Giftige Glyphosat-Debatte

Grüne und ÖVP im Schlagabtausch

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In der "Aktuellen Europastunde" zeigten sich auch SPÖ und FPÖ skeptisch, was eine verlängerte Zulassung des Pestizids angeht. ÖVP und NEOS haben geringere Bedenken.

Gewählt hatten das Thema die Grünen. Wie Umweltsprecherin Christiane Brunner ausführte, dränge die Sache, wolle die EU doch die Zulassung von Glyphosat um weitere zehn Jahre verlängern. Dass die Grünen dagegen sind, argumentierte Brunner plakativ: "Glyphosat ist ein Gift, das landet auf unserem Teller und in unserem Wasser." Für Wasserlebewesen sei das Pestizid tödlich, für Menschen wahrscheinlich krebserregend.

Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter (ÖVP) beschwichtigte, indem er versicherte, dass die AGES (Agentur für Ernährungssicherheit) dem aktuellen Verlängerungsvorschlag nicht zustimmen werde, weil die österreichischen Forderungen nicht berücksichtigt seien. Die Versorgung mit hochwertigen Lebensmitteln sei jedenfalls gewährleistet. Dass die Grünen das Thema hochzögen, sei dem Wahlkampf geschuldet. Es werde versucht, mit einem sehr sensiblen Thema die Menschen zu verunsichern.

Für Landwirtschaftskammer-Präsident Hermann Schultes (ÖVP) ist der Einsatz von Glyphosat kein No-Go. Man solle einer vernünftigen Praxis durchaus einen Weg lassen. Die Produkte seien rückstandsfrei, das Wort Gift sei nicht berechtigt: "Was wir liefern, ist in Ordnung." Die Grüne EU-Abgeordnete Ulrike Lunacek sah durch Schultes' Aussagen belegt, wie problematisch es sei, dass die ÖVP selbst im Ministerium die Agenden Umwelt und Landwirtschaft zusammenlege.

Seitens der SPÖ äußerte der Abgeordnete Markus Vogl Skepsis gegenüber einer Glyphosat-Verlängerung: "Wir können nicht einerseits sagen, wir wollen ein Musterland bleiben und andererseits Glyphosat akzeptieren." Gesundheitsministerin Pamela Rendi-Wagner (SPÖ) forderte am Mittwoch einmal mehr ein klares Bekenntnis von der ÖVP für ein Nein zu Glyphosat. Sie hob gegenüber Journalisten vor dem Ministerrat die Bedeutung der Gesundheit hervor und pochte auf diese Haltung auch beim Noch-Koalitionspartner.

Der freiheitliche EU-Mandatar Harald Vilimsky thematisierte vor allem den Lobbyismus in Brüssel etwa für das Pestizid und prangerte an, dass die ÖVP sich von entsprechenden Interessen leiten lasse. Der NEOS-Mandatar Gerald Loacker ärgerte sich, dass die Glypohsat-Diskussion mit einem "Maximum an Emotionen und einem Minimum an Fakten" geführt werde. Man müsste schon 1.000 Liter trinken, um seine Gesundheit zu gefährden. Immerhin gestand sein Fraktionskollege Michael Bernhard zu, dass Glyphosat an sich nicht unproblematisch sei.

Global 2000 wies darauf hin, dass das angekündigte österreichische "Nein zu Glyphosat" ein Ablaufdatum haben könnte. Denn es gelte nur so lange wie der von der Kommission zur Abstimmung vorgelegte Vorschlag auf Wiederzulassung von Glyphosat kein EU-weites Verbot der Vorerntebehandlung von Getreide beinhaltet.

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