Neue Ermittlungen im Fall Politkowskaja:
Mordfall ist nach Freisprüchen wieder offen

Kritische Journalistin im Oktober 2006 erschossen Schon 16 ermordete russische Journalisten seit 2006

Neue Ermittlungen im Fall Politkowskaja:
Mordfall ist nach Freisprüchen wieder offen

Politkowskaja war am 7. Oktober 2006 im Treppenhaus ihres Moskauer Wohnhauses erschossen worden. Die Journalistin gehörte zu den wenigen in Russland, die über den Feldzug der russischen Truppen in Tschetschenien kritisch berichtet und schwere Menschenrechtsverletzungen angeprangert hatten. Die Hintergründe des Mordes sind nicht geklärt. Seit 2000 sind 16 Journalisten in Russland ermordet worden, meist auf eine Art und Weise, die auf einen Auftragsmord hindeutete.

Freigesprochen wurden die tschetschenischen Brüder Ibrahim und Dschabrail Machmudow, die Politkowskaja beschattet und den mutmaßlichen Mörder zum Tatort gefahren haben sollen. Bei dem Todesschützen soll es sich um ihren Bruder Rustam Machmudow handeln, der in Westeuropa untergetaucht sein soll.

Bei dem dritten, ebenfalls freigesprochenen Angeklagten handelt es sich um den ehemaligen Polizisten Sergej Chadschikurbanow, der bei dem Verbrechen logistische Hilfe geleistet haben soll. Freigesprochen wurde auch Pawel Riagusow, ein ehemaliger Agent des Inlandsgeheimdienstes FSB, der nicht wegen Beteiligung an dem Mord angeklagt war, sondern wegen Erpressung und Amtsmissbrauchs im weiteren Zusammenhang mit der Tat.

Aufstand blutig niedergeschlagen
Während des Zerfalls der Sowjetunion formierte sich in Tschetschenien eine Unabhängigkeitsbewegung, die ihren Höhepunkt im Ersten Tschetschenien-Krieg (1994-96) erreichte. Schätzungen zufolge kamen damals 100.000 Menschen ums Leben. 1999 lehnten sich tschetschenische Rebellen erneut gegen Moskau auf, doch wurde ihr Kampf vom damaligen russischen Ministerpräsidenten Putin innerhalb weniger Wochen mit eiserner Hand niedergeschlagen. Seitdem ist die Lage in Tschetschenien vergleichsweise ruhig.

(apa/red)