Nordkorea: Experten können H-Bombe nicht bestätigen

SIPRI: Eine thermonukleare Reaktion ließe sich erst Wochen nach der Explosion nachweisen

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Durch radioaktive Isotope in der Atmosphäre ließe sich die Zündung einer Wasserstoffbombe bestätigen. Da sich das nordkoreanische Regime allerdings alle Mühe gebe, den Austritt solcher Teilchen aus den unterirdischen Test-Tunnels zu verhindern, könne man erst Wochen nach der Explosion nachweisen, um welchen Bombentyp es sich handelte, betonte der US-amerikanische Experte in einer Aussendung.

Auch wenn sich die Explosion selbst anhand von seismischen Messungen bestätigen ließe , könne man alleine an der Sprengkraft eines solchen Tests nicht ablesen, um welchen Bombentyp es sich handle. So hätten die Vereinigten Staaten bereits im Jahr 1952 eine Bombe mit dem Codenamen "Ivy King" gesprengt, die eine fünfmal stärkere Sprengkraft (500 Kilotonnen TNT) hatte, als die Explosion des jüngsten nordkoreanischen Tests - ohne jegliche thermonukleare Reaktion, so Kelley.

Eine Sprengung unter der Erde sagt nach den Worten des SIPRI-Experten auch sehr wenig über die tatsächliche Größe und das Gewicht einer solchen Bombe aus. So sei es wesentlich schwerer, einen funktionierenden Sprengkopf mit einer Sprengkraft von 10-20 Kilotonnen (Kt) auf einer Rakete unterzubringen, als eine Untergrundsprengung von 100 Kt durchzuführen.

Wie das deutsche Magazin "Die Zeit" (Online) kürzlich berichtete, testet der nordkoreanische Diktator Kim Jong-un die Waffen auf dem Testgelände Punggye Ri - bei einem Gebirge, in etwa einem Kilometer Tiefe. Das erzeugt seismische Wellen, die Forscher dank eines Messnetzwerks weltweit erfassen können. Federführend ist dabei die in Wien ansässige Organisation des Vertrags über das umfassende Verbot von Nuklearversuchen (CTBTO).

Verschließt man die Test-Tunnel, könnten radioaktiven Isotope daran gehindert werden nach außen zu gelangen, was die Messungen von radioaktiven Isotopen in der Atmosphäre, die bei Atomexplosionen freigesetzt werden, erheblich erschwert. Vor dem Nachweis dieser radioaktiven Teilchen sei es aber nicht möglich zu bestätigen, ob es sich tatsächlich um eine Wasserstoffbombe handelte, oder eben nicht.

Bereits nach dem ersten Test einer nordkoreanischen Wasserstoffbombe im Jänner 2016 äußerten Experten erhebliche Zweifel an dem Wahrheitsgehalt der Aussagen des Regimes in Pjöngjang. Aufgrund der Versiegelung des Test-Tunnels konnten auch Wochen nach der Explosion keine eindeutigen Ergebnisse zur Art der Bombe erzielt werden.

Wie der deutsche Physiker und Konfliktforscher Götz Neuneck der "Zeit" damals sagte, fehle Nordkorea derzeit das Know-how für eine Wasserstoffbombe. Wasserstoffbomben sind potenziell besonders verheerende Nuklearwaffen. Anders als einfache atomare Sprengsätze beziehen sie den Großteil ihrer Zerstörungskraft nicht aus der Spaltung von Uran- oder Plutoniumkernen, sondern aus der Verschmelzung (Fusion) von Atomkernen des Elements Wasserstoff.

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