Naomi Campbell gesteht vor dem Haager Kriegstribunal: "Habe Diamanten erhalten"

Ex-Diktator Taylor soll Supermodel beschenkt haben US-Actrice Mia Farrow setzte Naomi unter Druck

Naomi Campbell gesteht vor dem Haager Kriegstribunal: "Habe Diamanten erhalten"

Die 40-jährige Britin wurde dazu befragt, ob ihr Taylor im Jahr 1997 einen mutmaßlichen "Blutdiamanten" geschenkt hat. Als Blutdiamanten werden Edelsteine bezeichnet, mit denen Kriege in Afrika finanziert wurden oder noch werden. Taylor soll während des Bürgerkrieges in Sierra Leone (1991 - 2002) Rebellen mit Waffen versorgt haben, die ihn in Diamanten bezahlt haben sollen. Er hat den Vorwurf zurückgewiesen.

Die US-Schauspielerin Mia Farrow hatte Vorwürfe vorgebracht, Taylor habe Campbell 1997 auf einer Feier des damals amtierenden südafrikanischen Präsidenten Nelson Mandela einen Rohdiamanten überreicht. Laut Anklage ist dies der Beweis dafür, dass Taylor sich von den Rebellen mit Diamanten bezahlen ließ.

"Schmutzig aussehende Steine"
Campbell sagte vor Gericht, sie habe damals ein kleines Säckchen in ihrem Zimmer erhalten. Sie habe es erst am nächsten Morgen aufgemacht und "sehr kleine, schmutzig aussehende Steine" darin entdeckt. "Es gab keine Erklärung, keine Notiz", sagte Campbell. Beim Frühstück habe sie dann mit ihrer damaligen Agentin und mit Farrow darüber gesprochen. Eine von beiden habe gesagt, dass es offenbar ein Geschenk von Taylor sei. Sie habe darauf gesagt: "Ich denke, ja." Sie habe die Steine daraufhin einer befreundeten Person übergeben, die in Südafrika karitativ tätig gewesen sei. Farrow soll am kommenden Montag in Den Haag aussagen.

Steine nicht gespendet
Naomi Campbell gab an, sie habe die Steine von Taylor einem Freund, Jeremy Ratcliffe, gegeben, der in Afrika für die Wohltätigkeitsorganisation Nelson Mandela Children's Fund arbeitete. Sie habe Ratcliffe erklärt, er solle die Steine für wohltätige Zwecke spenden. Vor einem Jahr habe sie ihn angerufen und gefragt, was aus den Steinen geworden sei. Ratcliffe habe gesagt, dass er sie noch immer habe.

Ein Sprecher der Nelson Mandela Children's Fund erklärte nach Campbells Aussage, die Stiftung habe die Diamanten nie erhalten. Die Organisation habe zudem vergebens versucht, Kontakt zu Ratcliffe aufzunehmen, der derzeit in der Stiftungsverwaltung tätig sei.

Kein Flirt mit Taylor
In ihrer Aussage vor dem UN-Tribunal wies Campbell Angaben ihrer damaligen Agentin Whites, wonach das britische Supermodel bei der Feier neben Taylor gesessen und mit ihm geflirtet habe, zurück. Sie habe zwischen Mandela und dem Musikproduzenten Quincy Jones gesessen, sagte sie. "Ich hatte niemals zuvor von Charles Taylor gehört, niemals vorher vom Land Liberia gehört und niemals den Begriff 'Blutdiamanten' gehört."

Der im Jänner 2008 angelaufene Prozess gegen Taylor ist ein Präzedenzfall - nie zuvor ist ein Staatsoberhaupt eines afrikanischen Landes vor ein internationales Gericht gestellt worden. Taylor hat sich in allen elf Anklagepunkten - darunter Mord, Vergewaltigung und die Rekrutierung von Kindersoldaten - nicht schuldig erklärt. Der Bürgerkrieg in Sierra Leone dauerte von 1991 bis 2002 und kostete bis zu 500.000 Menschen das Leben.

(apa/red)