Österreich drittwichtigster
Investor in Osteuropa

Bedeutung sinkt - Direktinvestitionen heimischer Firmen rückläufig

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Von 2012 auf 2016 sind die österreichischen Auslandsinvestitionen in Mittel-, Ost- und Südosteuropa von rund 93 auf rund 84 Mrd. Euro zurückgegangen, geht aus einer Analyse des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW) hervor. Heimische Firmen zieht es nun vermehrt nach Asien. "Sie sehen dort neue Möglichkeiten", sagte WIIW-Ökonom Gabor Hunya am Donnerstag bei einem Pressegespräch in Wien. In Osteuropa sei das Potenzial zum Teil schon ausgeschöpft.

Bei sogenannten Greenfield-Projekten, also Neuinvestitionen, sei Österreich ein stabiler, wenn auch nicht sehr wichtiger Investor in den mittel-, ost- und südosteuropäischen Ländern, so Hunya. Mit 43 Projekten im Jahr 2016 rangierte Österreich auf Platz 9 unter den Investoren und auf Platz 8 beim zugesagten Investitionskapital (1,5 Mrd. Euro).

Zu den größten Projekten heimischer Unternehmen zählten im Vorjahr etwa eine 250-Mio.-Euro-Investition des Tiroler Holzkonzerns Egger in ein neues Werk in Russland, mehrere Stop-Shop-Retail-Parks des Immobilienkonzerns Immofinanz in Polen und Serbien sowie eine Kapazitätsverdoppelung im polnischen Sempertrans-Werk des börsennotierten Gummi- und Kautschukkonzerns Semperit.

Getrieben von der guten Wirtschaftsentwicklung hat Mittel-, Ost- und Südosteuropa (MOSOEL) im vergangenen Jahr deutlich mehr ausländische Investoren angezogen als noch 2015. Während die ausländischen Direktinvestitionen weltweit zurückgingen, stiegen sie in MOSOEL um 45 Prozent. Profitiert haben vor allem Tschechien und Ungarn, aber auch Rumänien, Kroatien und Estland zogen deutlich mehr Investoren an.

In der Türkei hingegen haben die politischen Turbulenzen zu einem Einbruch der ausländischen Direktinvestitionen von 30 Prozent geführt, auch der Westbalkan musste einen Rückgang von 7 Prozent hinnehmen. Wichtigstes Ziel am Westbalkan war Serbien, das mit rund 2 Mrd. Euro einen Zufluss in ähnlicher Höhe wie 2015 erzielte. Den zweithöchsten Betrag in der Region erhielt Albanien (983 Mio. Euro). Bosnien und Herzegowina waren aufgrund des zunehmend zersplitterten wirtschaftlichen und regulatorischen Umfelds bei ausländischen Investoren weniger gefragt. Mazedonien wiederum hat trotz zunehmender politischer Unsicherheit ein Plus bei den ausländischen Direktinvestitionen von 65 Prozent eingefahren.

In Russland haben sich die Direktinvestitionen gegenüber 2015 mehr als verdreifacht (219 Prozent). Das wichtigste Ereignis war dabei der Verkauf eines 19,5-Prozent-Anteils am größten russischen Ölkonzern, Rosneft, für 10,2 Mrd. Euro an ein singapurisches Investmentvehikel, ein Joint Venture zwischen Katar und dem Schweizer Rohstoffhandelsunternehmen Glencore.

Auslandsinvestitionen in die Ukraine nahmen 2016 um 7,5 Prozent zu, vor allem durch Bankenrekapitalisierung und die Privatisierung einiger Unternehmen.

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