Immer weniger lernen Skifahren

30 Prozent weniger Schulskikurse. Tourismusbranche buhlt um Gäste.

von Immer weniger Österreicher lernen Skifahren © Bild: Thinkstock/Steve Mason

Anfang der 1990er Jahre nahmen noch rund 210.000 Schüler an Schulskikursen teil. Heute sind es um 30 Prozent weniger - die Teilnahme an den Skikursen ist nicht mehr verpflichtend. An Österreichs Schulen wurden 2010/11 schon mehr Sommersport- als Wintersportwochen abgehalten.

Für die nationale Plattform "Allianz Zukunft Winter" steht fest: Der Weg zu Schulskikursen führt über die Lehrer. Jeder müsse in seinem eigenen Ort anfangen und schon Kindergärten die Möglichkeit zum Skifahren bieten, meinte Richard Walter, Obmann der österreichischen Skischulen.

Handys attraktiver als Ski

Das Ziel der Allianz, in Zukunft mehr Menschen auf die Pisten zu bringen, ist offenbar nicht leicht zu erreichen. Jugendliche fänden Handys attraktiver als Wintersport, den kleinen Skilift um die Ecke gebe es nicht mehr. "Gemeinden unterstützen Freibäder und Tennisplätze, wir sind aber weltweit für das Skifahren bekannt", gab Hans Schenner zu bedenken. Er forderte "dringend Anstrengungen, um die Jüngsten vermehrt auf die Pisten zu bekommen. Auch auf dem europäischen Markt müssen wir uns neu aufstellen. Hunderttausende Europäer haben vor einigen Jahren aufgehört Ski zu fahren. Holen wir sie wieder auf die Piste. Winterurlaub in Österreich ist kein Angebot für Hochleistungssportler, sondern ein Event für die ganze Familie, der einfach Spaß macht." Das Potenzial ist groß: In zwölf untersuchten Urlaubsmärkten der EU können 55 Millionen Menschen Skifahren, elf Millionen der 40 Millionen Nicht-Skifahrer zeigen Interesse daran.

Attraktive Packages

Spaß und Wohlfühlen zu einem erschwinglichen Preis stehen im Focus der Kampagnen "besser Skifahren in drei Tagen" und "Skifahren lernen in drei Tagen". Zielgruppen sind vor allem Touristen, die auf Kurzurlaube "fliegen" und all inclusive buchen. Für das "Ski-Comeback" bietet beispielsweise das Salzburger Land in Kooperation mit dem Netzwerk Winter, den Skischulen und Terra Reisen günstige Packages. Drei Übernachtungen inklusive Skipass, Skiverleih, Skilehrer kosten ab 449 Euro in den Wintersportregionen Zell am See, Kaprun und Saalbach-Hinterglemm-Leogang. Die Kitzbühler Bergbahnen ließen sich ein besonders Zuckerl einfallen, "um den Familienskilauf gezielt zu fördern", wie Vorstand Josef Burger im APA-Gespräch erklärte. Für die Benutzung von drei (der insgesamt 52) Liften, mit denen man von Hollersbach im Pinzgau auf die Pass-Thurn-Höhe gelangt, kostet die Tageskarte für Erwachsene 25 Euro, für Kinder zehn Euro. "Mit diesem Angebot ist es nicht mehr der Preis, der einen vom Skifahren abhält", betonte Burger.

Halb so viele Ski verkauft

Auf den Spaßfaktor baut auch die Skiindustrie. "Der Trend zum Rocker-Ski setzt sich immer mehr durch", sagte Franz Föttinger, Sprecher der Österreichischen Skiindustrie und Geschäftsführer von Fischer Sports. Dieser weiterentwickelte Carver-Ski ist vorne und hinten aufgebogen, er lässt sich dadurch leichter beherrschen und drehen - "ein optimaler Ski für Anfänger und Wiedereinsteiger". Weltweit würden 3,1 Millionen Paar Alpinski verkauft. Der Weltmarkt habe sich in den vergangenen fünf Jahren stabilisiert. Vor zehn Jahren seien noch rund sechs Millionen Paar verkauft worden, erklärte Föttinger.

"Keine wirtschaftliche Alternative zum Wintersport."

Die gesamtwirtschaftliche Bedeutung des Wintersports in Österreich werde unterschätzt, sagte Anna Kleissner von SportsEconAustria (SpEA/Institut für Sportökonomie) anlässlich der Präsentation ihrer Studie "die wirtschaftliche Bedeutung von Wintersport für unsere Skination" am Montagabend in Kaprun. Die totale Bruttowertschöpfung betrage 6,3 Milliarden Euro (2,3 Prozent des BIP). 185.000 Menschen seien im Wintersport beschäftigt, "das ist ein Beitrag zur Beschäftigung in der Höhe von rund 4,5 Prozent", erläuterte Kleissner. "Der Wintersport ist ein wichtiger Impulsgeber und Motor. Er schafft und erhält Arbeitsplätze vor Ort. Es gibt keine wirtschaftliche Alternative in Österreich zum Wintersport."

So macht Skifahren Spaß

Einen Gedankenanstoß gab "Mister Lufthansa" Jürgen Weber der Allianz Zukunft Winter in seinem Vortrag mit auf den Weg: Die vom Leistungsdruck geplagten Menschen suchten im Urlaub Entschleunigung. "Die Zukunft des Winters heißt aus meiner Sicht Genuss. Sie müssen der Individualität den Vorrang geben, dass sich jeder pudelwohl fühlt." Die Gäste suchten das Ortstypische, die Einfachheit der Zirbenstube, die Menschlichkeit der Ansprache, sagte der scheidende Lufthansa-Vorstandsvorsitzende und begeisterte Skifahrer.

Kommentare

Norbert Huber

Was hat eigentlich eine Skiwoche vor 20 oder 30 Jahren gekostet?

seestern11

Schifahren ist für viele zur Preisfrage geworden. Ein Schitag ist für eine Familie mit 2 Kindern sehr kostspielig.Wären Kinder bis zum 14. Lebensjahr frei, wären mehr Familienschitage erschwinglich. Daraus würde resultieren, dass die Kinder ordentliche Schifahren lernen, Freude daran haben und zu Erwachsenen heranwachsen, die diese Freude wieder an die eigenen Kinder weitergeben. Ob und wie das für die Schigebiete leistbar ist, kann ich nicht beurteilen.

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