Das kranke Geschäft mit der Kur

Esther Mitterstieler über die Kur-Debatte: Sollen Kuren abgeschafft werden?

von Esther Mitterstieler © Bild: News

Wer ist schon gerne krank? Würde man meinen. So mancher nur zu gerne, zumindest hierzulande. Die Kur ist ein Fixtermin. Wenn es geht, am besten alle 18 Monate. Weil dann der Anspruch sich erneuert, wenn der Arzt mitspielt. Am besten kuren so manche immer am selben Ort, damit sie die Kurfreunde wieder treffen. Was gut gemeint ist, kann leider nur zu oft schlecht getroffen sein. So verhält es sich mit dem Kururlaub in Österreich. Ursprünglich ein guter Gedanke, wird das System von manchen bis zur Pervertierung ausgenutzt. Der Chef des Hauptverbands der Sozialversicherungsträger, Peter McDonald, mag im "Profil" harte Worte gefunden haben. Sein Eindruck aber wird von Experten wie Christian Köck anstandslos bestätigt. Der Eindruck nämlich, dass Kuren in Österreich als angestammtes Recht und daher quasi als Pflicht wahrgenommen werden, egal ob man eine Kur braucht oder nicht. Egal was es kostet. Zahlen tun eh die anderen.

Ganz so ist es freilich nicht. Natürlich zahlt jeder Beitragszahler im System mit. Was aber einige, die inflationär kururlauben, die Allgemeinheit kosten, mag man gar nicht nachrechnen. Es ist eine Zumutung, dass diese Viel-Kurgäste auch noch alle eineinhalb bis zwei Jahre eine Unterschrift von einem Arzt bekommen. Wenn die Menschen derartig häufig krank sind, dass sie wirklich so oft zur Kur müssen, dann stellt sich die Frage, wie krank das System sein muss. Denn offensichtlich nützt die Kur ja nichts.

Besonders frech und ungerecht sind die Schlaumeier, die mit der Kur gerne Laufstrecken oder Wandertouren verbinden, die eigentlich nur ein Spitzensportler absolvieren kann. Das ist ungerecht, weil viele Menschen richtige Rehaplätze bräuchten, wenn sie nach oder während einer schweren Krankheit Heilung suchen.

Daher sollte man herkömmliche Kuren streichen, wirklich Kranke per Krankenschein finanziell unterstützen und Anstalten, wo Menschen sich rehabilitieren können, ausbauen. Damit wäre der Allgemeinheit besser gedient und das ganze Geld besser eingesetzt. Falsche Kurgäste sollen sich den Urlaub selber zahlen. Denn als solchen missverstehen diese Leute das System. Und ganz ehrlich: Kur ist einfach kein Urlaub.

Was meinen Sie? Schreiben Sie mir bitte: mitterstieler.esther@news.at

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