"Österreich-Beschimpferin": Nobelpreis-
Trägerin Jelinek als politische Figur

Dauerkonflikt mit Haider, heftige Kritik an Schwarz-Blau Die Schrifstellerin: "Ich werde immer eine Linke sein"

"Ich werde immer eine Linke sein", hat Jelinek einmal gesagt. Der Konflikt zwischen der politisch engagierten Schriftstellerin und der FPÖ reicht bis Anfang der 90er Jahre zurück. Schon 1991 hatte sich Jelinek einem von Andre Heller initiierten Aufruf angeschlossen, in dem der damalige FPÖ-Chef Jörg Haider als "Jungnazi" bezeichnet wurde. Vier Jahre später machte Haider Jelinek dann kurzfristig zu seinem Lieblings-Reibebaum und erklärte sie - gemeinsam mit Kollegen wie Peter Turrini und Burgtheater-Direktor Claus Peymann - zu "hochsubventionierten Österreich-Beschimpfern".

Den vorläufigen Höhepunkt bildete der Wiener Gemeinderats-Wahlkampf des Jahres 1995. Auf Plakaten stellte die FPÖ der Bevölkerung damals die Frage: "Lieben Sie Scholten, Jelinek, Häupl, Peymann, Pasterk... oder Kunst und Kultur?". Darunter der Slogan: "Freiheit der Kunst statt sozialistischer Staatskünstler". Aber auch Jelinek blieb dem FP-Obmann nichts schuldig: Haider sei der "Führer eines homoerotischen Männerbundes", und: "Er ist eine Luftblase, die nur existiert, wenn andere da sind."

Scharf reagierte Jelinek auf die Bildung der schwarz-blauen Koalition im Februar 2000. "Die EU-Staaten haben sogar die Pflicht, Österreich zu isolieren", richtete sie aus, nachdem die EU-Partner mit der Verhängung von Sanktionen gedroht hatten, und rief zum Österreich-Boykott auf. Nach der Bestätigung der schwarz-blauen Koalition bei der Nationalratswahl im November 2002 zeigte sich Jelinek enttäuscht: "Wie man sieht, wird Wahltrickserei belohnt. Schüssels Rechnung ist aufgegangen."

Zur Innenpolitik meldete sich die Schriftstellerin im Anschluss kaum noch zu Wort. Jüngste Ausnahme: Gemeinsam mit einer Gruppe von linken Intellektuellen und Kollegen wie Peter Turrini, Robert Schindel und Johannes Mario Simmel protestierte sie im März dieses Jahres gegen die blau-rote Koalition in Kärnten. Diese werde aus den selben "grundsätzlichen Erwägungen" abgelehnt wie Schwarz-Blau auf Bundesebene, hieß es. (apa/red)