Molkereien sehen
Milchkrise überstanden

Strukturwandel geht weiter - Anzahl der Milchbauern 2016 um 900 auf 28.500 zurückgegangen

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Die Zahl der Milchbauern ging 2016 um rund 3 Prozent auf 28.500 zurück, damit haben rund 900 Milchbauern aufgehört. Vor dem EU-Beitritt 1994 gab es noch knapp 82.000 Milchbauern in Österreich. "Der Strukturwandel wird weitergehen", erwartet der Präsident der Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter (VÖM) und Chef der Kärntnermilch, Helmut Petschar.

"2016 war für die österreichische Milchwirtschaft ein sehr schwieriges Jahr", sagte Petschar am Dienstag vor Journalisten in Wien. In der ersten Hälfte des Jahres sei der europäische Milchmarkt noch von den anhaltenden Folgen des Russland-Embargos, der Mehranlieferungen aufgrund der Abschaffung der Milchquoten in der EU und der verhaltenen Nachfrage auf wichtigen Exportmärkten in einer "tiefen Krise" gewesen. Dies habe für die heimische Milchwirtschaft "schwerwiegende Preisrückgänge" gebracht, so Petschar.

Seit dem Preistief im Sommer 2016 hat sich die Lage am Milchmarkt etwas entspannt. Für Milch aller Qualitäten mit 4,2 Prozent Fett und 3,4 Prozent Eiweiß exkl. Umsatzsteuer erhielten die Bauern im Jahresschnitt 31,2 Cent, nach 33,9 Cent im Jahr 2015 und 39,6 Cent im Jahr 2014. Die Preiskrise hat vor allem Bauern getroffen, die weder Heumilch noch Biomilch produzierten. Im Juni, Juli und August 2016 erhielten die Bauern für konventionelle Milch nur etwas über 27 Cent, im Jahresschnitt lag der Preis bei knapp 29 Cent. Kostendeckend arbeiten die Bauern laut Expertenmeinung aber erst bei einem konventionellen Milchpreis von 35 bis 36 Cent. Deutlich besser geht es den österreichischen Biobauern: Die Molkereien zahlten 2016 für Biomilch im Jahresschnitt 41,5 Cent, für Biomilch mit Heumilchzuschlag rund 48 Cent. Der Biomilch-Anteil liegt bereits bei 15 Prozent und könnte laut dem Molkereiverbandschefs auch noch auf 20 Prozent steigen.

Um den Milchmarkt zu entlasten, zahlt die EU 14 Cent je Kilo nicht angelieferter Milch. Von Oktober bis Dezember 2016 haben die Milchbauern aufgrund der Abschlagszahlungen in Österreich rund 20.000 Tonnen weniger Milch geliefert als im Vorjahreszeitraum.

Der Umsatz der Berglandmilch Molkerei ging 2016 um 3,7 Prozent auf 810 Mio. Euro und die NÖM-Erlöse sanken um 3 Prozent auf 318 Mio. Euro zurück. Die drittgrößte heimische Molkerei SalzburgMilch verzeichnete einen Umsatzanstieg von 3,2 Prozent auf 191 Mio. Euro, bei der oberösterreichischen Gmundner Molkerei gingen die Erlöse hingegen um 8,4 Prozent auf 175 Mio. Euro zurück. Die Gmundner Molkerei hatte im Frühjahr 2016 ein umstrittenes Quotensystem eingeführt, um die Milchanlieferung ihrer Bauern zu reduzieren. Der Milchpulvererzeuger Prolactal steigerte seinen Umsatz um zwei Drittel auf 146 Mio. Euro. Neue Absatzmärkte und der erweiterte Prolactal-Standort in Hartberg (Steiermark) haben laut Branchenexperten die Erlöse kräftig steigen lassen.

Der Gesamtumsatz der heimischen Milchverarbeiter stieg 2016 um 4,5 Prozent auf 2,45 Mrd. Euro. Das bereinigte EGT (Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit)) bezogen auf den Umsatz lag bei 0,8 Prozent nach 1,3 Prozent im Jahr davor. Die Milchanlieferung der Bauern stieg um 3,2 Prozent auf 3,2 Tonnen, die von der EU geförderte Senkung von Milchanlieferungenim zweiten Halbjahr bremste dann die starke Anlieferung etwas. Die Exportquote lag bei 46,2 Prozent, die Importquote bei 29,4 Prozent. Damit ergab sich ein positiver Außenhandelssaldo von 412 Mio. Euro.

Trotz erhöhter Milchlieferung lag 2016 das durchschnittlich ausbezahlte Milchgeld der österreichischen Molkereien je Landwirt mit 39.720 Euro um 0,4 Prozent niedriger als 2015. Die durchschnittliche jährliche Milchanlieferung stieg um 6,3 Prozent auf 112,2 Tonnen. Österreich hat im Vergleich zu anderen europäischen Ländern kleinstrukturierte Milchbetriebe. Durchschnittlich hat ein Milchbauer in Österreich 18,9 Kühe je Betrieb und eine durchschnittliche Milchlieferleistung je Kuh von 5.922 Kilogramm erzielt. 78 Prozent der heimischen Milchprodukte stammen laut Molkereiverband aus Berg- oder benachteiligen Gebieten.

Für 2017 erwartet der VÖM-Präsident eine Stabilisierung des Milchmarktes und steigende Exporte. Trotz derzeit rückläufiger Milchmenge werde bei einer Milchpreiserholung mittelfristig aber wieder mit einem Anziehen der Milchanlieferung zu rechnen sein.

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