächsten Woche wieder in Genf tagen soll.

Auch der Chefdelegierte Libyens bei der Arabischen Liga in Kairo, Abdulmoneim al-Honi, gab inzwischen seinen Rücktritt bekannt. Die Arabische Liga hatte am Sonntagabend erklärt, der Einsatz von Gewalt gegen Demonstranten in Libyen sei inakzeptabel.

Brutales Vorgehen
Unterdessen berichteten Einwohner verschiedener Vororte von Tripolis von weiteren tödlichen Auseinandersetzungen. "Was hier in Tajura heute passiert ist, ist ein Massaker", sagte ein Einwohner, der anonym bleiben wollte. Ein Augenzeuge im Vorort Fachlum berichtete von Hubschraubern, die über dem Viertel kreisten und bewaffnete afrikanische Söldner herabließen. Es habe zahlreiche Tote gegeben.

Bewohner berichteten dem Sender Al Jazeera, die Armee habe auch Kampfflugzeuge gegen unbewaffnete Demonstranten eingesetzt.

Wo ist Gaddafi?
Der deutschen Regierung liegen nach Angaben von Außenminister Guido Westerwelle keine Hinweise auf eine Flucht des Machthabers Muammar Gaddafi ins Ausland vor. Er könne Meldungen nicht bestätigen, nach denen sich Gaddafi möglicherweise nach Venezuela abgesetzt habe, sagte Westerwelle im ZDF. Zuvor hatte der britische Außenminister William Hague erklärt, es gebe Hinweise darauf, dass sich Gaddafi auf dem Weg in das südamerikanische Land befinde. Die venezolanische Regierung hat diese Berichte mittlerweile dementiert. Der libysche Machthaber hat sich seit der Eskalation der Gewalt in seinem Land nicht mehr öffentlich zu Wort gemeldet, was zu Spekulationen über seinen Aufenthaltsort geführt hat.

(apa/red)

Kommentare

Ma Bitte Der alte Trottl und sein "verwahrloster" Sohn,die beide sind so unnütz wie ein Komet für unseren Planeten!

Habe jahrelang neben dieser Gaddafivilla Haus an Haus gelebt,des Buberl mit seiner Bewachung,ab nach Guantanamo,genau dort ghört diese Brut hin aber ned in die Cobenzlgasse,1190 Wien!

I freu mi über seinen Sturz,hoffe der IRAN folgt...

Ahmadinejad,ich hoffe DEIN UNTERGANG ist NAHE du elendiges primitives Gesindel!

der Trend: Rebellieren, demonstrieren, stürzen...

...und dann nach Europa auswandern...

queen elisabeth gaddafi sieht sowas von scheisse aus :>

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Diktatoren und andere Herrscher Das Problem von Herrschern ist es, dass sie nicht erkennen wann es Zeit ist abzudanken und den Sessel zu räumen. Das gilt übrigens genauso für Politiker in demokratischen Ländern.

S/A/R melden

Re: Diktatoren und andere Herrscher Und ich wunder mich das bislang keine Offiziellen Statements von EU noch von US of A gekommen sind..Woran das wohl liegen mag...hmmm.

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Re: Diktatoren und andere Herrscher Öl?

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Re: Diktatoren und andere Herrscher Nein, wohl eher wegen der Tatsache, dass Gaddafi ein unberechenbarer Psychopath ist. Denke gerade an die terroranschläge, geiselnahmen von schweizern etc. zurück die auf seine kappe gehen...

Also, Ashton und Spindelegger bitte die Goschn halten bis alle Eu-Bürger außer Landes sind... Weil sonst schiessen die Söldner-Scharfschützen bald auf unsere Landsleute anstatt auf die Demonstranten!

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Re: Diktatoren und andere Herrscher ja,das stimmt!

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