Mord in Salzburg scheint geklärt: Neffe der getöteten 29-Jährigen wurde festgenommen

Mutmaßlicher Täter wollte Frau 'Denkzettel verpassen' Mutter zweier Kinder Samstag früh erstochen

Motiv des grausamen Verbrechens, das sich am Samstag gegen 7.00 Uhr in einem Mehrparteienhaus in der Plainstraße Nummer 75 (Elisabeth-Vorstadt) ereignet hatte, dürfte ein Racheakt gewesen sein. Der Verdächtige gab bei seiner Einvernahme vor der Polizei an, er habe seiner Tante einen Denkzettel verpassen wollen, weil sie ihn regelmäßig bevormundet und öffentlich zurecht gewiesen habe, erklärte der Leiter des Landeskriminalamtes, Oberst Albert Struber.

Die geschiedene Frau hatte ihrem Neffen gegen 7.00 Uhr die Haus- und Wohnungstüre geöffnet. "Dann ist alles sehr rasch gegangen. Beim Betreten der Wohnung hielt er bereits das Messer in der Hand. Er trat ans Bett, erfasste die Tante an den Haaren, zerrte sie unter heftiger Gegenwehr auf den Boden und stach mehrmals zu", zitierte Oberst Struber die Aussagen des bisher unbescholtenen Türken. Die Kinder von Sunay W. befanden sich zu diesem Zeitpunkt bei den Großeltern.

Von den insgesamt fünf Stichen war einer im Oberbauchbereich tödlich, erklärte die Leiterin der Salzburger Gerichtsmedizin, Edith Tutsch-Bauer. Die 29-Jährige hatte nach der Tat noch selbst die Rettung alarmieren können. Mit schwacher Stimme gab sie ihre Adresse durch, dann riss der Telefonkontakt ab. Obwohl die Einsatzkräfte wenige Minuten später am Tatort ankamen und die Erstversorgung des Opfers durchführten, erlag Sunay W. gegen 8.20 Uhr ihren schweren Verletzungen im St.-Johanns-Spital.

Auf Grund umfangreicher Ermittlungen im familiären Umfeld war der Verdächtige bereits am Samstagabend ins Fahndungsnetz der Polizei geraten. "Er hat die Tat bestätigt", sagte Oberst Struber. Nach einer Zechtour in der Nacht von Freitag auf Samstag, die in Salzburg begann und in den Morgenstunden in Hallein endete, fuhr Erhan P. mit dem Zug in die Mozartstadt zurück. "Während der Fahrt beschloss er, mit seiner Tante ein klärendes Gespräch zu führen."

In seiner Wohnung wechselte er noch die Kleidung, dann nahm er ein Küchenmesser mit einer 22 Zentimeter langen Klinge und machte sich zu seiner Tante auf. Vor dem Mehrparteienhaus wurde er von Zeugen beobachtet. Nach der Tat warf der Mann das Messer in eine Mülltonne in der Nähe des Bahnhofes. Dann reiste er mit dem Zug zu seiner Arbeitsstelle nach Hallein. Die Waffe wurde sichergestellt.

Einen religiösen Hintergrund der Tat schloss Hermann Rechberger von der Sicherheitsdirektion aus. Die 29-Jährige hatte ihrem Neffen im Jahr 2002 den Aufenthalt in Österreich vermittelt, ihm auch die Wäsche gewaschen und ihn fallweise in ihrer Wohnung übernachten lassen. In den vergangen Monaten war es allerdings häufig zu Streitereien gekommen. Erhan P. soll seine Tante einmal in einem Lokal heftig gewürgt haben. Die Frau hinterlässt zwei Kinder im Alter von sieben und zwölf Jahren, die nun bei den Großeltern wohnen.

(apa/red)