Nach Friedensempfehlungen an Ukraine Kehrtwende des Vatikan

von Nach Friedensempfehlungen an Ukraine Kehrtwende des Vatikan © Bild: APA/APA/AFP/PATRICIA DE MELO MOREIRA

Parolin rückte für kritisierten Papst aus

Nach heftiger Kritik an einem Appell von Papst Franziskus zu Friedensverhandlungen im Ukraine-Krieg bemüht sich der Vatikan weiter um Schadenbegrenzung. Es sei offensichtlich, dass ein gerechter und dauerhafter Frieden nur durch Anstrengungen beider Kriegsparteien geschaffen werden könne, sagte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin der Zeitung "Corriere della Sera" (Dienstag). "Die erste Bedingung scheint mir eben die Beendigung der Aggression zu sein."

Angesichts des seit mehr als zwei Jahren andauernden Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine hatte das Oberhaupt der katholischen Kirche in einem Interview jüngst gesagt: "Wenn man sieht, dass man besiegt ist, dass es nicht gut läuft, muss man den Mut haben, zu verhandeln." Angesprochen auf Forderungen nach "Mut zur Kapitulation, zur weißen Fahne" antwortete er: "Das ist eine Frage der Sichtweise. Aber ich denke, dass derjenige stärker ist, der die Situation betrachtet, an die Bevölkerung denkt und den Mut zur weißen Fahne und zu Verhandlungen hat."

Parolin, die "Nummer Zwei" des Vatikans, erklärte dazu nun gegenüber dem italienischen Blatt: "Wir dürfen niemals den Kontext und in diesem Fall die Frage vergessen, die dem Papst gestellt wurde, der in seiner Antwort von Verhandlungen und insbesondere vom Mut zur Verhandlung sprach, der niemals eine Kapitulation bedeutet." Der Heilige Stuhl rufe seit geraumer Zeit zu einem Waffenstillstand auf. Allerdings müssten die Aggressoren zuerst das Feuer einstellen.

Der Vatikan sei zudem besorgt darüber, dass sich der Ukraine-Krieg weiter ausweiten könne. Der Chef des Staatssekretariats sagte, dies bedeute neues Leid, neue Trauer, neue Opfer und neue Zerstörungen. Außerdem warnte er vor dem Risiko einer atomaren Eskalation. Gerade deswegen sei eine diplomatische Lösung so wichtig.